„Marcus Antoninus, in allen Lebenslagen als Philosoph bewährt und durch unsträflichen Wandel allen Kaisern überlegen.“ (Hist. Aug. Marcus Antoninus. 1.1)
Mit diesen Worten eröffnet die Historia Augusta die Biographie des Marc Aurel. Es wird deutlich, dass sie sich bei ihrer Darstellung des Kaisers auf dessen Selbstbetrachtungen stützt, in denen er eigene Gedanken und Einstellungen niederschrieb.
Tatsächlich würde man nach der Lektüre der Selbstbetrachtungen wohl kaum vermuten, dass es sich bei dem Autor um einen römischen Kaiser handelt, wäre dessen Identität zuvor verschwiegen worden. Marc Aurel spricht an keiner Stelle der Selbstbetrachtungen von sich als der Caesar Augustus, als der er die Macht hat, über seine Untertanen zu befehlen. Stattdessen, so könnte man meinen, spricht hier ein Mensch, der sich als gleichberechtigter Mitbürger, als 'civis Romanus' versteht. Dieses Bild eines menschlichen, sich nicht über die Mitmenschen stellenden Herrschers wird auch in verschiedenen heutigen Darstellungen des Marc Aurel aufgegriffen. Als ein Beispiel von vielen sei an dieser Stelle auf den Spielfilm Der Untergang des römischen Reiches verwiesen, in dem die Figur des Marc Aurel äußert: „Nein, Livius, bring mir nicht sein Haupt, was soll ich damit anfangen? Bring mir Ballomar lebend. […] Rom besteht seit tausend Jahren, Livius. Es ist Zeit, Wege zu finden, auch mit den Völkern in Frieden zu leben, die wir Barbaren nennen.“ (Bronston, S. (Produzent): Der Untergang des römischen Reiches. 1964, Minute 6:30 ff.) Solche und ähnliche Darstellungen, die sich in erster Linie auf die Selbstbetrachtungen als Grundlage zur Charakterisierung Marc Aurels stützen, prägen die aktuelle öffentliche Meinung über dessen Herrschaftsweise. Doch inwieweit die vielzitierten Selbstbetrachtungen tatsächlich als Spiegel der politischen Erfahrungen und Karriere des Marc Aurel dienen können und Hinweise darauf geben, wie dieser gelebt und in der Rolle des 'Princeps' agiert hat, sei in der vorliegenden Arbeit kritisch hinterfragt und erörtert.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Hauptteil
- II.1. Die Selbstbetrachtungen des Marc Aurels..
- II.1.1. Entstehung..
- II.1.2. Zentrale Gedanken und Aussagen...
- II.1.2.1. Das erste Buch der Selbstbetrachtungen........
- II.1.2.2. Die Bücher 2 bis 12 der Selbstbetrachtungen.......
- II.2. Das Leben des Marc Aurel..
- II.3. Kritische Quellenlage..
- II.4. Wissenschaftliche Diskussion des Zusammenhangs von Theorie und Praxis …………………..
- II.1. Die Selbstbetrachtungen des Marc Aurels..
- III. Zusammenfassung..
- IV. Quellen- und Literaturangaben.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die Selbstbetrachtungen des römischen Kaisers Marc Aurel als Spiegelbild seiner politischen Erfahrungen und seines tatsächlichen Handelns als Herrscher dienen können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der kritischen Analyse des Zusammenhangs zwischen Theorie und Praxis im Leben des Marc Aurel.
- Die Selbstbetrachtungen des Marc Aurel: Entstehungszeit, zentrale Gedanken und Aussagen
- Das Leben des Marc Aurel: Seine politische Karriere und seine Rolle als 'Princeps'
- Kritische Analyse der Quellenlage: Die Rolle der Historia Augusta
- Die Verbindung von Philosophie und Politik: Die Stoa und Marc Aurels Herrschaft
- Die Relevanz der Selbstbetrachtungen für die heutige Zeit: Marc Aurels Denken im Kontext moderner Herrschaftsformen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Selbstbetrachtungen des Marc Aurel als zentrale Quelle für die Analyse seiner Persönlichkeit und seiner Herrschaftsweise vor. Im ersten Teil des Hauptteils werden die Selbstbetrachtungen näher beleuchtet, einschließlich ihrer Entstehung, der zentralen Gedanken und Aussagen sowie der Unterschiede zwischen dem ersten Buch und den übrigen Büchern. Der zweite Teil des Hauptteils widmet sich dem Leben des Marc Aurel und beleuchtet seine politische Karriere und seine Rolle als Kaiser.
Im dritten Kapitel wird die kritische Quellenlage, insbesondere die Rolle der Historia Augusta, beleuchtet. Das vierte Kapitel schließlich untersucht den Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis in Marc Aurels Leben und analysiert, inwieweit seine Selbstbetrachtungen seine politische Handlungsweise widerspiegeln.
Schlüsselwörter
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, Stoa, Philosophie, Politik, Herrschaft, Theorie und Praxis, Historia Augusta, Quellenkritik, Römisches Reich, 'Princeps', 'civis Romanus'.
- Quote paper
- Max vom Hövel (Author), 2010, Marc Aurels Selbstbetrachtungen - Spiegel seiner politischen Erfahrungen und Karriere?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144889