Wenn dem durchschnittlich gebildeten Menschen der Name Bernhard von Clairvaux begegnet, wird dieser zumeist mit dem zweiten Kreuzzug in Verbindung gebracht. Natürlich hat jedoch die historische Figur des wohl berühmtesten Zisterziensermönches weit mehr Facetten zu offerieren als nur diese eine. Bereits in jungen Jahren zur Gründung eines eigenen Klosters ausgesandt, war Bernhard schon mit 26 Jahren Abt eines Monasteriums. Bernhard war ein geistiger Vorkämpfer eines neuen Mönchtums, welches sich hauptsächlich asketisch mit sich selbst beschäftigen sollte und sich so oft wie möglich aus allen weltlichen Angelegenheiten heraushalten sollte. Da Bernhard unter seinen Mitbrüdern als doctor mellifluus galt, überrascht es ferner nicht, dass er mit 29 Jahren Vorsteher seines Ordens wurde. Bernhard betätigte sich in vielen Bereichen, beispielsweise in theologischen Kontroversen mit Gelehrten seiner Zeit oder als Unterstützer des Templerordens.
Das Thema dieser Arbeit soll jedoch das kirchenpolitische Wirken von Bernhard von Clairvaux des Kirchenschismas von 1130 beleuchten. Es soll einerseits der tatsächliche Einfluss auf den kirchlichen Richtungsstreit, bar jeder historisch-religiösen Verklärung, aufgezeigt werden und andererseits das zwiespältige Handeln Bernhards vor dem eigenen Anspruch aufgehellt werden. Dies soll sowohl durch eine kritische Betrachtung ausgewählter überlieferter Briefe Bernhards als auch durch seine historische Darstellung bewerkstelligt werden. Die strukturelle Vorgehensweise wird darin bestehen, dass einzelne Aspekte des Kirchenstreites abschnittsweise, vor dem Hintergrund des Wirkens von Bernhard, betrachtet werden. In dieser Arbeit soll weiterhin versucht werden, die ungefähre Chronologie des Schismas und seiner Begleitumstände einzuhalten, was jedoch aufgrund der sich häufig überschneidenden Ereignisse nicht stets in Gänze bewerkstelligt werden kann.
Grundlegende Werke für diese Arbeit sind die Standardwerke von Peter Dinzelbacher und Gert Wendelborn . Weiterhin ist eine Monographie von Michaela Diers zu nennen, welche sich mit Bernhards chamäleonhaften Wesen auseinandersetzt. Außerdem sind die überlieferten Quellen von Bernhard von Clairvaux, die von Gerhard B. Winkler editiert worden sind , anzuführen. Zu der sich mit Bernhard befassenden Literatur ist ergänzend zu sagen, dass gerade ältere Werke durchweg in positiven Tönen gehalten sind. Das Religiöse wird allgemein weniger in Frage gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kirchenstreit von 1130
- Die Kommunikationswege Bernhards
- Der Beginn des Schismas
- Aquitanien und Gerhard von Angoulême
- Die erste Italienreise und der Streit zwischen Pisa und Genua
- Ein örtlich begrenztes Schisma in Tours
- Vorbereitung eines zweiten Italienfeldzuges
- Das Konzil zu Pisa
- Das streitbare Mailand
- Dritte Italienreise
- Heimkehr
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beleuchtet das kirchenpolitische Wirken Bernhards von Clairvaux im Kontext des Kirchenstreits von 1130. Sie untersucht seinen tatsächlichen Einfluss auf den kirchlichen Richtungsstreit und beleuchtet sein Handeln im Spiegel seines eigenen Anspruchs. Die Arbeit analysiert ausgewählte Briefe Bernhards und setzt diese in einen historischen Kontext.
- Der Kirchenstreit von 1130: Ursachen, Verlauf und Akteure
- Die Kommunikationswege Bernhards: Briefe, Boten und Informationsnetz
- Bernhards Einfluss auf die kirchenpolitische Entwicklung
- Die Rezeption Bernhards in der Geschichtsforschung
- Bernhards Handeln im Spiegel seines eigenen Anspruchs
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung stellt Bernhard von Clairvaux vor und führt in das Thema der Arbeit ein. Sie erläutert die Zielsetzung der Arbeit und beschreibt die Methode, die zur Analyse des Kirchenstreits von 1130 verwendet wird.
- Kapitel 2: Der Kirchenstreit von 1130: Dieses Kapitel beschreibt den Kirchenstreit von 1130 und stellt die wichtigsten Akteure vor. Es analysiert die Ursachen des Streits und zeigt auf, wie die beiden Päpste Innozenz II. und Anaklet II. ihre Positionen verteidigten.
- Kapitel 3: Die Kommunikationswege Bernhards: Dieses Kapitel widmet sich den Kommunikationswegen Bernhards. Es zeigt auf, dass er über ein dichtes Informationsnetz verfügte, das auf Briefen basierte. Die Arbeit analysiert die Rolle der Sekretäre und Boten sowie die Bedeutung des Mediums Brief im Mittelalter.
- Kapitel 4: Der Beginn des Schismas: Dieses Kapitel beschreibt den Beginn des Schismas und analysiert Bernhards Reaktion auf die Ereignisse. Es untersucht, wie Bernhard sich in die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen einbrachte.
- Kapitel 5: Aquitanien und Gerhard von Angoulême: Dieses Kapitel behandelt die Rolle Bernhards in Aquitanien und analysiert seine Auseinandersetzungen mit Gerhard von Angoulême. Es untersucht, wie Bernhard versuchte, den Einfluss Anaklets in dieser Region zu untergraben.
- Kapitel 6: Die erste Italienreise und der Streit zwischen Pisa und Genua: Dieses Kapitel beschreibt die erste Italienreise Bernhards und analysiert seine Rolle im Streit zwischen Pisa und Genua. Es untersucht, wie Bernhard sich in den Konflikt einmischte und versuchte, die Unterstützung für Innozenz II. zu gewinnen.
- Kapitel 7: Ein örtlich begrenztes Schisma in Tours: Dieses Kapitel analysiert ein Schisma, das sich in Tours entwickelte. Es untersucht Bernhards Reaktion auf dieses Ereignis und analysiert seinen Einfluss auf die Lösung des lokalen Konflikts.
- Kapitel 8: Vorbereitung eines zweiten Italienfeldzuges: Dieses Kapitel beschreibt die Vorbereitung Bernhards auf einen zweiten Italienfeldzug. Es analysiert seine Motivationen und Strategien und zeigt auf, wie er seine politischen Ziele verfolgte.
- Kapitel 9: Das Konzil zu Pisa: Dieses Kapitel behandelt das Konzil zu Pisa und analysiert Bernhards Rolle bei der Entscheidungsfindung. Es untersucht, wie Bernhard versuchte, den Konflikt zwischen den beiden Päpsten zu lösen.
- Kapitel 10: Das streitbare Mailand: Dieses Kapitel analysiert den Konflikt in Mailand und untersucht, wie Bernhard sich in die Ereignisse einmischte. Es analysiert seine Bemühungen, die Unterstützung für Innozenz II. zu stärken.
- Kapitel 11: Dritte Italienreise: Dieses Kapitel beschreibt die dritte Italienreise Bernhards und analysiert seine Ziele. Es untersucht, wie er versuchte, den Einfluss Anaklets zu schwächen und die Macht Innozenz' zu stärken.
- Kapitel 12: Heimkehr: Dieses Kapitel beschreibt die Heimkehr Bernhards und analysiert die Folgen seiner Italienreisen. Es untersucht, wie er seine Erfahrungen in die weitere kirchenpolitische Arbeit einbrachte.
Schlüsselwörter
Bernhard von Clairvaux, Kirchenstreit, Kirchenspaltung, Schisma, Innozenz II., Anaklet II., Brief, Kommunikation, Einfluss, Politik, Theologie, Zisterzienser, Mönchtum, Mittelalter, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Michael Gamperl (Autor:in), 2008, Das kirchenpolitische Wirken Bernhards von Clairvaux anhand des Kirchenstreites von 1130, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144881