Können Geschichten, deren Ursprung mehr als zwei Jahrtausende zurückreicht, auch noch für einen Menschen des 21. Jahrhundert relevant sein? Sicherlich mögen im Zeitalter der Informationsgesellschaft einige diese Frage entschieden verneinen, in der Annahme es handle sich hierbei nur um verstaubte Geschichten aus weit entfernten Epochen, die für die Aktualität keine Bedeutung mehr haben, sondern allenfalls noch für Archäologen, Althistoriker und klassische Philologen von Belang sind. Mitnichten. Auch noch im ausgehenden zwanzigsten und im beginnenden einundzwanzigsten Jahrhundert finden sich zahlreiche Spuren antiker Sagen, überraschenderweise gerade auch in der modernen Populärkultur. So erwies sich beispielsweise das 1983 verfasste Werk Kassandra der ostdeutschen Autorin Christa Wolf als eine ausgesprochen erfolgreiche Neubearbeitung eines antiken Mythos, der mit zahlreichen Anspielungen auf die Verhältnisse der damaligen DDR eine Aktualisierung erfahren hat. Mehr als eine Million im deutschsprachigen Raum verkaufte Exemplare vermögen diesen Erfolg zu belegen.
In jüngerer Zeit stechen hingegen eher filmische Bearbeitungen antiker Motive ins Auge. Zum einen ist dabei Wolfgang Petersens monumentale Umsetzung der Schlacht um Troja zu nennen, deren Erfolg mit Sicherheit nicht nur auf Brad Pitts und Orlando Blooms Darstellung der Helden Achilles und Paris zurückzuführen ist. Zum anderen kann in diesem Kontext auch Peter Jackson noch erfolgreichere Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Triologie Herr der Ringe nicht übergangen werden. Zugegebenermaßen handelt es sich hierbei um keinen direkten antiken Stoff, sondern es kommt zur Kreation eines eigenen fantastischen Kosmos, doch gilt es hier nicht zu vergessen, dass zahlreiche Elemente des Fantasy-Subgenres ihre Wurzeln direkt in der Antike haben und es sich insofern im weiteren Sinn ebenfalls um antik-mythologischen Stoff handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinführung zum Thema
- Fragestellung der Arbeit
- Der Mythos
- Definition, Wesen und Herkunft des Mythos
- Antike mythologische Quellen
- Nachantiker Umgang mit dem Mythos
- Der Mythos im,siglo de oro'
- Lope de Vega
- Lope de Vega und sein Werk
- Die Grundzüge von Lope de Vegas Theater
- Das Stück Adonis y Venus
- Antike Fassung des Mythos.
- Datierung, Struktur und Inhalt
- Das Motiv der göttlichen Strafe
- Die Rolle des Liebesgottes Cúpido.
- Das Motiv der Misogynie
- Die Konfiguration der Liebespaare
- Das Stück La fábula de Perseo
- Antike Fassung des Mythos.
- Datierung, Struktur und Inhalt
- Die Darstellung des Protagonisten Perseo.
- Die Figur des Antagonisten Fineo
- Die Rolle des Goldes
- Spezialeffekte
- Zeitgenößische Anspielungen
- Die Rolle der Könige und der Macht
- Das Stück El laberinto de Creta
- Antike Fassung des Mythos.
- Datierung, Struktur und Inhalt
- Das Motiv des Verlassenwerdens
- Die Rolle der Ehre
- Die Beziehung zwischen Teseo und dessen Dieners Fineo
- Der dritte Akt
- Politische Aussagen des Stücks
- Das Stück El marido más firme
- Antike Fassung des Mythos.
- Datierung, Struktur und Inhalt
- Die Macht der Liebe und der Eifersucht.
- Das Motiv des Wahnsinns
- Der Höllengang des Protagonisten
- Die Rolle des Orakels und der Vorzeichen
- Zeitgenößische Anspielungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die mythologischen Theaterstücke von Lope de Vega im Kontext des,siglo de oro'. Ziel ist es, die Bedeutung antiker Mythen für das spanische Theater der Frühneuzeit aufzuzeigen und den Umgang Lope de Vegas mit mythologischen Stoffen zu untersuchen.
- Der Mythos als Quelle für die Dramaturgie und Thematik von Lope de Vegas Theaterstücken
- Die Adaption und Interpretation antiker Mythen durch Lope de Vega
- Die Relevanz von Mythen für die gesellschaftliche und kulturelle Situation der Frühneuzeit
- Die Verbindung von Mythos und Zeitgeist
- Die Rolle von Macht, Liebe, Ehre und Schicksal in den mythologischen Stücken Lope de Vegas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Relevanz von antiken Mythen in der modernen Gesellschaft. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Wesen des Mythos und seiner Bedeutung für die griechische und römische Kultur. Es werden sowohl antike Quellen als auch die Weiterentwicklung des Mythos in der Nachantike und im,siglo de oro' beleuchtet.
Kapitel 3 präsentiert Lope de Vega als bedeutenden Dramatiker und analysiert die Grundzüge seiner Theaterstücke. Die folgenden Kapitel widmen sich der detaillierten Analyse einzelner Stücke Lope de Vegas. So wird in Kapitel 4 das Stück "Adonis y Venus" mit seinen zentralen Motiven wie göttliche Strafe, Misogynie und der Rolle des Liebesgottes Cúpido untersucht.
Kapitel 5 widmet sich dem Stück "La fábula de Perseo" und analysiert die Charakterisierung des Protagonisten Perseo, die Rolle des Antagonisten Fineo und die Bedeutung des Goldes im Stück. Kapitel 6 beleuchtet das Stück "El laberinto de Creta" mit den zentralen Motiven des Verlassenwerdens, der Ehre und der Beziehung zwischen Teseo und seinem Diener Fineo.
Schlüsselwörter
Mythologie, Lope de Vega, Siglo de Oro, Theater, Dramaturgie, Antike, Adaption, Interpretation, Zeitgeist, Macht, Liebe, Ehre, Schicksal, Adonis y Venus, La fábula de Perseo, El laberinto de Creta.
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- Daniel Conley (Author), 2009, Die mythologischen Theaterstücke Lope de Vegas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144269