Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung der unterschiedlichen Sprachvarietäten (niederdeutsches "Platt", Missingsch, Hochdeutsch) in Thomas Mann Buddenbrooks. Thomas Mann wurde im Jahr 1929 für das Werk mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Der Roman wird zur Weltliteratur gezählt und ist dementsprechend weitreichend literaturwissenschaftlich erforscht. Die Bedeutung des Niederdeutschen für den Roman wurde bereits in den 1980er Jahren von der Forschung aufgegriffen. Eine detailliertere Erfassung der sprachlichen Merkmale blieb jedoch bisher aus. Dieses Desiderat soll hier erschlossen werden. Dabei stehen jene Sprachanteile im Fokus, die sich zwischen eindeutigem Hoch- und Niederdeutsch bewegen: Im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine sprachliche Varietät, die in der Forschung weitreichend als Missingsch bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine irgendwie geartete Mischform aus niederdeutschen und hochdeutschen Anteilen, die für den Handlungszeitraum und Ort als typisch gelten kann. Die genaue Sprachgeschichte dieser Varietät und seine Definitionen und Merkmale sollen zunächst anhand eines Forschungsüberblicks aufgearbeitet werden. Im Anschluss wird der Forschungsstand zu den bisherigen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Buddenbrooks gegeben.
Die Untersuchung bemüht sich, folgende zwei Fragen zu beantworten: Welche Sprachvarietäten treten in welchem Verhältnis zueinander auf und wie werden die Varietäten inszeniert? Das Sprachmaterial wird aus drei verschiedenen Ansätzen herausgearbeitet. Dabei wird sich stets an dem Merkmalskatalog zum Missingsch von Viola WILCKEN orientiert, womit die Ergebnisse in den heutigen Stand der Forschung eingeordnet werden können. Im Anschluss an die Analyse wird ein Fazit gezogen, die Methode reflektiert und ein Ausblick auf potenzielle Folgeuntersuchungen gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie / Forschungsstand
- Zur Lübecker Sprachgeschichte
- Die Hansesprache
- Missingsch
- Zur Dialektstilisierung
- Niederdeutscher Dialekt in der Literatur
- Die Buddenbrooks als sprachwissenschaftliches Untersuchungsobjekt
- Zur Lübecker Sprachgeschichte
- Methode
- Analyse
- Das „Revolutionskapitel“ (Teil IV, Kapitel 3)
- Figuren der sozialen Mittelschicht
- Metasprachliche Bemerkungen
- Ergebnisse
- Fazit & Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sprachlichen Merkmale und die Inszenierung von Dialekt im Roman "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Der Fokus liegt dabei auf der Sprachvarietät "Missingsch", einer Mischform aus Niederdeutsch und Hochdeutsch, die im 18. Jahrhundert in Lübeck verbreitet war. Die Arbeit analysiert die Sprachvarietäten im Roman, ihr Verhältnis zueinander und die Funktion ihrer Inszenierung im Werk.
- Sprachliche Merkmale und Varietäten in "Buddenbrooks"
- Die Rolle von "Missingsch" in der Romanhandlung
- Die Inszenierung von Dialekt in der Literatur
- Die sprachliche Entwicklung im 19. Jahrhundert in Lübeck
- Der Einfluss von Sprachstilisierung auf die Figuren und die Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Dialektstilisierung in der Literatur ein und stellt den Roman "Buddenbrooks" als Untersuchungsobjekt vor. Das zweite Kapitel beleuchtet den Forschungsstand zur Lübecker Sprachgeschichte, insbesondere die Hansesprache und die Sprachvarietät "Missingsch". Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung und den Merkmalen dieser Sprachvarietät. Das Kapitel beleuchtet auch den Forschungsstand zu den sprachlichen Aspekten der "Buddenbrooks".
Kapitel drei skizziert die Methode, die für die Analyse des Sprachmaterials verwendet wird. Das vierte Kapitel analysiert die Sprachvarietäten im Roman, wobei das "Revolutionskapitel" (Teil IV, Kapitel 3) besonders betrachtet wird. Weiterhin werden die Sprachvarietäten der Figuren der sozialen Mittelschicht untersucht und metasprachliche Bemerkungen im Text analysiert. Kapitel fünf präsentiert die Ergebnisse der Analyse, während das sechste Kapitel ein Fazit zieht, die Methode reflektiert und einen Ausblick auf mögliche Folgeuntersuchungen gibt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Dialektstilisierung, "Missingsch", Lübecker Sprachgeschichte, Niederdeutscher Dialekt, Hochdeutsch, Sprachvarietäten, "Buddenbrooks", Thomas Mann, Sprachwissenschaftliche Analyse, Literaturwissenschaftliche Forschung, Sprachgeschichte des 19. Jahrhunderts.
- Quote paper
- Antonia Erdmann (Author), 2023, Missingsch in den "Buddenbrooks". Eine sprachwissenschaftliche Aufarbeitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1447019