Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, wie sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten entsteht und welche Strukturen sie begünstigen oder verhindern können. Dabei soll nicht nur die Opfer- und Täterebene betrachtet werden, sondern auch das System der Institutionen selbst, das dieses Phänomen beeinflusst. Durch dieses mehrperspektivische Vorgehen wird ein tieferes Verständnis für sexuelle Gewalt an pädagogischen Einrichtungen angestrebt.
Die Arbeit gliedert sich in fünf Abschnitte. Im ersten Abschnitt werden grundlegende Begriffe erläutert und Zusammenhänge verdeutlicht. Der zweite Abschnitt behandelt die Hintergründe sexueller Gewalt, einschließlich Prävalenz, Formen der Grenzverletzung, Täterprofile und die Situation der Betroffenen. Im dritten Abschnitt wird speziell auf sexuelle Gewalt in pädagogischen Institutionen eingegangen, wobei förderliche Strukturen, das Spannungsfeld von Nähe und Distanz sowie die Rolle von Macht und Schweigen thematisiert werden. Der vierte Abschnitt untersucht Präventions- und Interventionsmaßnahmen, die in den letzten Jahren erforscht wurden. Abschließend werden im fünften Abschnitt die Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert, wobei auch Anregungen für zukünftige Forschung gegeben werden.
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist eine Thematik, die in unserer Gesellschaft längst aus dem Schatten des Tabus getreten ist. Sowohl in den Medien als auch in wissenschaftlichen Diskursen bleibt sie von anhaltender Relevanz. Der herkömmliche Blick auf sexuellen Kindesmissbrauch, der oft einen fremden Mann in der Nähe von Spielplätzen oder Schulen imaginiert, wurde durch aktuelle Forschungsergebnisse widerlegt. Es ist klar geworden, dass sexuelle Gewalt gegen Minderjährige vor allem innerhalb ihres direkten sozialen Umfelds stattfindet. Eine Entwicklung, die bereits in den 60er und 80er Jahren begann, als das Schweigen über sexuelle Gewalt im familiären Kontext erstmals gebrochen wurde.
Dennoch bleibt es für viele schwer nachzuvollziehen, dass auch pädagogische Institutionen zu Tatorten sexueller Gewalt werden können. Dies steht im Kontrast zur gesetzlichen Verpflichtung, die Einrichtungen als sichere Orte für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Doch längst beschränkt sich sexuelle Ausbeutung nicht mehr auf das familiäre Umfeld; durch die Institutionalisierung von Erziehung haben potenzielle Täter innerhalb pädagogischer Einrichtungen einen erweiterten Handlungsspielraum.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Annäherung an das Thema sexuelle Gewalt
- Begriffserklärungen
- Pädophilie und Pädosexualität
- Grenzverletzungen
- Sexuelle Gewalt
- Sexuelle Gewalt und Pädophilie
- Begriffserklärungen
- Hintergründe zur sexuellen Gewalt
- Prävalenz
- Formen der Grenzverletzung und sexueller Gewalt
- Täter
- Risikofaktoren
- Täterstrategien und Ursachenmodelle
- Ende des Missbrauchs
- Betroffene
- Risikofaktoren
- Sexuelle Gewalt an Menschen mit Behinderung
- Folgen
- Sexuelle Gewalt an pädagogischen Institutionen
- Förderliche Strukturen für sexuellen Missbrauch an Institutionen
- Macht und Machtmissbrauch
- Nähe und Distanz
- Sprechen und Schweigen
- Geschlossene und offene Systeme
- Förderliche Strukturen für sexuellen Missbrauch an Institutionen
- Umgang mit sexueller Gewalt in pädagogischen Institutionen
- Präventionsmaßnahmen
- Interventionsmaßnahmen
- Fazit und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der sexuellen Gewalt in pädagogischen Institutionen. Ziel ist es, die Entstehung und die Förderung bzw. Vermeidung dieser Form von Gewalt in institutionellen Kontexten zu untersuchen. Dabei wird ein mehrperspektivischer Ansatz verfolgt, der sowohl die Opfer- und Täterebene als auch das System der Institutionen betrachtet.
- Definition und Abgrenzung von Begriffen wie Pädophilie, Pädosexualität und sexueller Gewalt
- Analyse der Hintergründe und Prävalenz sexueller Gewalt, einschließlich Risikofaktoren für Täter und Opfer
- Identifizierung von Strukturen in pädagogischen Institutionen, die sexuellen Missbrauch begünstigen, wie Machtmissbrauch, Nähe und Distanz, Sprechen und Schweigen, sowie offene und geschlossene Systeme
- Erörterung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Bekämpfung sexueller Gewalt in pädagogischen Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit eröffnet mit einem Überblick über die gesellschaftliche Relevanz des Themas sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Sie hebt die zunehmende Bedeutung wissenschaftlicher Forschung in diesem Bereich hervor und stellt die Frage, wie sexuelle Gewalt in pädagogischen Institutionen entsteht und welche Strukturen diese fördern oder verhindern können.
- Annäherung an das Thema sexuelle Gewalt: In diesem Kapitel werden wichtige Begriffe wie Pädophilie, Pädosexualität und sexuelle Gewalt definiert und abgegrenzt. Zudem wird auf das Konzept der Grenzverletzungen eingegangen.
- Hintergründe zur sexuellen Gewalt: Dieses Kapitel beleuchtet die Prävalenz sexueller Gewalt und die verschiedenen Formen der Grenzverletzung und des Missbrauchs. Es analysiert Risikofaktoren für Täter und Opfer sowie Täterstrategien und Ursachenmodelle. Darüber hinaus werden die Folgen von sexuellem Missbrauch betrachtet.
- Sexuelle Gewalt an pädagogischen Institutionen: Dieses Kapitel untersucht spezifische Strukturen in pädagogischen Einrichtungen, die sexuellen Missbrauch begünstigen. Dabei werden Themen wie Macht und Machtmissbrauch, Nähe und Distanz, Sprechen und Schweigen sowie geschlossene und offene Systeme thematisiert.
- Umgang mit sexueller Gewalt in pädagogischen Institutionen: Hier werden Präventions- und Interventionsmöglichkeiten vorgestellt, die die Forschung in den letzten Jahren erarbeitet hat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen sexueller Gewalt, Pädophilie, Pädosexualität, Grenzverletzungen, Risikofaktoren, Täterstrategien, Opfer, Prävention, Intervention, pädagogische Institutionen, Macht und Machtmissbrauch, Nähe und Distanz, Sprechen und Schweigen, geschlossene und offene Systeme.
- Quote paper
- Fatma Umm Zaid (Author), 2020, Sexuelle Gewalt in institutionellen pädagogischen Kontexten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1446515