[...] Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über die Geschichte der Indianer,
speziell der Teton-Sioux, zu geben. Hierbei werde ich mich auf keinen bestimmten
Zeitabschnitt konzentrieren, sondern versuchen, die wichtigsten Ereignisse vom 17.Jhrd bis
heute darzustellen. Mir ist bewusst, dass ein fundierter Überblick über diese Zeitspanne den
Rahmen dieser Arbeit sprängen würde. Ich werde mich daher nur auf die Teton-Sioux
beschränken, welche ich ausgewählt habe, weil sie die größte Gruppe der Sioux Indianer
darstellen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt zudem in der Darstellung der Kriege
zwischen den Teton-Sioux und der US-Armee. Mir ist auch bewusst, dass die Kämpfe anderer
Indianergruppen gegen die US Armee indirekt Auswirkung auf die Teton hatten. Doch die
Vergangenheit der Teton-Sioux bzw. aller Indianer ist so vielseitig und komplex, dass für den
Rahmen dieser Arbeit Selektionen erforderlich sind. Im Einzelnen werde ich in der
vorliegenden Arbeit wie folgt vorgehen:
In Kapitel 2 werde ich die Teton-Sioux als eine Untergruppe der Sioux vorstellen.
Hierbei werde ich vor allem auf ihre Lebensweise vor den Eingriffen weißer Siedler eingehen.
In Kapitel 3 werde ich die ersten Berührungspunkte der Teton mit den Weißen sowie deren
Auswirkungen auf das Leben der Teton-Sioux beschreiben. Kapitel 4 widmet sich schließlich den wichtigsten Kriegen zwischen den Teton-Sioux und der US-Armee. Das Leben der Sioux
in den Reservaten ist Gegenstand von Kapitel 5. Kapitel 6 ist der letzten Schlacht der USArmee
gegen die Sioux gewidmet: dem bekannten Massaker am Wounded Knee. In Kapitel 7
werde ich schließlich auf die heutige Situation der Teton eingegangen und in Kapitel 8 werde
ich einige Gedanken in einer Schlussbetrachtung zusammenfassen.
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Teton-Sioux
2.1 Die Teton als eines der Sieben Ratsfeuer der Sioux
2.2 Die Tugenden der Teton
2.3 Der Weg zum Nomaden- und Kriegerdasein
2.4 Das Kriegführen und seine Zeremonien
2.4.1 Die Jagd nach Pferd und Skalp
2.4.2 Spirituelle Aspekte des Kriegführens
2.4.3 Die Ehrung der Krieger
2.5 Die soziale Organisation der Teton
2.5.1 Die Struktur der Tetonbanden
2.5.2 Die Akicita
3 Die ersten Kontakte der Sioux mit den Weißen
3.1 Der Handel
3.2 Die zunehmende Migration weißer Siedler
4 Die Kriege zwischen den Teton-Sioux und der US-Armee
4.1 Die ersten Kriege
4.1.1 Der Mormonen Kuh Krieg
4.1.2 Die Zeit zwischen 1855 und 1864
4.2 Der Kampf um den Bozeman Trail
4.2.1 Die Öffnung des Bozeman Trails
4.2.2 Die Errichtung von Fort Phil Kearney
4.2.3 Der Alleingang von Oberst Fetterman
4.2.4 Das Abkommen von Fort Laramie
4.3 Die Zeit zwischen 1870 bis 1876
4.4 Der Große Sioux Krieg
4.4.1 Die Schlacht in Little Big Horn
4.4.2 Die Vergeltungsschläge der US-Armee
4.4.3 Crazy Horse und Sitting Bull resignieren
5 Das Leben im Reservat nach dem Großen Krieg
5.1 Die Umsiedlung der Oglala und Brulé
5.2 Die Zerteilung des Großen Reservates
5.3 Das Leben in den Agencies
5.3.1 Die Sioux sollen Landwirte werden
5.3.2 Die Kontrolle in den Agencies
5.3.3 Die Schulen
6 Wounded Knee
6.1 Sitting Bulls Tod
6.2 Die Schlacht am Wounded Knee
7 Die Teton-Sioux heute
8 Schlussbetrachtung
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Wer kennt sie nicht, die Sioux Indianer? Ihre Geschichten, in unzähligen Büchern und Filmen beschrieben, haben sie für uns zum Symbol aller Indianer gemacht. Sie sind uns als die Helden der Great Plains[1] bekannt, als die Krieger und Büffeljäger. Lange Zeit handelte es sich hierbei meist um Klischees, die medienwirksam dargestellt wurden. Doch wer waren die Sioux Indianer wirklich?
Die Geschichte der Indianer in Nordamerika ist eine Geschichte voller Leiden und Diskriminierung. Es dauerte nicht lange und die Ureinwohner wurden zu einer kleinen Minderheit in ihrem eigenen Land. Spätestens seit dem Oscar-preisgekrönten Film „Der mit dem Wolf tanzt“ sowie den Gedenkfeierlichkeiten für das hundert Jahre zurückliegende Massaker am Wounded Knee im Jahre 1990 ist das Interesse von Nicht-Indianern, in den USA und Europa, an den wahren Geschichten der Sioux gestiegen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über die Geschichte der Indianer, speziell der Teton-Sioux, zu geben. Hierbei werde ich mich auf keinen bestimmten Zeitabschnitt konzentrieren, sondern versuchen, die wichtigsten Ereignisse vom 17.Jhrd bis heute darzustellen. Mir ist bewusst, dass ein fundierter Überblick über diese Zeitspanne den Rahmen dieser Arbeit sprängen würde. Ich werde mich daher nur auf die Teton-Sioux beschränken, welche ich ausgewählt habe, weil sie die größte Gruppe der Sioux Indianer darstellen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt zudem in der Darstellung der Kriege zwischen den Teton-Sioux und der US-Armee. Mir ist auch bewusst, dass die Kämpfe anderer Indianergruppen gegen die US Armee indirekt Auswirkung auf die Teton hatten. Doch die Vergangenheit der Teton-Sioux bzw. aller Indianer ist so vielseitig und komplex, dass für den Rahmen dieser Arbeit Selektionen erforderlich sind. Im Einzelnen werde ich in der vorliegenden Arbeit wie folgt vorgehen:
In Kapitel 2 werde ich die Teton-Sioux als eine Untergruppe der Sioux vorstellen. Hierbei werde ich vor allem auf ihre Lebensweise vor den Eingriffen weißer Siedler eingehen. In Kapitel 3 werde ich die ersten Berührungspunkte der Teton mit den Weißen sowie deren Auswirkungen auf das Leben der Teton-Sioux beschreiben. Kapitel 4 widmet sich schließlich den wichtigsten Kriegen zwischen den Teton-Sioux und der US-Armee. Das Leben der Sioux in den Reservaten ist Gegenstand von Kapitel 5. Kapitel 6 ist der letzten Schlacht der US-Armee gegen die Sioux gewidmet: dem bekannten Massaker am Wounded Knee. In Kapitel 7 werde ich schließlich auf die heutige Situation der Teton eingegangen und in Kapitel 8 werde ich einige Gedanken in einer Schlussbetrachtung zusammenfassen.
2 Die Teton-Sioux
2.1 Die Teton als eines der Sieben Ratsfeuer der Sioux
Die Teton Indianer gehören zu der Gruppe der Sioux Indianern. Mit dem Namen „Sioux“ (gesprochen: „Su“) bezeichnet man seit dem 17.Jhrd eine Gruppe indianischer Stämme im mittleren Nordamerika, welche trotz unterschiedlicher Sprache zusammengeschlossen werden. Die Bezeichnung geht auf ein Wort aus der Sprache der Ojibwa zurück, welche mit den Sioux befeindet waren, und bedeutet „Schlangen“ oder „Feinde“. Die frühen französischen Entdecker und Händler verformten dieses zu „Nadouessioux“ und kürzten es schließlich zu „Sioux“ ab.[2]
Neben ihrem Erstnamen erscheint auch häufig der Zweitname „Otschti schakowing “, was auf Deutsch „Die Sieben Ratsfeuer“ bedeutet. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein altes, charakteristisch indianisches Muster: die Gliederung in sieben Gruppen.[3] Der Name „Sieben Ratsfeuer“ entstand, da sich die Sioux-Untergruppen in ihrer Vorgeschichte regelmäßig zu ehrenwürdigen Ratsfeuer trafen. Wann genau diese Ratsfeuer stattfanden ist nicht mehr bekannt. Allerdings ist bekannt, dass seine Mitglieder die sieben Sioux-Untergruppen, bzw. „Die Sieben Ratsfeuer“ Mdewakantons, Wahpetons, Wahpekutes, Sissetons, Yanktons, Yanktonais und Tetons waren. Von diesen Namen existieren heute nur noch die Namen Teton und Santee, wobei letzterer die ersten vier genannten Gruppen zusammenfasst.[4] Alle sieben Gruppen sprechen die so genannte Siouan-Sprache.[5] Über die Jahre hinweg entwickelten sich jedoch drei Dialekte, welche die Sioux in die drei Gruppen Dakota, Nakota und Lakota teilte. Zu Dakotas werden hierbei die Yankton und Yanktonais zusammengefasst, wobei beide Namen, wie bereits erwähnt, heute nicht mehr existieren. Der Name „Dakota“ , zu Deutsch „Verbündete“, wird allerdings häufig in der Literatur verwendet, um die Gesamtheit aller Sioux zu bezeichnen. Durch diese doppelte Anwendung erleidet der Name daher eine gewisse Unschärfe. Während die Santee zu der Sprachgruppe Nakota zusammengefasst werden, so handelt es sich bei den Teton um die Lakota.[6]
Die beherrschende Stellung der Siebenzahl dehnte sich auch auf die nächste Gliederung aus. So teilten sich die jeweiligen sieben Siouxgruppen ihrerseits in sieben so genannte Banden.[7] Die Teton umfassen mit ihren sieben Untergruppen hierbei berühmte Namen wie: Brulé, Sans Arcs, Blackfoot (nicht zu verwechseln mit den algonkinischen Blackfeet), Minneconjou, Two Kettle, Oglala und Hunkpapa. Die Oglala und Brulè waren die beiden größten Banden.[8] Die einzelnen Banden wiederum umfassten unterschiedliche Lager bzw. so genannte tiyospen (vgl. Kapitel 2.5), welche von unterschiedlichen Häuptlingen geführt wurden. So gab es bei den Brulés z.B. das Lager von Spotted Tail, Crow Dog, Turning Bear und Short Bull.[9]
Die Teton, was zu Deutsch „Bewohner der Prärie“ bedeutet, bildeten seit eh und je mehr als die Hälfte aller Sioux. 1823 wurden 28.000 Siouxmitglieder geschätzt und davon alleine 14.400 Teton.[10] Innerhalb der Teton waren die Oglala mit 7.200 Indianern die größte Bande.[11]
Da die Struktur der Sioux recht kompliziert ist, möchte ich sie in folgender Darstellung nochmals verdeutlichen:[12]
Schlüssel:
I. Sprachgruppe
A. Ratsfeuer
1. Band
I. Dakota
A. Yankton
B. Yanktonai
II. Nakota
A .Mdewankantowan
B. Wahpektue
C. Sisitonwan
D. Wahpetonwan
II. Lakota
A. Teton
1. Hunkpapa
2. Minneconjou
3. Blackfoot
4. Two Kettle
5. Brulé
6. Sans Arcs
7. Oglala
2.2 Die Tugenden der Teton
Tapferkeit, innere Kraft, Großzügigkeit und Weisheit waren die Tugenden, nach denen jeder Teton-Sioux streben sollte. Tapferkeit galt hierbei als die wichtigste Tugend. So war die Maxime der Sioux, dass es besser sei, auf einem Schlachtfeld zu sterben, als alt zu werden. Das Herausfordern des Todes war ein wichtiger Bestandteil im Leben der Sioux und prägte vor allem das Verhalten im Krieg. Wenn ein Krieger mutig genug war, seinen Tod zu riskieren indem er seinem Gegner näher trat, anstatt ihn aus sicherer Entfernung zu erschießen, verlieh im dies viel Ehre. Um sich selbst zu ermutigen, hatten die Sioux bei Gefahr besondere Techniken, wie z.B. das Imitieren des Knurren eines Grizzly.[13]
Die Tugend der inneren Kraft beinhaltete das Aushalten von physischem Schmerz sowie die Fähigkeit, in heiklen Situationen Ruhe zu bewahren. Im Gegensatz zum Stoizismus war es allerdings in manchen Situationen akzeptiert, seinen Emotionen in explosionsähnlicher Form freien Lauf zu lassen. Innere Stärke zeigte sich vor allem in der enormen Fähigkeit der Sioux, Schmerz und Hunger auszuhalten. Während des alljährlichen Sonnentanzes z.B. fasteten die Indianer tagelang und ertrugen den Schmerz eines durch ihre Brustmuskeln gesteckten Spießes, während sie so stundenlang tanzten.[14] (Vgl. hierzu Kapitel 2.4.2).
Als weitere Tugend galt die Großzügigkeit. Hab und Gut anzusammeln und es für sich zu behalten wurde als sehr negativ betrachtet. Besitztum hatte nur dann Bedeutung, wenn man es anderen schenkte. Je mehr jemand geben konnte, umso höher war sein Ansehen in der Gemeinschaft. Die Verteilung von Wohlstand innerhalb eines Stammes sorgte zudem dafür, dass alle ökonomisch relativ gleich ausgestattet waren.[15]
Über all diesen Tugenden stand die Tugend der Weisheit. Sie war mehr als Intelligenz. Sie wurde als übermächtige Kraft gesehen, die jemandem die Fähigkeit gab, andere zu beraten, Streitereien zu schlichten, Zuversicht bei kriegerischen Auseinandersetzungen zu stiften und als Mentor für jüngere Männer zu dienen. Weisheit bedeutete, mit anderen gut zurecht zukommen und als Führer, andere inspirieren zu können.[16]
Für sämtliche Tugenden waren die Gegenpole Angst (Tapferkeit), Egoismus/Selbstsucht (Großzügigkeit) und Ignoranz (Weißheit), von denen die Sioux ausging, dass sie schädlich für die gesamte Gesellschaft seien.[17]
2.3 Der Weg zum Nomaden- und Kriegerdasein
Im 17.Jhrd lebten die Sioux ein relativ sesshaftes Leben als Waldindianer im Gebiet des heutigen Minnesota. Sie ernährten sich von Klein- und Großwild sowie wildem Reis.[18] Manche Gruppen bauten auch Mais und Bohnen an.[19] Sie wohnten verteilt an See- und Flussufern, in kleinen Dörfern aus steilgiebligen Rechteckhäusern.[20] Im Frühjahr und im Herbst widmeten sie sich dem Feldbau. Zwischen den beiden Feldbauperioden gingen sie auf große Kommunaljagd, an der das gesamte Dorf teilnahm.[21] Im Winter trennten sie sich wieder und zogen, in kleine Gemeinschaften aufgesplittert, in ihren Jagdgründen umher. Eine geniale, bis ins letzte Detail durchdachte Erfindung ermöglichte dieses Umherziehen in der ungünstigsten Jahreszeit: das berühmte Tipi. Hierunter versteht man ein kegelförmiges Zelt aus Büffelhautdecke, welches etwas 3 m hoch und ebenso breit war.[22] Da sie jedoch zu dieser Zeit nur Hunde als Transporthilfe hatten, konnten sie mit ihrem Hab und Gut noch keine größeren Distanzen zurücklegen.[23]
Entlang des von den Sioux bewohnten Gebietes befand sich eine große Ebene, das so genannte Great Plain, in welcher riesige Büffelherden lebten. Ab und an machten sich die Sioux auf den Weg, um diese zu jagen. Doch zu Fuß und nur mit Pfeil und Bogen ausgerüstet, war dies nicht nur kaum produktiv, sondern auch sehr gefährlich.[24] Die Nützlichkeit des Büffels, nicht nur als Lieferant für Nahrung sondern auch für Kleidung und Behausung, wurde jedoch mehr und mehr erkannt.[25]
Die Verlockung der großen Büffelherden und der Konflikt mit den befeindeten Ojjbwa aber auch die Einführung des Pferdes durch die Spanier ließ die Teton schließlich Mitte des 18.Jhrds westlich in die Great Plains ziehen. Sie spezialisierten sich dort auf die Büffeljagd. Die Pferde erleichterten die Jagd und erlaubten den Teton, ein größeres Gebiet zu kontrollieren. Da die Büffel in den Plains umherstreiften und die Teton möglichst dicht an den Herden sein wollten, wurden sie zu Nomaden.[26] Bald wurden die Pferde zum Symbol von Reichtum und die Sioux nannten sie „heilige Hunde“.[27]
Bei ihrer Wanderung Richtung Westen waren die Oglala und Brulé die Ersten, nach ihnen folgten die Saone, wie die fünf anderen Tetongruppen genannt wurden. Oglala und Brulé verbreiteten sich im Blue Earth-Gebiet und um 1760 über den Big Sioux im Missourital. Um 1775 zogen sie in die Gegend des Bad River und im folgenden Jahr entdeckte eine Streifpartie der Oglala bereits die Black Hills. Die Saone dagegen zogen den Minnesota aufwärts in das Waldland – daher ihr Name, welcher „Unter Bäumen“ bedeutet – und erreichten 1775 den Missouri nördlich der Bad River-Mündung. Bald lagen die Black Hills im Mittelpunkt eines riesigen Tetongebietes zwischen Big Horn, Platte und Dakota River. Die natürliche Achse dieser Region ergab der Missouri.[28]
Andere Stämme, wie z.B. die Cheyenne, Kiowa und Crow, wurden von der Tetonwanderung mitgerissen und zogen allmählich nach.[29] Auch sie wurden durch die scheinbar unendliche Ressource der Büffel angezogen. So lockte die Prärieebene mit insgesamt ca. 4 Mio. Büffelherden, von denen manche bis zu 12 Mio. Tiere hatten.[30] Die Herden waren so groß, dass ein Indianer einen ganzen Tag lang an ihnen entlang reiten konnte, ohne sie von Anfang bis Ende abreiten zu können.[31] Zudem war die Ebene als großflächiges, baumloses Gebiet optimal für die Büffeljagd geeignet.[32]
Die Pferde ermöglichten den Teton nicht nur ein riesiges Gebiet zu kontrollieren und Büffel zu jagen, sondern sie unterstützten diese auch beim Kampf gegen andere Stämme.[33] Dies war sehr wichtig, denn mit dem Wandel zum Nomaden- und Reiterdasein entstand bei den Teton auch ein neues Lebensgefühl. Sie genossen die die Freiheit der großen Weite und entwickelten ein Gefühl von überheblicher Macht.[34] So entwickelten sie sich mehr und mehr zu einem kriegerischen Volk. Sie besiegten innerhalb von nur ca.100 Jahren mächtige Feinde wie die Omahas und Poncas, die Arikaras, die Cheyennes und die Kiowas. Ihre überhebliche Eitelkeit dabei führte dabei oft zur kriegerischen Zurschaustellung auf dem Schlachtfeld. Riskantes Verhalten galt als Tugend und Ansehen und Einfluss im Stamm hing von den kriegerischen Taten des Einzelnen ab. Nicht selten führte dies zu sehr brutalem kriegerischen Verhalten. Jeder Sieg, jede Eroberung der Teton bestätigte ihren unerschütterten Glauben an sich selbst und führte zu neuem Enthusiasmus und weitere Kriege. Zur ungefähr selben Zeit wie die Pferde wurden auch die Schusswaffen eingeführt. Durch die Verbindung beider wurde den Teton die Büffeljagd so leicht gemacht, dass sie sich um die Versorgung mit Büffeln keine Sorgen machen brauchten. Die Rolle als Krieger konnte daher beruhigt Vorrang haben vor der Rolle als Nahrungsbeschaffer. Jagderfolge hatten eine viel geringere Bedeutung als Erfolge auf dem Schlachtfeld. Krieg stellte oft nur Mittel zum Selbstzweck dar. Es ging nur um die Ehre, kaum ums Überleben.[35] Zudem herrschte der Glaube, dass das Kämpfen dem Einheitsgefühl des eigenen Stammes nutze. So wurden die Teton von einer relativ schwachen, sesshaften Gruppe in kürzester Zeit zu den „Herrschern der Prärie“.[36]
2.4 Das Kriegführen und seine Zeremonien
2.4.1 Die Jagd nach Pferd und Skalp
Neben Eroberungsfeldzügen zur Gebietsausweiterung waren die beiden anderen Gründe für Feldzüge der Teton das Stehlen von Pferden sowie das Skalpieren eines Feindes.[37] Diese so genannten Scalp Raids bzw. Horse Raids bestimmten das Leben der Teton während des 18.Jhrd und bis in das 19.Jhrd hinein.[38]
Das Skalpieren eines Feindes, d.h. das Abziehen seiner Kopfhaut, hatte eine sehr große Bedeutung. Die Kopfhaut galt als wichtigste Kriegstrophäe bei den Sioux, da sie glaubten, dass das Haar eines Getöteten in Verbindung zu dessen Leben stand.[39] Meist wurden Skalps von Personen genommen, die während einer Schlacht ein Stammesmitglied umgebracht hatten. So wurden sie der Familie ausgehändigt, zu deren Rache skalpiert wurde.[40] Als Racheakt war ein Scalp Raid daher immer mit starken Emotionen verbunden.[41] Wenn die Krieger die Kopfhaut des Opfers nach Hause brachten, malten sie ihre Gesichter schwarz an, ließen aber ihre Nasenspitzen unbemalt. Die Kopfhaut spießten sie an langen Stangen auf. Wenn sie so in ihr Lager zurückkehrten, wurden sie mit einem großen Fest begrüßt, welches bis zu zwei Tage andauern konnte.[42]
Während Scalp Raids sehr sorgfältig geplant wurden und an ihnen zwischen 70 bis 1.500 Krieger teilnahmen, wurden Horse Raids dagegen meist spontan und mit weniger Krieger durchgeführt, um die Aktion so gut wie möglich geheim zu halten. Das Stehlen von Pferden war relativ einfach, da die meisten frei neben dem Lager herumliefen.[43] Bei einem erfolgreichen Horse Raid wurden mindestens 100 Pferde gestohlen. Auch die Rückkehr der Indianer von einem Horse Raid wurde immer mit einer Feier begrüßt. Meist gaben die Krieger die eroberten Pferde an andere ab. Die so erwiesene Großzügigkeit erhöhte ihre Ansehen und machte sie zu Kandidaten für zukünftige Führungspositionen.[44]
2.4.2 Spirituelle Aspekte des Kriegführens
Spirituelle Aspekte hatten immer eine große Bedeutung für die Sioux Krieger. Kriegzeremonien, in denen diese zum Ausdruck kamen, waren daher von jeher wichtige Bestandteile ihrer Kultur.[45] Im Zentrum dieser Zeremonien standen stets Geister, von denen sie glaubten dass sie ihnen übernatürliche Kräfte geben würden.[46]
Die wichtigste Zeremonie der Sioux war der so genannte Sonnentanz. Hierzu trafen sich alle Sioux einmal im Jahr während der Sommerzeit. Er diente als Dankestanz für die Geister, welcher die Gebete für Erfolge in Jagd und Krieg erhört hatten.[47] Wenn sich Krieger in einer Schlacht ihrem Feind näherten und sich Angst und Spannung breit machte, gelobten sie meist einen Schwur an Wankan Tanka. Wankan Tanka war der Überbegriff für alle Geister sowie Ursprung jeglicher Kraft. In der Not während des Kampfes versprachen sie Wanka Tanka beim nächsten Sonnentanz ein Opfer zu erbringen. Viele versprachen dabei, ihr eigenes Fleisch zu opfern. Sitting Bull z.B. wurden bei einem Sonnentanz auf eigenem Wunsch 100 Hautfetzen herausgeschnitten.[48] Des weiteren standen Visionen einzelner Krieger im Zentrum des Sonnentanzes. In diesen wurde ihnen offenbart, wo sich ihr Feind befand und wie sie ihn besiegen konnten.[49] Um diese Visionen von den Geistern empfangen zu können, fasteten sie und tanzten mit durch ihre Brustmuskeln gesteckten Spießen stundenlang in der Sonne.[50] Wichtig bei den Sonnentänzen war jedoch vor allem das Zusammentreffen der unterschiedlichen Siouxstämme. Hier trafen sich alte Freunde und Verwandte und man tauschte sich über Kriegserlebnisse und Heldentaten aus.[51]
Ein anderes Beispiel für den Glauben an übernatürliche Kräfte waren die so genannten Friedenspfeifen, mit dessen Rauch die Indianer mit höheren Geistern kommunizierten. Traditionell nahm der Anführer einer Gruppe, die zum Kampf bzw. zu einer Expedition ausrückte, die Pfeife mit sich. Sie wurde aber regelmäßig von allen Mitgliedern der Gruppe benutzt. Das Weiterreichen der Pfeife von einer Person zur nächsten stellte einen symbolischen Akt dar und diente unter anderem z.B. beim Abschluss von Verträgen der Kennzeichnung von Freundschaft. In der Kommunikation mit den höheren Mächten sollte der Rauch die Geister an schmerzhafte Zeremonien erinnern, die z.B. während des Sonnentanzes durchgeführt worden waren, um Erfolg im Kampf zu erbeten. Das gemeinsame Rauchen, das von sehr großer Bedeutung war, fehlte nur ganz selten bei Festlichkeiten.[52]
[...]
[1] Die Great Plains, oder auch „große Ebene“, sind ein imposantes Graslandplateau in den Vereinigten Staaten von Amerika, welches in einem Gebiet im heutigen Süd Dakota, Montana, Wyoming und Nebraska liegt. Es reicht von 450 m im Osten auf über 1830 m im Westen. Hochwüchsige Gräser charakterisieren den regnerischen Osten, während flachwüchsige Gräser im eher trockenen Westen verbreitet sind. Vgl.: Microsoft Encarta Weltatlas 2001
[2] vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.2
[3] vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.2
[4] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.6
[5] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.ix
[6] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.6
[7] vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.14
[8] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.3
[9] vgl.: Kolbenschlag, G.R.: A Whirlwind Passes. Newspaper Corresponents and the Sioux Inian Disturbances of 1890-1891, Vermillion 1990, S.vii
[10] vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.14
[11] vgl.: Hyde, G.E.: A Sioux Chronicle. Oklahoma 1956, S.118
[12] vgl.: Kolbenschlag, G.R.: A Whirlwind Passes. Newspaper Corresponents and the Sioux Inian Disturbances of 1890-1891, Vermillion 1990, S.vii
[13] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.32 ff.
[14] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.33 ff.
[15] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.36 f.
[16] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.37 ff.
[17] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.53
[18] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.58
[19] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.3
[20] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.16
[21] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.27
[22] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.17
[23] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.3
[24] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.4
[25] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.58
[26] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.28
[27] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.159
[28] Vgl.: Müller, Werner: Glauben und Denken der Sioux. Zur Gestalt Archaischer Weltbilder. 2. Auflage, Berlin 1970, S.28
[29] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.6
[30] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.6 ff.
[31] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.6
[32] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.6 ff.
[33] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.66
[34] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.7
[35] vgl.: Hassrick, R.B.: Life and Custom of a Warrior Society. Norman, 1964, S.72 ff.
[36] vgl.: Marshall, S.L.A.: Crimsoned Prairie: Indian Wars. New York 1972, S.7
[37] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.34
[38] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.43
[39] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.71
[40] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.69
[41] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.43
[42] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.68
[43] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.43 f.
[44] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.68
[45] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.34
[46] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.46
[47] vgl.: Terrell, J.H.: Sioux Trail. New York, 1974, S.190 f.
[48] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.72
[49] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.46
[50] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.72
[51] vgl.: Terrell, J.H.: Sioux Trail. New York, 1974, S.191
[52] vgl.: Taylor, Colin: The Warriors of the Plains. New York 1974, S.46
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