Ausgehend von der Krise am Finanzsektor 2008 fand ich es spannend mich mit historischen Krisen unseres kapitalistischen Finanzsystems auseinanderzusetzen. In den Medien wird zwar ohnehin immer der vereinfachende Vergleich einer direkten Genealogie zu der Weltwirtschaftkrise von 1929 bemüht, jedoch sollte man sich vertiefend und umfassender mit der Thematik auseinandersetzen um voreilige Schlussfolgerungen zu vermeiden.
Bei meinen Recherchen zum Thema „Inflation“ wurde mir ohne meine Intention bewusst, das entgegen meiner medial geprägten Vorstellung dieses ökonomischen Fachbegriffs, es sich bei der „Inflation“ um kein unwillkürliches wirtschaftliches Ereignis oder eine Naturkatastrophe handelt das aus heiterem Himmel hereinbricht – sondern zwangsläufig die Folge menschlichen Handelns ist. Somit möchte ich in dieser Arbeit darlegen, das es immer die Menschen sind die mit ihren Entscheidungen und Handlungen den Lauf der ökonomischen Dinge bestimmen, und der (Aus)Weg der Inflation im vorliegenden Fallbeispiel der ersten Republik von den politischen Entscheidungsträgern bewusst und willentlich beschritten wurde.
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung – Was soll die Arbeit leisten?
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Die Ursprünge der Inflation
2.2 Inflation, Hyperinflation
3 Die Finanzierung des ersten Weltkrieges
4 1918 – Ausgangslage des Rumpfstaats D-Österreich
5 Politische Lösungskonzepte bis zur Sanierung
5.1 Deflation oder Sparpolitik
5.2 Inflation / Investitionen
5.3 Budgetpolitik bis zur Genfer Anleihe 1922
5.4 Ausufernde Budgetdefizite
6 Wirtschaftliche Auswirkungen der Inflation
6.1 Inflationskonjunktur
6.2 Der Verlauf der Hyperinflation
1 Einleitung – Was soll die Arbeit leisten?
Ausgehend von der aktuellen Krise am Finanzsektor 2008, die bereits zunehmend auf die Realwirtschaft durchzuschlagen beginnt, fand ich es spannend mich mit historischen Krisen unseres kapitalistischen Finanzsystems auseinanderzusetzen. In den Medien wird zwar ohnehin immer der vereinfachende Vergleich einer direkten Genealogie zu der Weltwirtschaftkrise von 1929 bemüht, jedoch sollte man sich vertiefend und umfassender mit der Thematik auseinandersetzen um voreilige Schlussfolgerungen zu vermeiden.
Bei meinen Recherchen zum Thema „Inflation“ wurde mir ohne meine Intention bewusst, das entgegen meiner medial geprägten Vorstellung dieses ökonomischen Fachbegriffs, es sich bei der „Inflation“ um kein unwillkürliches wirtschaftliches Ereignis oder eine Naturkatastrophe handelt das aus heiterem Himmel hereinbricht – sondern zwangsläufig die Folge menschlichen Handelns ist. Somit möchte ich in dieser Arbeit darlegen, das es immer die Menschen sind die mit ihren Entscheidungen und Handlungen den Lauf der ökonomischen Dinge bestimmen, und der (Aus)Weg der Inflation im vorliegenden Fallbeispiel der ersten Republik von den politischen Entscheidungsträgern bewusst und willentlich beschritten wurde.
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Die Ursprünge der Inflation
Bis zur Einführung des Papiergeldes waren die Möglichkeiten eine Metallumlaufwährung, zumeist basierend auf dem inneren Wert der Edelmetalle Silber oder Gold, zu inflationieren eher bescheiden. Überliefert sind uns Beispiele in der römischen Geschichte wobei Kupfermünzen versilbert, oder einfach die Metalllegierung zuungunsten der Edelmetalle verschlechtert wurden. Diese Methoden waren jedoch überwiegend den Machthabern des Münzmonopols vorbehalten. Die Bevölkerung begnügte sich dagegen üblicherweise damit den Rand der Münze abzufeilen um diese um wenige Gramm Edelmetall zu erleichtern (der geriffelte Rand unserer heutigen Münzen als Schutz vor dieser Praxis ist ein Erbe davon). 1762 wurde unter Kaiserin Maria Theresia der erste Vorläufer des Papiergeldes zu einem spezifischen Zweck ausgegeben: „Um den Siebenjährigen Krieg gegen Preußen um den Besitz Schlesiens finanzieren zu können, wurde in Österreich das erste Papiergeld Mitteleuropas ausgegeben, gedruckt mit Holztafeln“.[1] Das Problem bei der Einführung des Papiergeldes beruhte in der Trennung von Geldfunktion und tatsächlichem Wert. Damit die Bevölkerung die an sich wertlosen Zettel als Geld annahm, musste garantiert werden, sie jederzeit in Edelmetall umtauschen zu können. Die Banken hatten daher für die Umlaufsumme eine Währungsdeckung in Edelmetall zu halten, wobei man realistisch davon ausging, dass nie alle Zettelinhaber gleichzeitig den Umtausch verlangen würden und eine geringere Deckungssumme reichen müsste.
Dieses Versprechen nach dem Prinzip der „Goldkernwährung“ wurde zwar auf die Scheine gedruckt – in Österreich war es bis zur Einführung der Schilling-Währung 1925 auf den Banknoten zu lesen – aber nicht immer eingehalten worden.
Bereits in der Frühezeit des Papiergeldes gab es Stimmen, die vor der Gefahr einer hemmungslosen Ausweitung der Banknotenmenge warnten. Erst als Folge des Staatsbankrotts setze sich 1816 die Idee einer unabhängigen Geld Ausgabe Bank durch - dies war die Geburtsstunde der Nationalbank. Als rechtlich unabhängige Institution sollte sie verhindern das Geld in Unmengen produziert wird und damit ein Instrument der Währungsstabilität sein.[2]
2.2 Inflation, Hyperinflation
Um sich mit dem Thema dieser Arbeit auseinandersetzen zu können, bedarf es zunächst einiger Begriffsdefinition, vor allem der Begriffe Inflation und „Hyperinflation“. Nach Otmar Issig versteht man unter „Inflation“ einen anhaltenden Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus bzw. ein anhaltendes Sinken der Kaufkraft einer Währung.[3] Nach dem jeweiligen Tempo mit der sich die Geldentwertung vollzieht, wird zwischen schleichender sowie galoppierender Inflation und schlussendlich der Hyperinflation unterschieden.
Es gibt keine exakte Abgrenzung der verschiedenen Geschwindigkeiten der Inflation. Die schleichende Inflation ist sehr unspezifisch durch eine sehr geringe Preissteigerungsrate über einen längeren Zeitraum hinweg gekennzeichnet. Der Übergang von einer schleichenden zu einer galoppierenden Inflation wird etwa bei einer monatlichen Preissteigerungsrate von 3-5% angenommen. Von Phillip Cagan stammt die Definition einer Hyperinflation: „Eine Hyperinflation beginnt in jenem Monat, in dem die Inflationsrate 50% übersteigt und endet […] wenn der monatliche Preisanstieg unter diesen Wert fällt und mindest ein Jahr darunter verbleibt“[4] In einer Hyperinflation verliert das Geld neben der Wertaufbewahrungsfunktion schließlich auch die Tauschmittelfunktion. Hyperinflationen lassen sich historisch gesehen in der Mehrzahl als die unmittelbare Folge von Kriegsgeschehnissen und deren Finanzierung beobachten.
3 Die Finanzierung des ersten Weltkrieges
„Die lapidare Erkenntnis des schwedischen Ökonomen Gustav Cassel, wonach eine effektive Kriegsführung ohne Inflation so gut wie unmöglich ist, blieb während des Ersten Weltkrieges auch Österreich-Ungarn nicht erspart.“[5]
Da die normalen Staatseinahmen nicht annähernd ausreichten um die gewaltigen Kosten zu finanzieren, war es für das Habsburgerreich unvermeidlich das fehlende Geld zur Kriegsfinanzierung kurzerhand durch die Notenbank drucken zu lassen. Bereits am 4. August erfolgte im Zuge der allgemeinen Mobilmachung durch die kaiserliche Notverordnung die Suspendierung der Bankakte.
Unter anderem wurde damit die Bestimmung aufgehoben wonach der Banknotenumlauf zu 40% metallisch gedeckt sein musste. Mit dieser Durchlöcherung der bestehenden Geldverfassung durch die staatliche Gesetzgebung war der ungehinderte Zugang zur Notenpresse gewährleistet.[6]
Neben der schleichenden Enteignung des Geldwertes versuchte man zusätzliche Mittel durch die Emission von Kriegsanleihen bei der Bevölkerung aufzubringen. Insgesamt wurden in Österreich acht solcher Kriegsanleihen zur Zeichnung aufgelegt, in Ungarn sogar 17. Man wählte also nahezu ausschließlich Finanzierungsmethoden, welche eine Hypothek auf die Zukunft bedeuten, auf eine Erhöhung der direkten Steuern zur Aneignung der vorhandenen Kaufkraft wurde weitgehend verzichtet. „Anfangs befürchtete man, [dadurch] […] die notwendige Umstellung auf die Kriegswirtschaft zu stören, später ging es darum, die Stimmung in der Bevölkerung nicht zu verschlechtern.“[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Folge der Kriegsfinanzierung war eine drastische Erhöhung des Banknotenumlaufes, die Geldmenge verzehnfachte sich von 3,4 Milliarden Kronen um 1914 auf 33,5 Milliarden Kronen Ende Oktober 1918, gleichzeitig fiel die Golddeckung der Krone von 74,6% auf 0,9%.[8]
Die Konsequenz des gravierenden Missverhältnisses zwischen der wachsenden Papiergeldflut und dem fortschreitenden Gütermangel, bedingt durch die Kriegswirtschaft, war eine fortschreitende Inflation. Der Verfall der österreichisch-ungarischen Krone kam dabei in den Wechselkursen weniger zum Ausdruck als in den Preissteigerungen im Inland. In den vier Jahren des Ersten Weltkriegs stiegen die Verbraucherpreise auf das Fünfzehnfach an, wobei der Außenwert der Krone aufgrund der kriegsbedingten Isolation der Monarchie – gemessen am Kurs des Schweizer Franken in Wien – nur um weniger als ein Drittel sank.
Schon der Beginn der inflationären Entwicklung während des Krieges war die Folge bewusster politischer Entscheidungen. Kriegsfinanzierung durch Geldschöpfung war ein Rezept das alle kriegsbeteiligten Staaten anwendeten. Wenn offene Steuererhöhungen nicht mehr möglich waren, griffen die Regierungen zu einer versteckten Art von Besteuerung, der sich die Bevölkerung nicht entziehen konnte.[9]
4 1918 – Ausgangslage des Rumpfstaats D-Österreich
Am Beginn der neuen Republik Deutsch-Österreich stand zuerst die Versorgungsproblematik, die schon während des Krieges durch eine Wirtschaftsblockade der Alliierten und der Kriegswirtschaft eine allgemeine Lebensmittelknappheit verursacht hatte. Basierend auf den regionalen ökonomischen Unterschieden, war über Generationen das Prinzip der Arbeitsteilung zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte entstanden. Das agrarische Ungarn und die östlichen Teile der Monarchie waren Rohstofflieferanten sowie Nahrungsmittelproduzenten und bildeten zugleich die Absatzmärkte für die Fertigprodukte der industrialisierten, österreichischen Reichshälfte. Dieses Verhältnis wurde zutreffenderweise auch als „die Ehe zwischen Getreide und Textilien“ charakterisiert.[10] Mit dieser Wirtschaftskonstruktion war die Monarchie vom Außenhandel der anderen europäischen Länder weitgehend unabhängig und ostentativ zunehmend vom Welthandel isoliert.
[...]
[1] Eybl, Erik: Von der Eule zum Euro. Nicht nur eine österr. Geldgeschichte, Wien 2003, S. 30.
[2] Vgl.: Eybl, Erik: Von der Eule zum Euro. Nicht nur eine österr. Geldgeschichte, Wien 2003, S. 30.
[3] Vgl.: Issing, Otmar: Einführung in die Geldtheorie, München 1990, S. 171.
[4] Cagan, Phillip: The Monetary Dynamics of Hyperinflation, Chicago 1956, S. 25.
[5] Bachinger, Karl / Matis, Herbert: Die österreichische Nachkriegsinflation, Beiträge zur historischen Sozialkunde 3/1986, S. 83.
[6] Vgl.: Bachinger, Karl / Matis, Herbert: Der österreichische Schilling. Geschichte einer Währung, Graz-Wien-Köln 1974, S. 11.
[7] Bachinger, Karl / Matis, Herbert: Der österreichische Schilling. Geschichte einer Währung, Graz-Wien-Köln 1974, S. 13.
[8] Vgl.: Butschek, Felix: Vom Zusammenbruch zur Genfer Sanierung. Österreichische Wirtschaftsentwicklung 1918 – 1923, Wirtschaft und Gesellschaft 9/1983, S. 423.
[9] Vgl.: Blieberger, Norbert: Österreichs Währungskrise und ihre Lösung 1922/23, Dipl.-Arb. Universität Wien, Wien 1999, S. 21.
[10] Vgl.: Eigner Peter: Die Habsburgermonarchie im 19.Jahrhundert, Beiträge zur Historischen Sozialkunde 3/97, Wien 1997, S. 112.
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