In den siebziger Jahren gewannen die wirtschaftspolitischen Fragen für die
Bundesrepublik wie auch international stark an Bedeutung1. Infolge des Ölpreisschocks
im Jahr 1973 kam es zu einer Phase wirtschaftlicher Rezession, die die westlichen
Industrienationen gleichermaßen betraf. Die Bundesrepublik stand 1975 sogar vor dem
stärksten konjunkturellen Einbruch nach dem Zweiten Weltkrieg.2 Zum ersten Mal
wurde den vom wirtschaftlichen Erfolg verwöhnten Bundesbürgern die Grenze ihres
Wohlstands und die Endlichkeit natürlicher Ressourcen bewußt. Die Beendigung der
Krise empfanden die Wähler als wichtigste Aufgabe für die nähere Zukunft3. In den
Zeitraum dieser Krisenperiode fällt die Kanzlerschaft Helmut Schmidts, der von 1974
bis 1982 die Regierungsgeschäfte der Bundesrepublik Deutschland leitete.
Gegenstand der nachfolgenden Ausarbeitung sind das Handeln und Auftreten des
zweiten sozialdemokratischen Bundeskanzlers im Bereich der damaligen
Weltwirtschaftspolitik.
Helmut Schmidt erkannte in diesem Zusammenhang, daß nationale Wirtschaftspolitik
im Umfeld einer Weltrezession nicht den nötigen Erfolg zur Belebung der Konjunktur
haben würde und plädierte für konzertiertes Handeln auf internationaler Ebene4. Der
deutsche Bundeskanzler konnte sich gegenüber den anderen westlichen
Industrienationen als kompetenter Gesprächspartner in wirtschaftlichen Fragen
profilieren5. Hierfür brachte er von seinen Begabungen und von seinen persönlichen
Leitbildern die entsprechende Eignung mit. Hinzu kam, daß keiner seiner
Amtsvorgänger so viele unterschiedliche politische Funktionen ausgeübt hatte wie
Helmut Schmidt.6
In der Öffentlichkeit wurde dem deutschen Bundeskanzler der Beiname „Weltökonom“
zuteil. [...]
1 Dönhoff, Gräfin Marion (Von Gestern nach Übermorgen, Hamburg 1981), S. 253
2 Jäger, Wolfgang/Link, Werner (Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 5 Republik im
Wandel 1974 – 1982. Die Ära Schmidt, Stuttgart 1987), S. 15/16
3 Jäger/Link (Die Ära Schmidt, 1987), S. 32
4 Kistler, Helmut (Bundesdeutsche Geschichte, Stuttgart 1986), S. 336
5 Ford, Gerald (A Man of and for his Times, in: Lahnstein, Manfred/Matthöfer, Hans (Hrsg):
Leidenschaft zur praktischen Vernunft. Helmut Schmidt zum Siebzigsten, Berlin 1989), S. 132
6 Soell, Hartmut (Jahre der Krise. Helmut Schmidts schwierige Kanzlerschaft, in: Kanzler, Krisen,
Kontroversen. Die Bundesrepublik wird 50 – eine politische Bilanz, ZeitPunkte 1/1999.), S. 46
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Die wirtschaftlichen Bedingungen der siebziger Jahre
- C. Die ökonomische Kompetenz Helmut Schmidts
- I. Kurzvita
- II. Wirtschaftliche Ausbildung und Ämterlaufbahn
- III. Ökonomische und politische Grundüberzeugungen
- IV. Der Bundeskanzler und die Privatwirtschaft
- D. Helmut Schmidt und die Weltwirtschaft
- I. Der Weltwirtschaftsgipfel
- II. Die EG-Gipfelkonferenz
- III. Das Europäische Währungssystem (EWS)
- E. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Handeln und Auftreten von Helmut Schmidt als Bundeskanzler im Kontext der Weltwirtschaftspolitik der 1970er Jahre. Der Fokus liegt dabei auf seiner Rolle als internationaler Vermittler und Problemlöser in Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Die Arbeit untersucht, wie Schmidt sein Handeln auf die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen abstellte und wie er die Herausforderungen der Zeit bewältigte.
- Die wirtschaftlichen Bedingungen der 1970er Jahre, insbesondere die Folgen des Ölpreisschocks
- Die ökonomische Kompetenz von Helmut Schmidt, seine Ausbildung und wirtschaftspolitischen Ämter
- Schmidts Engagement in der internationalen Wirtschaftspolitik, insbesondere seine Rolle bei der Gründung des Europäischen Währungssystems
- Die Wahrnehmung Helmut Schmidts in der Öffentlichkeit als „Weltökonom“ und die Analyse seines Selbstbildes
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel A: Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie auf die Bedeutung der wirtschaftspolitischen Fragen in den 1970er Jahren hinweist. Sie erläutert die Relevanz von Helmut Schmidts Kanzlerschaft in dieser Zeit sowie die zentralen Themen der Arbeit.
- Kapitel B: Die wirtschaftlichen Bedingungen der siebziger Jahre: Dieses Kapitel beleuchtet die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland und international in den 1970er Jahren. Es beschreibt die Folgen des Ölpreisschocks und die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.
- Kapitel C: Die ökonomische Kompetenz Helmut Schmidts: In diesem Kapitel werden die persönlichen Voraussetzungen von Helmut Schmidt vorgestellt, die ihn zum international angesehenen Ratgeber in wirtschaftlichen Fragen machten. Es werden seine Ausbildung und seine wirtschaftspolitischen Ämter erläutert, sowie seine ökonomischen und politischen Grundüberzeugungen.
- Kapitel D: Helmut Schmidt und die Weltwirtschaft: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wirtschaftspolitischen Leistungen des Bundeskanzlers auf der internationalen Ebene. Es konzentriert sich dabei auf von Helmut Schmidt (mit-)initiierte Institutionen wie den Weltwirtschaftsgipfel und die EG-Gipfelkonferenz.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Weltwirtschaft, Wirtschaftspolitik, Ökonomie, Helmut Schmidt, Bundeskanzler, Ölpreisschock, Weltwirtschaftsgipfel, EG-Gipfelkonferenz, Europäisches Währungssystem, internationale Zusammenarbeit.
- Arbeit zitieren
- Monika Goerke (Autor:in), 2001, Helmut Schmidt: Der Bundeskanzler und die Weltwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14386