"Geduld und Schweigen!" - Leben und Wirken der heiligen Katharina von Schweden


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Historischer und familiärer Kontext
2.1.Schweden im Mittelalter
2.2.Katharinas Herkunft

3. Geburt und Jugendzeit Katharinas
4. Katharina in Rom
4.1.Die Stadt Rom im 14. Jahrhundert
4.2.Katharinas Ankunft in Rom und anfängliche Zweifel
4.3.Der Alltag in Rom

5. Katharinas Wirken nach Brigittas Tod
5.1.Die Rückreise nach Schweden
5.2.Katharinas Bemühungen um die Kanonisation Brigittas

6. Schlussbetrachtung

7. Literatur und Quellen

1. Einleitung

Die heilige Katharina von Schweden ist in der aktuellen Literatur immer nur eine Randnotiz in Beiträgen über ihre Mutter, die Heilige Brigitta von Schweden. Sie erscheint in einem beinahe schon ausführlichen Artikel im „Ökumenischen Heiligenlexikon“, darüber hinaus konnte ich keine Publikation finden, die sich ausschließlich mit ihr beschäftigt. Daher stützt sich diese Arbeit auf ein sehr dünnes Fundament, das zudem noch dominiert wird von überwiegend unkritischen Bearbeitungen des Stoffes durch Kirchenvertreter.

Als Quelle diente mir vor allem die Vita s. Katerinae, verfasst von Ulf Birgersson, der ab 1407 Mönch im Kloster Vadstena war. In den Jahren von 1423-1426 hatte er das Amt des obersten Beichtvaters inne und verfasste in dieser Zeit auch die Biografie Katharinas.

Man kann sagen, Katharina hat ihr Leben in den Dienst ihrer Mutter gestellt. Sie hat 23 Jahre mit Brigitta in Rom unter klosterähnlichen Bedingungen gelebt und gearbeitet und war mit der Lehre Brigittas vertraut. Dieses Engagement für die Sache ihrer Mutter bestimmte Katharinas Leben auch über den Tod Brigittas hinaus und wurde ihr zum Lebensinhalt. Sie war es, die den Aufbau des erst ein Jahr nach Brigittas Tod im Jahr 1373 fertiggestellten Klosters Vadstena übernahm und 1380 die Bestätigungsbulle der heiligen Regel überbrachte.[1] Auch hat sie sich maßgeblich um die Kanonisation der heiligen Mutter bemüht und deren geistiges Erbe weiter vermittelt.

Ich werde in dieser Arbeit daher unter anderem der Frage nachgehen, wieso Katharina so im Schatten ihrer Mutter verschwindet, obwohl der Ordo Sanctissimi Salvatoris[2] ohne Katharinas Engagement vermutlich nicht existierte.

2. Historischer und familiärer Kontext

Die Familie, der Katharina von Schweden entstammt, war eine der bedeutendsten ihrer Zeit und stand dem schwedischen Königshaus sehr nahe. Um dies zu verdeutlichen, werde ich kurz die historische Entwicklung Schwedens skizzieren und danach auf Katharinas Eltern und deren Herkunft näher eingehen.

2.1. Schweden im Mittelalter

Durch die Ausbreitung und den Aufbau der christlichen Kirche fand Skandinavien im Verlauf des Hochmittelalters immer stärker Anschluss an die europäische Staatenwelt und allmählich etablierte sich das Königtum in der Region, welches allerdings durch Machtbestrebungen von Seiten der Kirche, der Städte, des Adels und der Bauern ständigen Konflikten gegenüber stand[3]

Mit der Wahl des Magnus II. von Norwegen zum schwedischen König durch die Magnaten im Jahr 1319 kam es zur Personalunion der norwegischen und schwedischen Krone. Da der gewählte König noch minderjährig war, übernahm seine Mutter Ingeborg bis 1331 die Regierung. Von 1356 bis 1359 fungierte Magnus` Sohn Erik Magnussohn als Mitregent und setzte eine Teilung des Reiches gegen seinen Vater durch. Nach Aufständen in Norwegen setzte Magnus II. unter Zustimmung des norwegischen Reichsrates seinen Sohn Hakon Magnussohn als norwegischen König ein.

Durch die Hochzeit Hakons mit Margarete, der Tochter des dänische Königs Waldemar IV Atterdag wurde der Grundstein des Zusammenschlusses von Dänemark, Norwegen und Schweden gelegt. Denn nachdem Albrecht III von Mecklenburg, schwedischer König von1364 bis 1389 und Neffe von Magnus IIV, gestürzt worden war, wurde Margarete auch als Königin Schwedens anerkannt.[4]

2.2. Katharinas Herkunft

Brigitta von Schweden wurde im Jahr 1302 oder 1303 in eine einflussreiche Familie hinein geboren, die “das königliche Geschlecht der Folkunger zu ihren Ahnen zählte“.[5] Ihr Vater, Birger Petersson († 1327), war Lagmann in Uppland[6], ihre Mutter Ingeborg Begtsdotter († 13140) war über ihre Mutter mit König Sverker dem I. (1134-1156) verwandt. Die Familie wird im weiteren Text als sehr wohlhabend und Fromm charakterisiert.[7] Aus dieser Verbindung gingen sechs Kinder hervor und wie später Katharinas Geburt war auch die Geburt ihrer Mutter von einer Vielzahl an Zeichen der Heiligkeit und Weissagungen ihre große Zukunft betreffend begleitet. Nachdem Ingeborg einen Schiffbruch überlebt hatte, empfing sie folgende Botschaft von einer schimmernden Gestalt, die ihr erschienen war:

Ingeborg, wisse, dass du aus dem Schiffbruch errettet worden bist wegen der einzigartigen Verdienste jenes Geschöpfes, das du in deinem Schoss trägst! Erziehe es mit Vorsicht, denn es ist ein kostbares Geschenk der göttlichen Freigiebigkeit!“[8]

Im Alter von 14 Jahren heiratete Brigitta den adligen Ulf Gudmarsson, Sohn des Lagman der Region Närk. Brigitta sträubte sich zuerst gegen die Hochzeit, da sie eigentlich als Jungfrau ihr Leben in den Dienst Gottes stellen wollte. BINDER schreibt, dass Brigitta später ihrer Tochter Katharina häufig erzählte, sie wäre lieber gestorben, als zu heiraten.[9]

Es ist auffällig, dass göttliche Erscheinungen, Weissagungen und eine strenge Religiosität eine Konstante in Katharinas Stammbaum bilden. Ein Grund dafür ist sicherlich die politische Instabilität im Skandinavien des 13. und 14. Jahrhunderts und die feste Verbindung königlichen Herrschaftsanspruches mit dem Christentum. Diesen Umständen ist es wohl auch geschuldet, dass der Erlöserorden besonders vom hohen schwedischen Adel besonders geschätzt wurde. Die spätere schwedische, norwegische und dänische Königin Margarete soll oft dort zu Gast gewesen sein. Ingegerd Knutsdotter, Enkeltochter Brigittas und später Abtissin von Vadstena, war persönlich mit Margareta befreundet.[10]

3. Geburt und Jugendzeit Katharinas

Katharina wurde als sechstes Kind der Brigitta von Schweden geboren. Über ihre Geburt ist zu lesen: „Jetzt sollte Brigitta, die heilige, selbst Mutter einer Heiligen werden.“[11] In den Quellen wird die Reinheit und Heiligkeit Katharinas durch folgende Anekdote hervorgehoben:

„Que cum ad huc in cunis mortalis huius vite ageret exordium eius future sanctatis et puritatis indica divina gracia demonstravit. Nam nutricisofficio trdita propter impudicam et lasciviam vitam, vt probabili coniectura coniicitur, eius mamillas sugere abhorrebat. Mamillas vero matris suesancteet quarundamcontinencium muliere sine honore bibebat, incontinecium lac sicut absinthium refugiens cum lacrimis et vagitu.”[12]

„ Schon als diese noch in der Wiege war, ließ sie Zeichen sehen, an denen man ihre künftige Reinheit und den Einfall der göttlichen Gnadenstrahlen in ihr Herz erkannte. Sie war einer Amme anvertraut, welche, wie man nicht gewußt hat, einem unzüchtigen Leben fröhnte. Voll Abscheu wandte sich das Kind jedesmal von der Brust dieser Person hinweg, wendete sich aber ohne Scheu ihrer Mutter und anderen keuschen Frauen zu“[13]

Da die Vita der heiligen Katharina erst einige Jahre nach ihrem Tod verfasst wurde, gibt es wenige Quellen zu ihren jungen Jahren. Sie wurde dem Zisterzienserkloster Risaberg zur Erziehung übergeben, während Brigitta ab 1335 Hofmeisterin in Stockholm war.[14] Ihre Schwester Ingeborg trat 1341 ebenfalls in dieses Kloster ein.[15] Einhellig berichten besonders HOLBÖCK und BINDER, dass Katharina bereits in jungen Jahren dem Vorbild ihrer Mutter folgte und ein höchst frommes Leben führte. So heißt es bei BINDER:

Ihre Gedanken waren weitab von der Welt. Wenn sie in der Heimat verweilte, war es ihre größte Lust, mit ihrer Mutter kranke und elende zu besuchen, eine stille Klosterzelle war ihre Sehnsucht und Hoffnung.“[16]

Sicherlich findet hier in den Quellen und durch die Interpretation der kirchlichen Autoren eine ideelle Überhöhung Katharinas statt. Zweifelsohne war diese eine fromme Persönlichkeit, doch zeigen ihre späteren Bestrebungen aus Rom zu ihrem Mann und in die Heimat zurückzukehren durchaus eine weltliche Bindung.[17]

Bereits im Alter von 12 Jahren wurde Katharina mit Eggard Lydertson von Kyren verheiratet. In der Hochzeitsnacht „wusste sie so hinreißend von der Tugend der Reinheit zu sprechen“, dass das junge Paar eine Ehe in Enthaltsamkeit führte.[18] Die Lebensweise des Paares, oder besser der Teil, der uns bekannt ist, unterstreicht noch einmal Katharinas Frömmigkeit und rückt auch ihren Gemahl in ein sehr gutes Licht. Er schien seiner Frau in geistlichen Dingen zu folgen. So wird berichtet, dass sie auf dem nackten Boden schliefen und auch sonst auf Luxus verzichteten. Solch ein entbehrungsreiches Verhalten sollte den Körper dem Geist unterwerfen.[19]

[...]


[1] Binder, G.: Die heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S. 185

[2] http://www.birgittaskloster.se/?h=2&l=ty, Stand 29.04.2009

[3] Der große Ploetz, Freiburg 2008, S. 596

[4] Ebenda S. 601

[5] Binder, G: Die heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S.6

[6] Holböck, Ferdinand: Gottes Nordlicht.Goldach 1983, S. 12

[7] Holböck, Ferdinand: Gottes Nordlicht.Goldach 1983, S. 15

[8] Zitiert bei: Holböck, Ferdinand: Gottes Nordlicht.Goldach 1983, S.

[9] Binder, G: Die heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S.15

[10] Ebenda, S.21

[11] Binder, G.: heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S.25

[12] Scriptores Rerum Suecicarum, Medii Aevi, Tom. lll, Sectio Posterior, Vita s. Katerinae p. 245

[13] Übersetzung nach: Binder, G.: Die heilige Birgitta von Schweden und ihr Klosterorden

[14] Schiwy, Günther: Die heilige Brigitta von Schweden-Mystikerin und Visionärin. München 2003, S. 85

[15] DuBois, Thomas A.: Sancticity in the North. Toronto 2007, S.275

[16] Binder, G.: heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S.25

[17] DuBois, Thomas A.: Sancticity in the North. Toronto 2007, S.280

[18] Binder, G.: Die Heilige Brigitta von Schweden und ihr Klosterorden. München 1891, S.25

[19] Ebenda, S. 96

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
"Geduld und Schweigen!" - Leben und Wirken der heiligen Katharina von Schweden
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V144358
ISBN (eBook)
9783640528028
ISBN (Buch)
9783640527762
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geduld, Schweigen, Leben, Wirken, Katharina, Schweden
Arbeit zitieren
Katharina Markmann (Autor:in), 2009, "Geduld und Schweigen!" - Leben und Wirken der heiligen Katharina von Schweden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144358

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: "Geduld und Schweigen!" - Leben und Wirken der heiligen Katharina von Schweden



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden