Der Begriff der Krise ist ganz allgemein, aber insbesondere im politikwissenschaftlichen Gebrauch nicht eindeutig definiert. Er zieht seine Unschärfe als eine wissenschaftliche Kategorie u.a. auch aus der großen Bandbreite an wissenschaftlicher Literatur hierzu. Seinen Ursprung findet der Begriff im griechischen Wort krisis (Wahl, Entscheidung, Urteil), welches in der späteren antiken Geschichtsschreibung einen entscheidenden Wendepunkt, z.B. in einem Konflikt, markiert. Eine Krise kann demnach als ein kritischer Zeitabschnitt innerhalb eines solchen Konflikts, der die langfristigere Form der Auseinandersetzung zwischen Staaten bezeichnet, verstanden werden. Im Unterschied zu einem Konflikt kann eine Krise in der Weltpolitik, wie im Falle der Korea-Krise von 1950, nicht über einen längeren Zeitraum hinweg andauern, da sie nach einer sofortigen Lösung verlangt. Eine weltpolitische Krise kann somit definiert werden als » ein (kritischer) Zeitabschnitt in einem Konflikt zwischen zwei oder mehreren Staaten, wenn die eine Seite die andere Seite in einer klar definierten oder definierbaren Sache herausgefordert hat und nun als Reaktion auf die Herausforderung eine Entscheidung herbeigeführt werden muss.«
Für den Fall einer weltpolitischen Krise bot die asiatische Halbinsel Korea aufgrund ihrer geostrategischen Lage im Zentrum Ostasiens spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beste Voraussetzungen. Sie lag seit jeher im politischen Spannungsfeld zwischen den umliegendenen internationalen Großmächten China, Rußland und Japan. Zu diesen traten nun auch noch die USA als ein zunehmend globaler Akteur hinzu - und sie alle rangen um relative Macht und Einfluss auf diesen Staat. Die zermürbende Geschichte von Intervention und Bevormundung durch ausländische Großmächte währte zwar bereits mehr als ein Jahrtausend lang, bevor sie schließlich in die weltpolitische Krise von 1950 mündete. In dieser erreichte sie jedoch erst ihren traurigen Höhepunkt auf der Ebene der internationalen Beziehungen. Neu war dabei vor allem die Dimension der Auseinandersetzung, insofern vor dem weltpolitischen Hintergrund des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion sogar die Eskalation zu einem Dritten Weltkrieg nicht auszuschließen war.
Die Arbeit zeichnet den Ursprung und Verlauf der Krise nach, beleuchtet im Rahmen einer Konstellationsanalyse die Interessen der zentralen Akteure und analysiert dabei insbesondere die Entscheidung der USA im Lichte der Entscheidungstheorie.
Inhaltsverzeichnis
- A DER BEGRIFF DER KRISE IN DER IP
- B DIE KOREA-KRISE 1950 ALS EINE WELTPOLITISCHE KRISE
- I. URSPRUNG UND VERLAUF DER KRISE
- 1. KOREA IM SPANNUNGSFELD DER INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN
- 2. DER UNVERMEIDLICHE WEG IN DIE WELTPOLITISCHE KRISE VON 1950
- 3. KALKULIERTE ESKALATION? DER AUSBRUCH DES KOREA-KRIEGS
- II. DIE ZENTRALEN AKTEURE - EINE KONSTELLATIONSANALYSE
- 1. NORDKOREA
- 2. DIE SOWJETUNION
- 3. CHINA
- 4. DIE USA
- III. DIE ENTSCHEIDUNG DER USA - DER ANSATZ VON GLENN PAIGE
- 1. METHODISCHE VORGEHENSWEISE
- 2. ZENTRALE ERGEBNISSE SEINER STUDIE
- 2.1. EMPIRISCHE AUSWERTUNG
- 2.2. NORMATIVE EVALUATION
- 2.3. RICHTLINIEN FÜR EIN KÜNFTIGES KRISENMANAGEMENT
- 3. KRITISCHES FAZIT
- C) SYNOPSIS
- I. URSPRUNG UND VERLAUF DER KRISE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Korea-Krise von 1950 aus der Perspektive der Entscheidungstheorie. Ziel ist es, die Entstehung und Eskalation der Krise zu verstehen und die Entscheidungsfindung der wichtigsten Akteure zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich dabei insbesondere auf die Rolle der USA und ihre Entscheidung, in den Konflikt einzugreifen.
- Die geostrategische Bedeutung Koreas im Spannungsfeld der internationalen Großmächte
- Die Eskalation des Konflikts zwischen Nord- und Südkorea im Kontext des Kalten Krieges
- Die Entscheidungsfindung der USA im Hinblick auf ein Eingreifen in den Korea-Krieg
- Die Analyse der strategischen Entscheidungen der beteiligten Akteure unter Anwendung der Entscheidungstheorie
- Die Herausforderungen des Krisenmanagements im internationalen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- A DER BEGRIFF DER KRISE IN DER IP: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Krise im politikwissenschaftlichen Kontext. Es beleuchtet die Bedeutung des Begriffs in der internationalen Politik und analysiert die Merkmale von Krisensituationen.
- B DIE KOREA-KRISE 1950 ALS EINE WELTPOLITISCHE KRISE: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung und den Verlauf der Korea-Krise. Es analysiert die geostrategische Bedeutung Koreas im Spannungsfeld der internationalen Großmächte und beleuchtet die Rolle der beteiligten Akteure.
- I. URSPRUNG UND VERLAUF DER KRISE: Dieser Abschnitt zeichnet die Geschichte Koreas als umkämpftes Gebiet zwischen internationalen Großmächten nach. Er zeigt auf, wie die Rivalitäten zwischen China, Japan und Russland sowie die spätere Intervention der USA zu der weltpolitischen Krise von 1950 führten.
- II. DIE ZENTRALEN AKTEURE - EINE KONSTELLATIONSANALYSE: Dieser Abschnitt analysiert die Rolle der wichtigsten Akteure in der Korea-Krise. Es werden die strategischen Ziele, Interessen und Entscheidungen von Nordkorea, der Sowjetunion, China und den USA beleuchtet.
- III. DIE ENTSCHEIDUNG DER USA - DER ANSATZ VON GLENN PAIGE: Dieses Kapitel untersucht die Entscheidungsfindung der USA im Hinblick auf ein Eingreifen in den Korea-Krieg. Es setzt den Ansatz von Glenn Paige zur Analyse von internationalen Entscheidungen ein und analysiert die empirischen und normativen Aspekte der US-amerikanischen Entscheidung.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beleuchtet die Korea-Krise von 1950 anhand der Entscheidungstheorie, wobei die wichtigsten Schlüsselwörter und -konzepte die geostrategische Lage Koreas, die internationalen Großmächte, der Kalte Krieg, die Entscheidungsfindung der USA, die Rolle des Krisenmanagements und die Analyse von strategischen Entscheidungen umfassen.
- Arbeit zitieren
- Helmut Wagner (Autor:in), 2009, Die Korea-Krise von 1950, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144198