Mit dem Aufsatz „Über Sinn und Bedeutung“ (Frege, 2008a), der präzise zwischen Intension
und Extension von Eigennamen und Sätzen unterscheidet, legte Gottlob Frege
den Grundstein für die moderne Semantik. Seine Auffassung, ein Satz denotiere einen
Wahrheitswert, bildet den Hintergrund einer extensionalen Semantik, wie sie von Irene
Heim und Angelika Kratzer in dem Lehrbuch „Semantics in Generative Grammar“ (Heim
u. Kratzer, 2008) vorgestellt wird. In Übereinstimmung mit Frege gehen Heim&Kratzer
von der Kompositionalitätsthese aus, nach der sich die Bedeutung komplexer Ausdrücke
– beispielsweise ganzer Sätze – aus den Bedeutungen ihrer Teile ergibt. Das Prinzip der
semantischen Komposition ist die Funktionsanwendung: Den „Input“ der semantischen
Komponente bilden binär verzweigende (Baum-) Strukturen, deren Schwesterknoten von
jeweils einer Funktion und einem Argument gebildet werden. Aus einem begrenzten Inventar
an Wörtern, deren Bedeutungen im Lexikon spezifiziert sind, sowie wenigen semantischen
Regeln lassen sich so potentiell unendlich viele verschiedene Sätze generieren.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist eine Gruppe von Wörtern, deren Verhalten
von „gewöhnlichen“ Eigen- und Gattungsnamen abweicht, obwohl ihre syntaktische
Position dieselbe ist: Quantoren bzw. quantifizierende Determinatoren wie alle(s),
kein(e/er/s), manche(s), einige(s), viel(e). Hierbei wird zwischen Quantoren in Subjektund
Objektposition unterschieden. Zunächst soll anhand ausgewählter Beispiele gezeigt
werden, warum quantifizierende Determinansphrasen (DPs) nicht, wie „gewöhnliche“
DPs, Individuen denotieren (Kap. 2.2.1). Die Frage, ob quantifizierende DPs Mengen
von Individuen denotieren, ist Gegenstand des Kapitels 2.2.2. Kapitel 2.2.3 schließlich
skizziert einen alternativen Vorschlag zur Modellierung von Quantoren und quantifizierenden
Determinatoren als Eigenschaften zweiter Ordnung bzw. als Funktionen, die
Beziehungen zwischen Mengen von Individuen herstellen.
Anschließend behandelt Kapitel 2.3 quantifizierende DPs in Objektposition. Die bei
ihrer Interpretation auftretenden Probleme können durch die Annahme flexibler Typen
oder durch die syntaktische Operation der Quantorenanhebung gelöst werden. Beide Lösungsansätze
sollen in den Kapiteln 2.3.1 bis 2.3.3 vorgestellt, angewendet und bewertet
werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Quantoren
- 2.1 Der semantische Typ von DP-Denotationen
- 2.2 Quantifizierende DPs in Subjektposition
- 2.2.1 Warum denotieren quantifizierende DPs keine Individuen?
- 2.2.2 Warum denotieren quantifizierende DPs keine Mengen von Individuen?
- 2.2.3 Ein Vorschlag zur Modellierung von Quantoren innerhalb der formalen Semantik.
- 2.3 Quantifizierende DPs in Objektposition
- 2.3.1 Interpretation in situ
- 2.3.2 Interpretation ex situ
- 2.3.3 Welche Lösung ist zu bevorzugen? In situ-Interpretation oder Quantorenanhebung?
- 3 Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das semantische Verhalten von Quantoren und quantifizierenden Determinatoren im Deutschen, insbesondere deren Denotation und Interpretation in Subjekt- und Objektposition. Sie analysiert, warum die gängige Annahme, dass Determinansphrasen (DPs) Individuen denotieren, für quantifizierende DPs nicht zutrifft und skizziert alternative Modellierungsansätze.
- Der semantische Typ von DP-Denotationen und seine Problematik bei Quantoren.
- Die Interpretation quantifizierender DPs in Subjektposition.
- Die Interpretation quantifizierender DPs in Objektposition.
- Alternative Modellierungsansätze für Quantoren in der formalen Semantik.
- Vergleichende Bewertung verschiedener Lösungsansätze zur Interpretation von Quantoren.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung legt den Grundstein für die Arbeit, indem sie den Kontext der modernen Semantik und die Kompositionalitätsthese nach Frege und Heim&Kratzer erläutert. Sie führt den Untersuchungsgegenstand – Quantoren und quantifizierende Determinatoren – ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Die Problematik, dass quantifizierende DPs sich anders verhalten als „gewöhnliche“ DPs, wird eingeführt und die zentralen Fragestellungen der Arbeit werden formuliert.
2 Quantoren: Dieses Kapitel ist das Herzstück der Arbeit. Es beginnt mit einer Diskussion des semantischen Typs von DPs und der Annahme, dass sie Individuen denotieren. Es wird gezeigt, warum diese Annahme für quantifizierende DPs problematisch ist und warum sie weder Individuen noch Mengen von Individuen denotieren. Anschließend präsentiert es einen alternativen Ansatz zur Modellierung von Quantoren als Eigenschaften zweiter Ordnung oder als Funktionen, die Beziehungen zwischen Mengen von Individuen herstellen. Der zweite Teil des Kapitels befasst sich mit quantifizierenden DPs in Objektposition und den daraus resultierenden interpretativen Herausforderungen. Es werden zwei Lösungsansätze – flexible Typen und Quantorenanhebung – vorgestellt, diskutiert und verglichen.
Schlüsselwörter
Quantoren, quantifizierende Determinatoren, formale Semantik, DP-Denotationen, Individuen, Mengen, Kompositionalität, Funktionsanwendung, Interpretation in situ, Quantorenanhebung, flexible Typen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Semantik von Quantoren
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das semantische Verhalten von Quantoren und quantifizierenden Determinatoren im Deutschen. Der Fokus liegt auf deren Denotation und Interpretation, insbesondere in Subjekt- und Objektposition. Ein zentrales Problem ist die Frage, warum die übliche Annahme, dass Determinansphrasen (DPs) Individuen denotieren, für quantifizierende DPs nicht zutrifft.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den semantischen Typ von DP-Denotationen im Kontext von Quantoren, die Interpretation quantifizierender DPs in Subjekt- und Objektposition, alternative Modellierungsansätze für Quantoren in der formalen Semantik (z.B. Eigenschaften zweiter Ordnung oder Funktionen zwischen Mengen von Individuen), und einen Vergleich verschiedener Lösungsansätze zur Interpretation von Quantoren (z.B. "Interpretation in situ" vs. "Quantorenanhebung").
Welche Probleme werden angesprochen?
Ein Hauptproblem ist die Unvereinbarkeit der Annahme, dass DPs Individuen denotieren, mit dem Verhalten quantifizierender DPs. Die Arbeit analysiert, warum diese DPs weder Individuen noch Mengen von Individuen denotieren. Weitere Herausforderungen betreffen die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten quantifizierender DPs in Objektposition und die Wahl des besten Modellierungsansatzes.
Welche Lösungsansätze werden vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert alternative Modellierungsansätze für Quantoren, z.B. die Darstellung als Eigenschaften zweiter Ordnung oder als Funktionen, die Beziehungen zwischen Mengen von Individuen herstellen. Zur Interpretation quantifizierender DPs in Objektposition werden "Interpretation in situ" und "Quantorenanhebung" diskutiert und verglichen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext, die Fragestellungen und den Aufbau erläutert. Das Hauptkapitel behandelt die Semantik von Quantoren, inklusive der Problematik ihrer Denotation und der verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten. Die Arbeit schließt mit einem Fazit.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Quantoren, quantifizierende Determinatoren, formale Semantik, DP-Denotationen, Individuen, Mengen, Kompositionalität, Funktionsanwendung, Interpretation in situ, Quantorenanhebung, flexible Typen.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der modernen Semantik und der Kompositionalitätsthese nach Frege und Heim&Kratzer.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts (B.A.) Inga Bones (Autor:in), 2009, Everything counts , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144182