Die Arbeit ist der hermeneutische Versuch, Yakup Kadris zugrundeliegenden Vorstellungen einer türkischen Nation, ihrer gesellschaftlich konstruierten Subjekte und Identitäten anhand seines im Jahr 1932 erschienenen Werks "Yaban" historisch zu kontextualisieren, zu rekonstruieren und zu verstehen. Der Fokus soll dabei auf der gesellschaftlichen Konstitution von Subjekten und der entindividualisierenden Wirkungskraft des Kemalismus-Diskurses liegen. Dies bedeutet, dass der Kemalismus-Diskurs als konstitutiver Teil des sozio-kulturellen Kontexts von Yaban betrachtet wird. Die unterschiedlichen Vorstellungen von Nation, Modernisierung und Fortschritt innerhalb der türkischen Gesellschaft, welche für Spannungen zwischen verschiedenen Schichten sorgten, machen deutlich, dass nur eine mehrdimensionale Analyse der Machtverhältnisse das Werk angemessen beleuchten kann.
Am 28. Juni 1929 prägte Yakup Kadri erstmals den Terminus "Kemalismus" , um auf jene aufstrebende Ideologie der modernen und säkularen Nation- und Staatsbildung unter Mustafa Kemal Atatürk in den 1920er Jahren der Republik Türkei hinzuweisen. Diese Ideologie etablierte das legitime politische Sprachrohr, das die grundlegenden Prinzipien und Werte der türkischen Modernisierung vermittelte. Die nationale Identitätssuche, hin- und hergerissen zwischen zerfallenem Imperium und ambivalenter Präferenz des Westens, spiegelte sich in der literarischen Landschaft kemalistischer PublizistInnen wider.
Die Arbeit beginnt mit einer biographischen Skizze des Autors Yakup Kadri Karaosmanoğlus und einer Kontextualisierung seines Werks Yaban. Anschließend wird der Inhalt der Geschichte wiedergegeben. Die Analyse von Yaban findet im Rahmen von Andersons Konzepten von Nationen und der poststrukturalistischen Theorie statt. Die der vorliegenden Arbeit zugrundeliegende These thematisiert Yakup Kadris sprachliche Vorgehensweise als Differenzmerkmal, inwiefern der Sprachgebrauch menschliche Überzeugungen und Interaktionen beeinflusst. Die Analyse untersucht, wie "Fremdheit", "Fremdwahrnehmung" und "Fremderleben" im Roman Yaban, der diese Begriffe gewissermaßen schon in seinem Titel trägt , dargestellt werden. Dabei wird anhand von Textquellen geprüft, ob Yakup Kadri versucht, eine homogene nationale Identität zu formen und wie er Kriterien für die Zugehörigkeit zur türkischen Nation andeutet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Über Yakup Kadri Karaosmanoğlu und sein Werk Yaban
- Yaban aus subjektivierungstheoretischer Perspektive
- Parteilichkeit des Histors
- Ideologische Fremdheit aus literaturwissenschaftlicher Perspektive
- Yaban als nationales Epos
- Sozialisationseinflüsse
- Der richtige Glaube an die Nation
- Physische Unversehrtheit im Subjektivierungsprozess
- Wissenshoheit im Subjektivierungsprozess
- Soziale Schichten als distinktive Merkmale
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Yakup Kadris Roman "Yaban" (Der Fremdling) im Kontext der frührepublikanischen türkischen Gesellschaft. Ziel ist es, Kadris Vorstellungen von nationaler Identität, gesellschaftlich konstruierten Subjekten und Identitäten zu rekonstruieren und zu verstehen. Der Fokus liegt auf der Konstitution von Subjekten und der entindividualisierenden Wirkung des Kemalismus-Diskurses.
- Die Konstruktion nationaler Identität in der Türkei der 1920er und 1930er Jahre
- Die Rolle des Kemalismus-Diskurses in der Formierung von Subjektivität
- Die Darstellung von „Fremdheit“ und „Fremdwahrnehmung“ in Yaban
- Die Beziehung zwischen Individualität und Kollektivität im Roman
- Die Bedeutung von Sprache und Diskurs in der Konstruktion von Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie auf die Entstehung des Begriffs "Kemalismus" und die damit verbundene nationale Identitätssuche in der Türkei eingeht. Sie beschreibt den Ansatz der Arbeit, Yakup Kadris Vorstellungen einer türkischen Nation anhand seines Romans "Yaban" zu analysieren, mit dem Fokus auf der gesellschaftlichen Konstitution von Subjekten und der entindividualisierenden Wirkung des Kemalismus-Diskurses. Die Bedeutung der mehrdimensionalen Analyse der Machtverhältnisse im Werk wird hervorgehoben.
Über Yakup Kadri Karaosmanoğlu und sein Werk Yaban: Dieses Kapitel liefert eine biographische Skizze Yakup Kadris, die seine Bildung in westlichen Institutionen und seine Vertrautheit mit europäischen Ideen hervorhebt. Es beschreibt seine Karriere als Schriftsteller, Journalist und Politiker, und betont seine politische Relevanz, besonders durch seine Tätigkeit im Tetkik-i Mezalim Heyet (Zer störungs Untersuchungskomitee). Das Kapitel verortet Kadris Werk in der literarischen Landschaft des Kemalismus und betont seine Bedeutung für die moderne türkische Literatur.
Schlüsselwörter
Yakup Kadri Karaosmanoğlu, Yaban, Kemalismus, nationale Identität, Subjektivität, Individualität, Kollektivität, Fremdheit, Diskursanalyse, frührepublikanische Türkei, Modernisierung, Soziologie des Wissens.
Häufig gestellte Fragen zu "Yaban" von Yakup Kadri Karaosmanoğlu
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Yakup Kadris Roman "Yaban" (Der Fremdling) im Kontext der frührepublikanischen türkischen Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der Rekonstruktion und dem Verständnis von Kadris Vorstellungen nationaler Identität, gesellschaftlich konstruierter Subjekte und Identitäten. Besonders untersucht wird die Konstitution von Subjekten und die entindividualisierende Wirkung des Kemalismus-Diskurses.
Welche Themen werden im Roman "Yaban" behandelt?
Der Roman "Yaban" behandelt die Konstruktion nationaler Identität in der Türkei der 1920er und 1930er Jahre, die Rolle des Kemalismus-Diskurses in der Formierung von Subjektivität, die Darstellung von „Fremdheit“ und „Fremdwahrnehmung“, die Beziehung zwischen Individualität und Kollektivität, und die Bedeutung von Sprache und Diskurs in der Konstruktion von Identität.
Welche Perspektiven werden in der Analyse von "Yaban" eingenommen?
Die Analyse betrachtet "Yaban" aus einer subjektivierungstheoretischen Perspektive. Dabei werden Aspekte wie die Parteilichkeit des Autors, ideologische Fremdheit, der Roman als nationales Epos, Sozialisationseinflüsse, der „richtige Glaube“ an die Nation, physische und Wissenshoheit im Subjektivierungsprozess sowie soziale Schichten als distinktive Merkmale untersucht.
Wer war Yakup Kadri Karaosmanoğlu?
Das Dokument bietet eine biographische Skizze Yakup Kadris, die seine Ausbildung in westlichen Institutionen, seine Vertrautheit mit europäischen Ideen, seine Karriere als Schriftsteller, Journalist und Politiker und seine politische Relevanz, besonders durch seine Tätigkeit im Tetkik-i Mezalim Heyet (Zer störungs Untersuchungskomitee), hervorhebt. Seine Bedeutung für die moderne türkische Literatur wird betont.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über Yakup Kadri Karaosmanoğlu und sein Werk Yaban, ein Kapitel über Yaban aus subjektivierungstheoretischer Perspektive und ein Fazit. Das Kapitel über Yaban enthält detaillierte Unterpunkte zu verschiedenen Aspekten der Subjektivierung im Roman.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Yakup Kadri Karaosmanoğlu, Yaban, Kemalismus, nationale Identität, Subjektivität, Individualität, Kollektivität, Fremdheit, Diskursanalyse, frührepublikanische Türkei, Modernisierung, Soziologie des Wissens.
Welches ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist es, Yakup Kadris Vorstellungen einer türkischen Nation anhand seines Romans "Yaban" zu analysieren, mit dem Fokus auf der gesellschaftlichen Konstitution von Subjekten und der entindividualisierenden Wirkung des Kemalismus-Diskurses. Die Bedeutung der mehrdimensionalen Analyse der Machtverhältnisse im Werk wird hervorgehoben.
- Quote paper
- Melisa Gocuk (Author), 2023, „Yaban“ von Yakup Kadri. Individualität und Kollektivität in der frührepublikanischen Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1448707