Sprachwandel als Effekt

Zur Konstruktion feministisch inspirierter Sprachkritik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Einführung in die Thematik

Kapitel 2 Forschungsstand

Kapitel 3 Entstehung der Feministischen Linguistik

Kapitel 4 Ausgewählte Aspekte feministischer Sprachkritik
4.1 Grundthese
4.2 Kritikpunkte
4.2.1 Das Sprachsystem
4.2.2 Der Sprachgebrauch
4.2.3 Das Gesprächsverhalten Von Frau Und Mann
4.3 Ziele

Kapitel 5 Feministische Umgestaltung der Sprache
5.1 Vorschläge
5.1.1 Beisbenennung
5.1.2 Neutralisation
5.1.3 Das generische Femininum
5.2 Umsetzbarkeit Der Vorschläge

Kapitel 6 Sprachwandel als Effekt
6.1 Erfolge
6.1.1 Personenbezogene Pronomen
6.1.2 Feminine Berufs- und Funktionsbezeichnungen
6.2 Sprachwandel im Vergleich..

Kapitel 7 Zusammenfassende Betrachtungen

Kapitel 8 Literaturverzeichnis

Kapitel 1 Einführung in die Thematik

Die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelten als die Jahre des Wandels schlechthin. In sozialen, wirtschaftlichen sowie politischen Bereichen kam es gleichermaßen zu Veränderungen.[1] In vielerlei Hinsicht verschaffen sich auch SprachfeministInnen zu dieser Zeit Gehör. Das traditionelle Bewusstsein von Sprache wird durch neue Erkenntnisse vom Zusammenhang zwischen Sprache und Geschlecht erweitert. In soziolinguistischen Studien stellen LinguistInnen in Anlehnung an neue Erkenntnisse zwei Gegenstandsbereiche in den Vordergrund der Diskussion: das unterschiedliche Sprachverhalten von Männern und Frauen sowie die deutsche Sprache als Abbild des Patriarchats.[2] Die Frage entsteht, inwieweit auch das Sprachsystem von der Dominanz des Mannes beherrscht wird. Begünstigt allein schon die Sprache eine Weltsicht, in der Frauen und Männer nicht gleichberechtigt sind, es nicht sein können?

Diese Belegarbeit soll in erster Linie einen Einblick in die Feministische Sprachkritik gewähren. Hierzu werden verschiedene Aspekte der Thematik abgehandelt. Der Blickpunkt auf die wesentlichen Thesen zum Sprachsystem und – Gebrauch werden hierbei stets das Zentrum der Betrachtungen bilden. Der Aufbau der Arbeit umfasst sieben Kapitel. In Abschnitt eins soll die Struktur der Arbeit aufgeschlüsselt sowie die Zielsetzung der Autorin zum Ausdruck gebracht werden. Im zweiten Kapitel wendet sich die Autorin dem Forschungsstand der feministischen Linguistik zu, um dem Rezipienten die Einordnung dieser Disziplin in die Linguistik aufzuzeigen. Im dritten Themenpunkt wird kurz auf den geschichtlichen Hintergrund der feministischen Sprachwissenschaft verwiesen, wobei vor allem zentrale Begriffe wie Feminismus und Frauenbewegung zur Sprache kommen. Angestrebte Ziele, Kritikpunkte und Grundthesen der LinguistInnen bilden den Fokus des vierten Gliederungspunktes. In ihren Ausführungen konzentriert sich die Autorin weiterhin auf die wesentlichen Untersuchungsobjekte: Sprachsystem und Sprachgebrauch. Geschlechtsspezifisches Redeverhalten soll dabei keineswegs außer Acht gelassen werden, wird hingegen nur kurz erläutert. Kapitel fünf soll das Ziels der KritikerInnen, die Umgestaltung des Sprachsystems, thematisieren. Die Sprache als Spiegel der Wirklichkeit besitzt zwei Optionen: sie schafft neue oder erhält die bestehende Realität.[3] In diesem Sinn sollen in diesem Kapitel Antworten gefunden werden. Antworten auf berechtigte Fragen: Was fordern die LinguistInnen konkret? Ist die Umsetzung der Vorschläge realistisch und finden die Forderungen überhaupt Anklang? In Anlehnung an dieses Kapitel soll in Punkt sechs das Phänomen des Sprachwandels aufgegriffen werden. Hierbei wird geprüft, ob von einem Sprachwandel als Effekt überhaupt die Rede sein kann. Die Frage kommt auf, ob die im Vorfeld aufgezeigten Fakten für oder gegen einen vollzogenen Sprachwandel sprechen. Und, wenn wir hier von einem Sprachwandel ausgehen können, inwieweit unterscheidet sich diese Form von anderen Sprachwandelkonzepten? Es ist im Sinn der Autorin Anregungen beim Rezipienten zu wecken, Anregungen zum Nachdenken und möglicherweise zum Umdenken. Im folgenden Gliederungspunkt wird die feministische Linguistik zunächst als Forschungsgebiet betrachtet.

Kapitel 2 Forschungsstand

Im Vergleich zu anderen linguistischen Disziplinen ist die feministische Sprachwissenschaft ein relativ junges Forschungsgebiet. Anfänge dieser Disziplin reichen in die siebziger Jahre hinein. Vorreiter waren Studien aus den USA (Key und Lakoff). Mit der Begriffsprägung von der „Feministischen Linguistik“ durch Luise F. Pusch und der öffentlich geäußerten Kritik am Sprachsystem durch Senta Trömel-Plötz wurde auch in Deutschland Ende der 70er Jahre der Grundstein zum Umdenken gelegt. Doch bis heute bleibt die Reihe an Studien auf diesem Gebiet spärlich. Die feministische Sprachwissenschaft wird als Teilgebiet der Soziolinguistik angesehen und hat sich bis heute nicht als eigenständiges Fach durchgesetzt.[4] Auch wenn diese Disziplin der Linguistik nicht in dem Umfang thematisiert, analysiert und erforscht wird wie andere sprachwissenschaftliche Themenbereiche, ist dennoch ein gewisses Maß an Initiative auf diesem Gebiet zu verzeichnen: Die Diskussion um dieses Fachgebiet ist aus dem universitären Bereich heraus getreten und wird zunehmend von außeruniversitären Institutionen diskutiert; Diskussionsreihen werden veranstaltet; Zeitungen thematisieren die Kritik; Seminare zur Frauenforschung an Universitäten und Professuren zur Geschlechterforschung werden angeboten und auch Zentren für internationale Frauenforschung (z.B. Universität Kiel) bieten zudem Raum für Forschungsgeist.[5]

Im Folgenden wird zunächst auf die Entstehung der feministischen Sprachwissenschaft eingegangen, um u.a. darauf aufbauend im späteren Verlauf der Arbeit über Erfolge resümieren zu können.

Kapitel 3 Entstehung der Feministischen Linguistik

Anstoß für die Frauenbewegungen in Deutschland waren feministische Strömungen aus den USA (Key und Lakoff)[6]. Zwei Frauenbewegungen waren es an der Zahl. Lediglich die zweite Phase ist für die Autorin von Interesse. Der Beginn dieser Bewegung wird auf das Ende der 60er Jahre datiert. Politische Bestrebungen (Studentenbewegungen der „68er“) bildeten zwar den Fokus dieser Bewegung, doch wurden zunehmend kritische Stimmen gegen das Geschlechterverhältnis zwischen Frau und Mann laut. Diese Frauenbewegung wird seit der Begriffsprägung durch Luise F. Pusch als „Feminismus“ deklariert. In Ihrer Abhandlung (vgl. Pusch (1983)) setzt die Linguistin die zentralen Begriffe zueinander in Beziehung: Feminismus ist demnach die Theorie, die hinter der Frauenbewegung steht.[7] Der Feminismus kritisiert die Dominanz des Mannes gegenüber der Frau im sozialen wie auch im kulturellen Leben. Die untergeordnete Rolle der Frau spiegelt sich, so kritisieren die LinguistInnen, im Sprachsystem, im Sprachgebrauch und in dem geschlechterspezifischen Sprachverhalten wieder.

An diesem Punkt wird im folgenden Kapitel angeknüpft. Bezugnehmend auf die Zielsetzung der Arbeit werden zunächst die Thesen, Kritikpunkte und Ziele der Anhänger behandelt, um dem Rezipienten ein umfassendes Bild von der Thematik gewährleisten zu können.

Kapitel 4 Ausgewählte Aspekte feministischer Sprachkritik

Im Vorfeld sollen einige Anmerkungen kurz Erwähnung finden. Wie in Kapitel eins bereits erwähnt, beschäftigen sich soziolinguistische Studien seit den 70er Jahren mit dem Verhältnis von Sprache und Geschlecht. Hierbei betrachten LinguistInnen verschiedene Untersuchungsobjekte. Zum einen kristallisieren sie Unterschiede im Sprachverhalten von Frau und Mann heraus und zum anderen prangern sie die Dominanz des männlichen Prinzips im Sprachsystem an.[8] Dieses Kapitel stellt einige Aspekte der feministischen Sprachkritik vor. Thesen, Kritik am Sprachsystem und –Gebrauch sowie Ziele sollen von feministischer Warte aus beleuchtet werden.

4.1 Grundthese

Mit der Frauenbewegung bildete sich nicht nur ein Bewusstsein für die offenkundige Unterdrückung der Frau heraus, sondern wesentliche tiefere Aspekte, die Gleiches bewirken, werden in den Fokus der Betrachtungen gestellt. LinguistInnen vertreten in dieser Hinsicht eine klare Meinung. Die Sprache als System sowie der Sprachgebrauch stehen unmittelbar mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in Beziehung. Beide Aspekte können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. Sprache sei das Produkt der Gesellschaft. Und die Gesellschaft wiederum prägt die Sprache. Sprache besitzt ohne Zweifel realitätskonstituierenden Charakter. In dieser Hinsicht gibt es zwei konträre Auffassungen vom Verhältnis Sprache und Denken. Die sprachidealistische Auffassung geht davon aus, dass die Sprache die Sicht der Menschen von der Gesellschaft bzw. der Wirklichkeit beeinflusst. Die sprachmaterialistische Auffassung geht hingegen vom Gegenteil aus- die menschlichen Handlungen und somit auch das Sprechen wird von den natürlichen Lebensbedingungen geformt.[9] Ein Fakt, der beiden Theorien gerecht wird, ist der, dass sich Sprache und Wirklichkeit gegenseitig bedingen. Die gesellschaftliche Wirklichkeit und damit auch die Gesellschaftsstrukturen manifestieren sich in der Sprache. Und wiederum werden Gesellschaftverhältnisse erst durch die Sprache ermöglicht bzw. hergestellt.[10] Die Dominanz des Mannes spiegelt sich heute wie damals nicht nur in den Gesellschaftsstrukturen wieder, sondern auch, so prangern SprachfeministInnen an, im Sprachsystem, dem Sprachgebrauch und dem Sprachverhalten.

[...]


[1] Anmerkung: Im sozialen System kam es zur Umorientierung von der Arbeits- zur Freizeit- / Konsumgesellschaft, das wirtschaftliche System erlebte den Wandel von der Produktions- zur Dienstleistungsgesellschaft und das politische System verzeichnete einen Wandel hin zur basisdemokratischen Gesellschaft (vgl. Faulstisch, Seite 14).

[2] Vgl. Samel (2000), S. 10.

[3] Vgl. Köhler, Hanne; Kopsch, Cordelia; Wegener, Hildeburg (1990), S. 8.

[4] Vgl. Trömel-Plötz (1983), S. 33.

[5] Vgl. Samel (2000), S. 14.

[6] Anmerkung: Mary Ritchie Key beschäftigt sich 1972 in ihrem Aufsatz “Linguistic Behavior Of Male and Female” mit Aspekten von Sprachsystemen auf pragmatischer, kommunikativer und systemtheoretischer Ebene (Erkenntnisse: u.a. Asymmetrie bei Personalbezeichnungen; Unterschiede im Sprachverhalten von Frau und Mann)/ Robin Lakoff widmet sich 1973 in ihrem Aufsatz “Language and Women`s Place” dem Thema der „Frauensprache“. Für Lakoff ist Frauensprache einerseits eine Sprache, der sich nur Frauen bedienen, andererseits aber eine Sprache, die Frauen beschreibt.

[7] Vgl. Pusch (1983), S. 13.

[8] Vgl. Pusch (1984), S. 9.

[9] Vgl. Girnth (2002), S. 6.

[10]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Sprachwandel als Effekt
Untertitel
Zur Konstruktion feministisch inspirierter Sprachkritik
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Autor
Jahr
2010
Seiten
19
Katalognummer
V144134
ISBN (eBook)
9783640533763
ISBN (Buch)
9783640533916
Dateigröße
430 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachwandel, Beidbenennung, Neutralisation, Das generische Femininum, Feminine Berufs- und Funktionsbezeichnungen, Vorschläge und Erfolge, Grundthese, Kritikpunkte und Ziele, Feministische Linguistik, Gesprächsverhalten von Mann und Frau, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Karolin Flügel (Autor:in), 2010, Sprachwandel als Effekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144134

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