Regionalpolitische Implikationen der Neuen Wachstumstheorie am Beispiel des Modells von Romer (1990)


Studienarbeit, 2009

25 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Gliederung

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Modellbeschreibung
2.1 Entstehung Neue Wachstumstheorie
2.2 Grundlagen des Romer Modells
2.3 Grundvoraussetzungen
2.3.1 Wirtschaftliches Wachstum durch technologischen Wandel
2.3.2 Technologischer Wandel durch Marktanreize
2.3.3 Verarbeitung von Rohstoffen versus Verarbeitung von Wirtschaftsgütern
2.4 Modellstruktur
2.4.1 Inputfaktoren
2.4.2 Die drei Sektoren des Modells
2.4.2.1 Forschungs- und Entwicklungssektor
2.4.2.2 Zwischenproduktsektor
2.4.2.3 Endproduktsektor
2.5 Entstehen von Wachstum

3 Modellkritik
3.1 Wirkungen technischen Fortschritts auf die Sektoren
3.2 Empirische Kritik

4 Anwendbarkeit des Modells
4.1 Integration von Märkten
4.2 Netzwerke – Technologiecluster
4.3 Förderung von Investitionen

5 Schlussbetrachtung

6 Anhänge

7 Literaturnachweis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Hauptrichtungen der endogenen Wachstumstheorie

Abbildung 2 Übersicht zur sektoralen Struktur im Romer-Modell

Abbildung 3 Die Güter- und Faktorströme im Romer-Modell

1 Einleitung

Aufgrund einiger massiver Erklärungsdefizite der neoklassischen Wachstumstheorie im Bezug auf das Wirtschaftswachstum ergab sich für einige Volkswirte etwa ab der Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der bestehenden Modelle. Als großes Problem der neoklassischen Wachstumstheorie ergab sich zum Beispiel die als exogen bestimmte Größe des technologischen Fortschritts. Der technologische Fortschritt als bestimmender Faktor des Wirtschaftswachstums wird also nicht erklärt, sondern einfach angenommen bzw. festgelegt. Würde die neoklassische Wachstumstheorie einen befriedigenden Erklärungsgrad für das Wirtschaftswachstum bieten, müsste man eine für alle Länder gültige Produktionsfunktion und eine ebenso identische Fortschrittsrate beobachten können.[1]

Da dies nicht der Fall ist und aufgrund weiterer Erklärungsdefizite, wurden von mehreren Autoren neue Ansätze entwickelt bzw. in die bestehenden Ansätze integriert. Zu erwähnen sind hier die Arbeiten von Romer (1986), Lucas (1988) und Rebelo (1991) sowie deren Weiterentwicklungen z. B. durch Romer (1990) selbst.

In der folgenden Arbeit werde ich nun das Modell von Romer, basierend auf seinem Artikel im Journal of Political Economy: „Endogenous Technological Change“ von 1990, als einen der Ansätze der endogenen Wachstumstheorie näher beleuchten. Nach einer verbalen Erklärung des Modells werde ich einige Kritikpunkte erläutern und auf die Anwendbarkeit eingehen. Das letzte Kapitel wird eine Schlussbetrachtung der Arbeit umfassen und eine kurze Darstellung der Wirkungen im Freistaat Thüringen.

2 Modellbeschreibung

2.1 Entstehung Neue Wachstumstheorie

Wie bereits in der Einleitung angesprochen, ergab sich aufgrund verschiedener Erklärungsdefizite der Bedarf für eine Weiterentwicklung der neoklassischen Wachstumstheorie. In diesem Rahmen entstanden unterschiedliche Modelle, welche unter dem Begriff neue bzw. endogene Wachstumstheorie zusammengefasst werden. Die wichtigsten Modelle dieser endogenen Wachstumstheorie lassen sich dabei in zwei Hauptrichtungen einteilen. Zum Einen sind dies die endogenen Wachstumsmodelle mit konstantem Technologieparameter, zum Anderen sind es die endogenen Wachstumsmodelle mit variablem Technologieparameter. Das in dieser Studienarbeit behandelte Modell von Romer lässt sich in der zweiten Hauptrichtung ansiedeln und stellt bei einer weiteren Unterteilung dieser Hauptrichtung ein Modell mit horizontalen Innovationen dar.[2] Die folgende Abbildung bietet einen Überblick über die Modelle der Endogenen Wachstumstheorie.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Hauptrichtungen der endogenen Wachstumstheorie[3]

Als bedeutende Neuerung in diesem Ansatz wird versucht, das Wirtschaftswachstum bzw. die Steigerung der Pro-Kopf-Einkommen anhand des technologischen Fortschritts als endogenen Prozess des Modells und nicht mehr als exogen festgelegte Größe zu begründen.[4]

2.2 Grundlagen des Romer Modells

Beim Romer Modell von 1990 handelt sich um ein Modell der endogenen Wachstumstheorie mir horizontalen Innovationen.[5] In seinem Modell unterscheidet er drei Sektoren, nämlich den Forschungs- und Entwicklungssektor (F&E-Sektor), den Zwischenprodukt- bzw. Kapitalgütersektor und den Endprodukt- bzw. Konsumgütersektor.[6] Weiterhin teilt er menschliche Arbeit in einfache, unqualifizierte Arbeit und hoch qualifizierte Arbeit auf.[7]

Die Grundannahme Romers lautet, dass Wachstum durch technologischen Wandel entsteht. Dieser technologische Wandel wiederum resultiert aus bewussten Investitionsentscheidungen durch Profit maximierende Akteure. Die Technologien sind dadurch gekennzeichnet, dass es keine Rivalität sowie eine teilweise Ausschließbarkeit vom Konsum gibt.[8]

Die Zuordnung zu den Modellen der Neuen Wachstumstheorie mit horizontalen Innovationen bedeutet, dass neu entwickelte Designs in Romers Modell die Anzahl der im Zwischenproduktsektor verwendeten Designs erhöhen. Dies unterscheidet sie von den Modellen mit vertikalen Innovationen, in welchen neue Designs ältere in der Produktion von Zwischenprodukten verdrängen.[9]

2.3 Grundvoraussetzungen

Neben diesen Grundannahmen basiert Romers Modell auf den folgenden drei Voraussetzungen.

2.3.1 Wirtschaftliches Wachstum durch technologischen Wandel

„Technologischer Wandel – Verbesserung bei der Verwendung von Rohstoffen – (bildet) die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum.“[10]

Technologischer Wandel geht im Allgemeinen mit technologischem Fortschritt einher und führt zu einer fortdauernden Akkumulation von Kapital. Beides zusammen, technologischer Fortschritt und andauernde Kapitalakkumulation, identifiziert Romer als einen Hauptgrund für die steigende Produktivität in den USA, welche er in seiner Arbeit anspricht.[11]

2.3.2 Technologischer Wandel durch Marktanreize

„Technologischer Wandel (resultiert) zu einem großen Teil aus bewussten Handlungen von Personen (..), welche auf Marktanreize reagieren.“[12]

Wie bereits zuvor erwähnt, basiert technologischer Wandel auf den bewussten Entscheidungen von Profit maximierenden Akteuren. Dies schließt jedoch nicht aus das technologischer Wandel von Akteuren ausgeht, welche völlig unbeeinflusst von Marktentwicklungen handeln. Erwähnenswert sind hier jene Forschung und deren Ergebnisse welche in Universitäten und staatlichen Instituten betrieben wird.[13]

Bei der Entstehung von personenungebundenem Wissen sind zudem zwei Szenarien von Bedeutung. Zum Einen sind dies „gezielte(n) Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen (..) (zum Anderen) Erfahrungen im Produktionsprozess („learning by doing“)“[14]. In Romers Modell spielt jedoch nur das erste Szenario eine Rolle.

2.3.3 Verarbeitung von Rohstoffen versus Verarbeitung von Wirtschaftsgütern

„Anweisungen zum Arbeiten mit Rohstoffen (unterscheiden sich) von Natur aus von denen zur Arbeit mit anderen Wirtschaftsgütern.“[15]

Sind die Anweisungen zur Arbeit mit Rohstoffen in Form eines Patentes einmal bezahlt, können sie immer wieder, ohne weitere Kosten zu verursachen, aufs Neue verwendet werden. Patente werden hierbei als Wirtschaftsgüter betrachtet. Sie stellen einen Inputfaktor für die Produktion auf dem Zwischenproduktsektor dar, genauso wie die Rohstoffe die zur Verarbeitung gelangen.

Diese nur einmal anfallenden Fixkosten einer Technologie werden in Romers Modell als deren bedeutendstes Merkmal betrachtet und unterscheiden sie von allen anderen Wirtschaftsgütern, die nach einmaliger Anwendung neu beschafft werden müssen.[16]

2.4 Modellstruktur

2.4.1 Inputfaktoren

Als Inputfaktoren nennt Romer in seinem Modell Kapital, Arbeit, Humankapital und den Entwicklungsgrad der Technologie. Das Kapital wird in der Anzahl der Einheiten der verwendeten Konsumgüter gemessen. Arbeit bezeichnet hier die Fähigkeiten, die von einem gesunden Arbeiter ausgeübt werden können und wird gemessen in der Anzahl der Arbeiter. Humankapital gibt den Bildungs- und Weiterbildungsgrad sowie die Erfahrungswerte der eingesetzten Arbeiter an. Der Entwicklungsgrad der Technologie wird in seinem Modell anhand der Anzahl der zur Verfügung stehenden Designs für den Zwischenproduktsektor gemessen.[17]

2.4.2 Die drei Sektoren des Modells

Wie bereits in Punkt 2.1 erwähnt, unterscheidet Romer in seinem Modell drei Sektoren, welche in der folgenden Abbildung dargestellt und im Anschluss Gegenstand dieses Unterpunktes sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Übersicht zur sektoralen Struktur um Romer-Modell[18]

2.4.2.1 Forschungs- und Entwicklungssektor

Der F&E-Sektor hat in Romers Modell die Aufgabe, neue Designs für Zwischenprodukte zu entwickeln. Um diese neuen Designs zu entwickeln, sind der Einsatz von Humankapital und die Nutzung des aktuellen Wissensstandes als Inputfaktoren nötig.[19] Diese Beschränkung auf Humankapital und Wissen stellt eine extreme Vereinfachung des Modells durch Romer selbst dar, um es leichter darstellbar zu machen.[20] Als Humankapital wird hier hochqualifizierte Arbeit betrachtet, welche allein zu Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in der Lage ist.[21]

Der Anreiz Forschung und Entwicklung zu betreiben, ist darin begründet, dass neu entwickelte Designs und Technologien auf dem Inputmarkt des Zwischenproduktsektors zu Preisen in Höhe der Monopolrenten der Produzenten des Zwischenproduktsektors angeboten werden können.[22] Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass ein höherer Preis die Herstellung des Zwischenproduktes nicht attraktiv machen würde. Bei einem niedrigeren Preis, würde ein anderer Nachfrager ein höheres Gebot für das Patent abgeben.[23] Technischer Fortschritt zeigt sich in Romers Modell an einer zunehmenden Vielfalt von Zwischenprodukten.[24]

[...]


[1] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 163ff

[2] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 176f

[3] vgl. ebd., S. 177

[4] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 175f

[5] vgl. Romer 1990, S. 71 i. Verb. m. Frenkel, Hemmer 1999, S. 177

[6] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 241

[7] vgl. Bode 1998, S. 16

[8] vgl. Romer 1990, S. 71

[9] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 178

[10] vgl. Romer 1990, S. 72, Übersetzung durch den Verfasser

[11] vgl. ebd., S. 71

[12] vgl. ebd., S. 72, Übersetzung durch den Verfasser

[13] vgl. ebd., S. 72, Übersetzung durch den Verfasser

[14] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 240

[15] vgl. Romer 1990, S. 72, Übersetzung durch den Verfasser

[16] vgl. ebd., S. 72

[17] vgl. Romer 1990, S. 78ff

[18] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 244

[19] vgl. Frenkel, Hemmer 1999, S. 241f

[20] vgl. Romer 1990, S. 80

[21] vgl. Bode 1998, S.16

[22] vgl. Badinger 2003, S. 78

[23] vgl. ebd, S. 77

[24] vgl. ebd., S. 72

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Regionalpolitische Implikationen der Neuen Wachstumstheorie am Beispiel des Modells von Romer (1990)
Hochschule
Hochschule Schmalkalden, ehem. Fachhochschule Schmalkalden  (Fakultät Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Regionalökonomik
Note
1,3
Jahr
2009
Seiten
25
Katalognummer
V144722
ISBN (eBook)
9783640528080
Dateigröße
970 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
endogenous technological change, Paul Romer, Regionalpolitik, neue Wachstumstheorie, Romer-Modell, Modell von Romer, endogene Wachstumstheorie, technologischer Wandel, neoklassische Wachstumstheorie, Wirtschaftswachstum, Regionalökonomik
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Regionalpolitische Implikationen der Neuen Wachstumstheorie am Beispiel des Modells von Romer (1990), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144722

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