[...] Besonders nicht
die vielen Kleinanleger, die in dieser Zeit ihr Geld in Aktien anlegten. Seit dem Höhepunkt
im März 2000 mussten die Anleger in einem Zeitraum von nur einem Jahr enorme Kursverluste
hinnehmen. Der DAX fiel von rund 8000 Punkte auf knapp 5500 Punkte, was ein
Minus von 2500 Punkte ausmacht. Der Nemax50 dagegen, der in Spitzenzeiten den DAX
und alle anderen Segmente um vieles übertraf, musste sogar ein Minus von 8300 Punkten
hinnehmen, indem er einen freien Fall von 9600 bis auf 1300 Punkten mitmachte. Aber
wer glaubt, dass diese Krise nur in Deutschland herrschte, der unterliegt einem großen
Irrtum. Nicht nur die Börsen in Europa, sondern auch in Amerika brachen zusammen.1
Anleger, die in diesem Zeitraum zu hohen Preisen Wertpapiere einkauften und diese nicht
rechtzeitig wieder veräußerten, verzeichneten hohe Verluste und haben bis jetzt das Nachsehen.
Schuldige für diese Misere wurden überall gesucht, aber keine Gruppe stand so sehr
in der Kritik wie die der Finanzanalysten. Privatanleger werfen ihnen vor, durch übertriebene
Gewinnschätzungen und irrealen Kurszielen den Boom wenn nicht verursacht, so
doch nach Kräften gefördert zu haben.2 Wertpapiere, wie die der deutschen Telekom
wurden von Experten renommierter europäischer Banken sowohl bei 100 Euro als auch bei
40 Euro für unbedingt kaufenswert eingestuft. Ebenso wurden Titel wie Mobilcom oder
EM-TV noch zum Kauf empfohlen, obwohl sie bereits an Boden verloren hatten.3 Durch
diese teilweise falschen Empfehlungen hat ein großer Teil der Anleger das Vertrauen in die
Wertpapierexperten verloren.
1.2. Ziel der Arbeit
Nach drei Jahren stellt sich die Frage, ob die Analysten ihren Status als „Götter in grau“
verloren haben und letztendlich nur noch einer „Zunft von Blindgängern“, wie sie in der
Juliausgabe 2002 vom Managermagazin unverblümt genannt worden sind, angehören. Dies
soll das Ziel dieser Arbeit sein. Die Verlässlichkeit von Analystenaussagen und die Frage bezüglich der Eignung solcher bei der Orientierung von Anlageentscheidungen sollen im
Vordergrund stehen. Dabei wird auf psychologische Effekte eingegangen, welche die
Empfehlungen beeinflussen und Erkenntnisse der Glaubwürdigkeitsforschung mit herangezogen.
Des weiteren wird auch die Beurteilung des Erfolges von Analysten ein Teil
dieser Arbeit sein.
1 Vgl. Graphiken im Anhang
2 Vgl. Fugger, H. (16.07.2002, 7:00), FTD, www
3 Zum Vergleich sind dem Anhang die jeweiligen Charts und die Kursprognosen der Analysten beigefügt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Ziel der Arbeit
- 2. Analysten
- 2.1. Buy-Side-Analysten
- 2.2. Sell-Side-Analysten
- 3. Analystenempfehlungen
- 3.1. Prognosen
- 3.1.1. Daten
- 3.1.2. Methoden
- 3.1.3. Beurteilung
- 3.2. Psychologische Effekte
- 3.2.1. Urteilsheuristiken
- 3.2.1.1. Repräsentativität
- 3.2.1.1.1. Gewinner- Verlierer- Effekt von De Bondt und Thaler
- 3.2.1.1.2. Monte-Carlo- Effekt
- 3.2.1.1.3. Wetten auf Trends
- 3.2.1.2. Verfügbarkeit
- 3.2.1.3. Verankerung und Anpassung
- 3.2.2. Interessenkonflikte
- 4. Glaubwürdigkeit
- 4.1. Definition
- 4.2. Einflussfaktoren
- 4.3. Einfluss der Glaubwürdigkeit auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen
- 5. Erfolgsmessung von Finanzanalysten
- Verhalten von Finanzmarktteilnehmern
- Verlässlichkeit von Analystenaussagen
- Psychologische Effekte bei Anlageentscheidungen
- Einflussfaktoren auf die Glaubwürdigkeit von Analysten
- Erfolgsmessung von Finanzanalysten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht das Verhalten von Finanzmarktteilnehmern und beleuchtet die Verlässlichkeit von Analystenaussagen. Sie analysiert die verschiedenen Arten von Analysten, ihre Empfehlungen und Prognosen sowie die psychologischen Effekte, die bei der Entscheidungsfindung von Anlegern eine Rolle spielen. Zudem werden die Faktoren betrachtet, die die Glaubwürdigkeit von Analysten beeinflussen und wie diese Glaubwürdigkeit wiederum die Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Anlegern prägt. Die Arbeit fokussiert auf die Erfolgsmessung von Finanzanalysten und liefert eine kritische Bewertung der Verlässlichkeit von Analystenaussagen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problemstellung und das Ziel der Arbeit. Anschließend werden die verschiedenen Arten von Analysten, Buy-Side- und Sell-Side-Analysten, vorgestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Analystenempfehlungen, insbesondere den Prognosen, deren Daten, Methoden und Beurteilung. In diesem Kapitel werden auch psychologische Effekte wie Urteilsheuristiken und Interessenkonflikte beleuchtet. Das vierte Kapitel definiert die Glaubwürdigkeit und analysiert ihre Einflussfaktoren sowie ihren Einfluss auf Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Anlegern. Abschließend wird die Erfolgsmessung von Finanzanalysten betrachtet.
Schlüsselwörter
Finanzmarktteilnehmer, Analystenaussagen, Verlässlichkeit, Buy-Side-Analysten, Sell-Side-Analysten, Analystenempfehlungen, Prognosen, Psychologische Effekte, Urteilsheuristiken, Interessenkonflikte, Glaubwürdigkeit, Erfolgsmessung.
- Arbeit zitieren
- Christian Blumenschein (Autor:in), 2003, Verhalten von Finanzmarktteilnehmern: Wie verlässlich sind Analystenaussagen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14409