Einleitung
Ulrike Vedder schreibt in ihrem Resümee, Marlen Haushofers Novelle Wir töten Stella sei ein „radikale[r] Text (auch) über die Liebe, auch und gerade weil in ihm keine Liebesgeschichte erzählt wird.“(1) Letzteres wird bei der Lektüre schnell ersichtlich. Überhaupt, so scheint es, wird hier nicht nur die Geschichte von Anna und Richard oder von Stella erzählt, hier geht es überdies um das Verhältnis zwischen Mann und Frau im Allgemeinen; mehrfach wird im Text darauf hingedeutet, dass die Hauptprotagonisten Stereotypen sind.
Welcher Art diese Beziehung ist und was sie zusammenhält, wenn schon nicht die Liebe, ist dagegen nicht so offenkundig. Zwar bietet der Text aus der Sichtweise der Ich-Erzählerin Anna einen Blick hinter die Fassade der konservativen Ehe, jedoch stellt ihr Erinnerungsschreiben für sie selbst scheinbar den ersten Versuch dar, Distanz zum Geschehenen zu gewinnen und ihre Gedanken zu ordnen. Je mehr jedoch der Leser versucht, diese „verwirrten
Fäden“ auseinander zu knoten, desto stärker wird er von der Resignation, die aus dieser Darstellung des Geschlechterverhältnis spricht, von jener Radikalität, die Vedder(2) bemerkt, ergriffen.
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1 Vedder S. 144
2 Von der „größten Radikalität“ ist auch bei Venske zu lesen: Stephan, Venske, Weigel (1987), S. 103
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Geschlechterverhältnis
- Die Figurenkonstellation
- Die Liebe
- Treue und Sexualität
- Kommunikation
- „Letztlich ist es ein hoher Preis“ – Folgen der Geschlechterbeziehung für die Frau
- Sicherung / Festigung des Geschlechterverhältnis
- Die Schuld der Frauen an der Wiederherstellung des Geschlechterverhältnis
- Die Beziehung zwischen Anna und Wolfgang
- Der Einbruch in die Geschlechterordnung
- Stella als das Andere
- Stella als Grund für den Bruch zwischen Anna und Wolfgang
- Schluss: Über die Utopie einer Veränderung des Geschlechterverhältnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Analyse untersucht das Geschlechterverhältnis in Marlen Haushofers Novelle "Wir töten Stella". Dabei wird die Beziehung zwischen Anna und Richard, den Hauptprotagonisten, im Kontext der Darstellung von Liebe, Treue, Kommunikation und dem Einfluss des männlichen Verhaltens auf die Frau beleuchtet.
- Die Darstellung der Geschlechterrollen und -stereotype in der Familie
- Die Darstellung der Liebe und deren zerstörerische Wirkung auf die Frau
- Die Analyse des Einbruchs in die Geschlechterordnung durch die Figur Stella
- Die Folgen der Geschlechterbeziehung für die Frau in der Novelle
- Die Frage nach einer möglichen Veränderung des Geschlechterverhältnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Analyse vor und hebt die Radikalität des Textes hinsichtlich der Darstellung des Geschlechterverhältnisses hervor.
Das Kapitel „Das Geschlechterverhältnis“ untersucht zunächst die Figurenkonstellation, die die Geschichte prägt. Dabei wird deutlich, dass die Beziehung zwischen Anna und Richard durch eine tiefe Distanz und Abwesenheit von Liebe geprägt ist. Die Kapitel 2.2-2.4 beleuchten unterschiedliche Aspekte des Geschlechterverhältnisses in der Novelle: die fehlende Liebe des Mannes, die Rolle der Treue und Sexualität und die Schwierigkeiten in der Kommunikation.
Das Kapitel „„Letztlich ist es ein hoher Preis“ – Folgen der Geschlechterbeziehung für die Frau“ zeigt die negativen Folgen der Beziehung für Anna auf. Die Analyse beleuchtet den Tod der Liebe, den Verlust von Identität und die Gefahr der Abhängigkeit von Männern.
Das Kapitel „Sicherung / Festigung des Geschlechterverhältnis“ befasst sich mit den Mechanismen, die die bestehende Ordnung aufrechterhalten. Hierbei wird die Rolle der Schuld der Frau und die Beziehung zwischen Anna und Wolfgang analysiert.
Das Kapitel „Der Einbruch in die Geschlechterordnung“ untersucht die Bedeutung von Stella als Außenseiterin und deren Einfluss auf das Beziehungssystem. Die Analyse beleuchtet die Verbindung zwischen Stella und Anna und deren symbolische Bedeutung für die Analyse des Geschlechterverhältnisses.
Schlüsselwörter
Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung des Geschlechterverhältnisses in "Wir töten Stella" mit Fokus auf Themen wie Liebe, Treue, Sexualität, Kommunikation und die Darstellung der Frau als Opfer männlicher Macht. Die Analyse greift auf die Figuren Anna und Richard sowie Stella als Schlüsselfiguren zurück, um die Dynamik der Geschlechterbeziehungen in der Novelle zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Micaela Dück (Autor:in), 2000, Zur Darstellung des Geschlechterverhältnis in der Novelle ´Wir töten Stella´, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1447