Seit den letzten 30 Jahren verfolgen die Wettbewerbsbehörden eine Deregulierungspolitik mit dem Ziel eine Entfaltung der marktlichen Wettbewerbspotenziale zu bewirken. Hierdurch werden Monopolmärkte, die vorher aufgrund gesetzlicher Restriktionen für Marktzutritte versperrt waren, geöffnet. Dies führt regelmäßig zu einer Marktform, die annahmegemäß durch die Interaktionsbeziehung zwischen einem Angebotsmonopolisten (Etablierter) und einem Unternehmen mit möglichen Markteintrittsabsichten (potenzieller Newcomer) gekennzeichnet ist. Dabei wirkt der Gewinn, den der Etablierte aufgrund seiner Marktmacht annahmegemäß erwirtschaftet, auf den potenziellen Newcomer anlockend.
Betrachtet dieser den Gewinn des Etablierten als charakteristisch für den Erwartungswert seines eigenen Gewinns im Falle seines Markteintritts und liegt dieser über seinem Opportunitätsgewinn, verspürt er einen Anreiz einzutreten um das Gewinnpotenzial zu realisieren. Damit ist vor dem gegebenen Hintergrund mit einem Markteintritt zu rechnen. Indes lassen sich Fälle beobachten, in denen dennoch kein Eintritt erfolgt. An dieser Stelle setzt das Konzept der Marktzutrittsbarrieren an.
Dabei erlangen insbesondere die Fragestellungen an Bedeutung, ob und wie der Etablierte den Markteintritt durch sein Verhalten verhindern kann, d.h. selbst eine Marktzutrittsbarriere schaffen kann. [...] Dies könnte er mittels defensiver Maßnahmen erreichen, welche er allein zu diesem Zweck durchgeführt. [...] Nur wenn die Interaktionsbeziehung zwischen dem Etablierten und dem potenziellen Newcomer zu einem Gleichgewicht führt, das durch Nicht-Eintritt gekennzeichnet ist, hat der Etablierte durch sein Verhalten eine Marktzutrittsbarriere geschaffen. Ziel dieser Arbeit ist es die Bedingungen für ein solches Gleichgewicht herauszuarbeiten.
Als geeignete Analysemethode wird hierzu im zweiten Kapitel die extensive Form der Spieltheorie hergeleitet und auf die grundlegende Markteintrittsentscheidung angewendet. [...] Basierend auf dieser Grundlage werden im vierten Kapitel die Maßnahmen in Konzepte eingebunden. Diese Konzepte werden zunächst in allgemeiner Form vorgestellt und anschließend auf Kompatibilität mit der Variation von Werbeausgaben als speziellem Wettbewerbsparameter geprüft. Die Arbeit schließt in Kapitel fünf mit einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse und einem Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Interaktionsbeziehung zwischen Etabliertem und potenziellem Newcomer
- 2.1 Marktbeschreibung
- 2.2 Oligopoltheorie
- 2.2.1 Traditionelle Oligopoltheorie
- 2.2.2 Kritik
- 2.3 Spieltheorie als Analyseinstrument der Interaktionsbeziehung
- 3. Rolle und Auswirkungen von Marktzutrittsbarrieren
- 3.1 Begriffsbestimmung der Marktzutrittsbarriere
- 3.1.1 Literaturüberblick
- 3.1.2 Spezifizierung für die Interaktionsbeziehung zwischen Etabliertem und potenziellen Newcomer
- 3.2 Schaffung von Marktzutrittsbarrieren durch Unternehmensverhalten
- 3.1 Begriffsbestimmung der Marktzutrittsbarriere
- 4. Anwendung defensiver Maßnahmen zur Eintrittsabschreckung
- 4.1 Konzepte in allgemeiner Form
- 4.1.1 Vorreiterschaft
- 4.1.2 Signaling
- 4.1.3 Kostenerhöhung des potenziellen Newcomers
- 4.1.4 Ruinöser Wettbewerb
- 4.2 Einsatz von Werbung zur Schaffung von Marktzutrittsbarrieren
- 4.2.1 Werbeausgaben als Wettbewerbsparameter
- 4.2.2 Werbeausgaben als Gegenstand einer defensiven Maßnahme
- 4.2.2.1 Vorreiterschaft
- 4.2.2.2 Signaling
- 4.2.2.3 Kostenerhöhung des potenziellen Newcomers
- 4.1 Konzepte in allgemeiner Form
- 5. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Rolle und den Auswirkungen von Marktzutrittsbarrieren in oligopolistischen Märkten. Ziel ist es, die Interaktion zwischen etablierten Unternehmen und potenziellen Newcomern im Kontext von Marktzutrittsbarrieren zu analysieren. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen von defensiven Maßnahmen auf den Eintritt neuer Unternehmen untersucht.
- Analyse der Interaktionsbeziehung zwischen Etabliertem und potenziellem Newcomer
- Definition und Charakterisierung von Marktzutrittsbarrieren
- Anwendung von Spieltheorie zur Modellierung strategischen Verhaltens
- Untersuchung der Effekte von defensiven Maßnahmen wie Vorreiterschaft und Signaling
- Bedeutung von Werbeausgaben als Instrument zur Schaffung von Marktzutrittsbarrieren
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Einführung in die Thematik der Marktzutrittsbarrieren und Vorstellung der Forschungsfrage und des methodischen Vorgehens.
- Kapitel 2: Die Interaktionsbeziehung zwischen Etabliertem und potenziellem Newcomer: Analyse der Interaktionsbeziehung zwischen Etabliertem und potenziellem Newcomer im Rahmen der Oligopoltheorie. Beschreibung der Spieltheorie als Analyseinstrument.
- Kapitel 3: Rolle und Auswirkungen von Marktzutrittsbarrieren: Definition und Charakterisierung von Marktzutrittsbarrieren, insbesondere im Kontext der Interaktion zwischen etablierten Unternehmen und potenziellen Newcomern.
- Kapitel 4: Anwendung defensiver Maßnahmen zur Eintrittsabschreckung: Untersuchung verschiedener defensiver Maßnahmen, wie Vorreiterschaft und Signaling, die von etablierten Unternehmen eingesetzt werden können, um den Eintritt neuer Unternehmen zu verhindern oder zu erschweren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Marktzutrittsbarrieren, Oligopol, Spieltheorie, strategisches Verhalten, defensive Maßnahmen, Vorreiterschaft, Signaling, Werbeausgaben, Eintrittsabschreckung und Wettbewerbsdynamik.
- Quote paper
- Hendrik von der Brelie (Author), 2009, Rolle und Auswirkungen von Marktzutrittsbarrieren in oligopolistischen Märkten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144181