Die Hausarbeit diskutiert "die" postmoderne Interpretation Nietzsches als komplett die Idee der Wahrheit zurückweisend. Warum das grober Unfug und das Resultat rein selektiver Lektüre von Nietzsches Frühwerk, das Spätwerk ignorierend, ist, klärt die Hausarbeit.
Die Genealogie der Moral ist dem sogenannten Spätwerk Nietzsches zuzuordnen und kann als eine seiner strukturiertesten und "wenn man so will: am meisten systematische Abhandlung" gelten. Nietzsches Positionen im Verlauf seines Schreibens sind allerdings nicht uniform und entwickeln sich, wobei er in Teilen Früheres verwirft oder modifiziert, man denke an den Bruch mit Schopenhauer und Wagner. Konsistent sind hingegen seine bereits früh einsetzende anti-metaphysische Haltung, Wissenschaftskritik und moralische Skepsis, die sich als Topoi durch dessen gesamtes Werk ziehen. Nietzsches Beziehung zur Idee der Wahrheit ist komplex und vielfältig interpretiert worden.
Der Fokus der Arbeit liegt auf epistemologischen Implikationen der Genealogie, als auch früherer Werke, und folgt im Wesentlichen einem dreischrittigen Vorgehen. Zunächst wird erörtert, dass Nietzsche kategorisch metaphysische Wahrheit ablehnt. Daran anschließend wird erläutert, dass, obwohl Nietzsche keine Wahrheitstheorie entwickelte, dessen Haltung des Perspektivismus nicht mit erkenntnistheoretischem Relativismus gleichzusetzen ist. Letztlich wird die These entwickelt, dass postmoderne Lesarten, die ihn als Gegner jedweden Wahrheitsbegriffs auslegen, nicht überzeugend sind. Hierzu bedarf es der Erörterung von Nietzsches Konzept des 'Perspektivismus' und der 'asketischen Ideale', um anschließend die Beziehung letzterer zur Wissenschaft, sowie zur Wahrheit zu erläutern. Der Versuch, hierbei hauptsächlich Nietzsche selbst, auch über die Genealogie hinaus, zu Wort kommen zu lassen und sich nicht zu sehr auf Sekundärliteratur zu stützen, begründet die hohe Anzahl der Anmerkungen in den Fußnoten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Idee des asketischen Ideals
- Die Bedeutung des asketischen Ideals für dessen Priester
- Die Bedeutung des asketischen Ideals für Philosophie und Wissenschaft
- Der Perspektivismus
- Der Perspektivismus: Ein Skeptizismus?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die epistemologischen Implikationen der „Genealogie der Moral“ und früherer Werke Nietzsches. Sie erörtert, dass Nietzsche eine metaphysische Wahrheit kategorisch ablehnt, und argumentiert, dass sein Perspektivismus nicht mit erkenntnistheoretischem Relativismus gleichzusetzen ist. Die Arbeit stellt die These auf, dass postmoderne Interpretationen, die Nietzsche als Gegner jedweden Wahrheitsbegriffs auslegen, nicht überzeugend sind.
- Nietzsches Ablehnung der metaphysischen Wahrheit
- Der Perspektivismus und seine Bedeutung
- Die Kritik am asketischen Ideal
- Die Rolle des Ressentiments
- Die Beziehung zwischen asketischen Idealen und Wissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die „Genealogie der Moral“ als ein strukturiertes und systematisches Werk vor. Sie erläutert Nietzsches anti-metaphysische Haltung, Wissenschaftskritik und moralische Skepsis, die sich durch sein gesamtes Werk ziehen. Die Arbeit argumentiert, dass Nietzsche keine Wahrheitstheorie entwickelt, sondern einen Perspektivismus vertritt, der nicht mit erkenntnistheoretischem Relativismus gleichzusetzen ist.
Das zweite Kapitel untersucht die Idee des „asketischen Ideals“. Es zeigt, wie Nietzsche dieses Ideal als eine sprachliche Neuschöpfung versteht, die dem Leben einen Sinn verleihen soll. Das Kapitel untersucht verschiedene Interpretationen des Begriffs, darunter die von Stegmaier, Leiter und Müller. Es wird gezeigt, wie das asketische Ideal durch den „asketischen Priester“ als ein Mittel zur Überwindung der „Sinnlosigkeit des Leids“ eingesetzt wird.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung des asketischen Ideals für den „asketischen Priester“ sowie für Philosophen und Wissenschaftler. Es wird gezeigt, wie Nietzsche eine gewisse Form des Asketismus als Bedingung für höchste Geistigkeit ansieht. Der Abschnitt erörtert die Kritik an den asketischen Idealen, die als „Wille zum Nichts“ interpretiert werden können.
Schlüsselwörter
Nietzsche, Genealogie der Moral, Perspektivismus, asketisches Ideal, Ressentiment, Wahrheit, Wissenschaft, Metaphysik, Philosophie, Priester, Kunst, Schopenhauer, Wagner.
- Quote paper
- Florian Mutig (Author), 2022, Nietzsches Wahrheitsbegriff im Spannungsfeld postmoderner Interpretationen. Nietzsches Idee des Perspektivismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1440937