Einer der Soziologen, der im letzten halben Jahrhundert einen weitreichenden Einfluss auf die theoretische und empirische Soziologie hatte, ist Pierre BOURDIEU (1930-2002). Ab den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahmen seine Forschungen zunächst in Frankreich, dann auch in der ausländischen Rezeption eine starke Bedeutung ein. Bereits Mitte der 90er Jahre fand sich ein weit über 600 Schriften umfassendes Arbeitswerk , das bis in dieses Jahrhundert hinein noch eine Ausweitung erfuhr und mit den Sekundärschriften zum Werk des Philosophen und Soziologen mittlerweile einen vierstelligen Umfang erreicht, dessen umfassende Zusammenstellung bislang von niemandem mehr in Gänze weitergeführt wurde.
BOURDIEU erklärte, dass in seinen Anfangsarbeiten bereits die grundlegenden Positionen und Formulierungen seiner Theorien angelegt seien. Diese Grundlagen wurden, in der Vielzahl der Texte, später detaillierter ausgeführt. Er griff, in Anleihe auch an historische und zeitgenössische philosophische Werke, dabei auf schon vorhandene Vorstellungsbilder, Begriffe und Definitionen zurück, die er – teils in veränderter Form - für die soziologische Arbeit fruchtbar machte. So fanden u.a. die Begriffe Habitus, Feld, Distinktion und einige weitere Eingang in die Sozialforschung. Mit der Korrespondenzanalyse schaffte er es, die feinen Unterschiede im Zusammenspiel der Akteure und deren Position im Feld herauszuarbeiten und darzustellen; weiterhin führte er noch qualitativen Interviews, in denen sich Darstellungen beispielsweise der individuellen symbolischen Ausdrucksweisen finden und die u.a. in der Gemeinschaftsarbeit Das Elend der Welt zusammengestellt wurden. Die erwähnte relative (korrespondierende) Positionierung der Akteure zueinander ist für alle Bereiche der BOURDIEUSCHEN Arbeiten grundlegend. Weiterer zentraler Begriff ist auch das Kapital der Akteure, das ihnen zur Verfügung steht und das sie in einer bestimmten Art und Weise zum Einsatz bringen. Die Unterscheidung in das ökonomische, soziale und kulturelle Kapital mag dabei als beinahe selbsterklärend angesehen werden – in seinen Arbeiten erfolgte dann die Weiterführung und Betonung der Relevanz des symbolischen Kapitals. Sind die erstgenannten drei Kapitalsorten noch gut mittels nationaler bzw. internationaler statistischer Erhebungen rekonstruierbar , stellen sich bei den Untersuchungen des symbolischen Kapitals schon besondere Herausforderungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Werdegang des Symbolischen bei Bourdieu – Eine 'symbologische' Werkübersicht und ein detaillierter Blick –
- 1966-1968: Die Soziologie der symbolischen Formen - Klasse, Feld und symbolische Beziehungen
- 1970-1971: Grundlagen einer Theorie der symbolischen Gewalt - Die Mechanismen und Akteure der Deutungsmacht
- 1971: Der Markt der symbolischen Güter - Produktion und Gewinn
- 1972: Herrschaft und Macht - Archaische und subliminale Symbolik
- 1977: Über die symbolische Macht – Sprache als Instrument der Macht
- 1979: Die feinen Unterschiede - Klassenkämpfe
- 1985: Symbolische Produktion und das religiöse Feld – ein terroristischer Akt?
- 1988: Darstellungen und Gegendarstellungen – Kritische Auseinandersetzung
- 1989-2002 Ein literaturhistorischer Ausblick
- Forschungen im symbolischen Formenkreis - Vom 'symbolischen Bluff zum konkreten Kriterium
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Symbolischen in den Theorien von Pierre Bourdieu. Ziel ist es, Bourdieus Verständnis vom Symbolischen zu untersuchen und dessen Entwicklung in seinen Schriften zu beleuchten. Darüber hinaus soll analysiert werden, welche Hemmnisse Bourdieu selbst im Symbolischen sah und wie dieses für weitere Forschungen nutzbar gemacht werden kann.
- Entwicklung des Symbolischen in Bourdieus Werk
- Bourdieus Verständnis vom Symbolischen
- Hemmnisse für die Forschung im Symbolischen
- Nutzung des Symbolischen in Bourdieus Theorien für weitere Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Pierre Bourdieu als einflussreichen Soziologen vor und beleuchtet dessen umfangreiches Werk. Sie führt die zentralen Begriffe von Bourdieu wie Habitus, Feld, Distinktion und Kapital ein und verdeutlicht die Bedeutung des symbolischen Kapitals in seinen Arbeiten.
Der Abschnitt „Der Werdegang des Symbolischen bei Bourdieu – Eine 'symbologische' Werkübersicht und ein detaillierter Blick –“ beleuchtet Bourdieus Publikationsgeschichte ab 1958 und führt die zentralen Schriften ein, die für die Untersuchung des Einflusses des Symbolischen relevant sind. Zudem wird auf die Rezeption von Bourdieus Arbeiten eingegangen.
Im Unterpunkt „1966-1968: Die Soziologie der symbolischen Formen - Klasse, Feld und symbolische Beziehungen“ werden die frühen Arbeiten von Bourdieu im Kontext der „Soziologie der symbolischen Formen“ vorgestellt. Diese Schriften, wie beispielsweise „Klassenstellung und Klassenlage“ und „Künstlerische Konzeption und intellektuelles Kräftefeld“, bilden die Grundlage für die thematische Darlegung des Einflusses des Symbolischen in Bourdieus Werk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe und Konzepte, die Bourdieu im Kontext des Symbolischen verwendet. Hierzu zählen insbesondere die Begriffe Habitus, Feld, Distinktion, Kapital, symbolische Gewalt, symbolische Macht und symbolische Beziehungen. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und Entwicklung dieser Begriffe in Bourdieus Schriften und analysiert deren Bedeutung für die Soziologie.
- Quote paper
- Marion Röbkes (Author), 2009, Der Einfluss des Symbolischen in den Theorien von Pierre Bourdieu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144059