Im September 2022 jährte sich der 50. Jahrestag der Terrorattacke von München 1972. Dieser Akt der Barbarei inmitten Europas und im Herzen Deutschlands markiert nicht nur eine Zäsur in Bezug auf den internationalen Terrorismus, sondern ebenso einen Wendepunkt im deutsch-israelischen Verhältnis. Nicht nur, dass die Geiselnahme und – nach einer gescheiterten Rettungsmission deutscher Behörden – anschließende Ermordung von israelischen Sportlern die Beziehung beider Staaten nachhaltig veränderte, es offenbarte auch die sich seit der Nachkriegszeit diametral entwickelnden Ansichten von Deutschen und Israelis hinsichtlich der Legitimation und Anwendung von präventiver Gewalt zum Selbstschutz, wobei dies hier im nationalen Sinne zu verstehen ist. Wie sich noch zeigen wird, stellt dies zwar einen der größten Unterschiede im deutschen und israelischen Selbstverständnis dar, doch gibt es derer noch einige mehr. Der Schutz vitaler nationaler Interessen, sowie mitunter stark divergierende Auffassungen von Verantwortung, Moral und Ethik, führten in den Beziehungen beider Staaten im Laufe der Jahre immer wieder zu kleineren und größeren Krisen.
Das deutsch-israelische Verhältnis existiert zudem nicht in einem Vakuum und tangiert daher aufgrund politischer, wirtschaftlicher und kultureller Verstrickungen und Konflikte auch andere Staaten und sorgt so immer auch wieder für außenpolitischen Krisen mit anderen Staaten. Deshalb sind die deutsch-israelischen Beziehungen seit jeher (und das gilt bis heute) enorm störungsanfällig und jede noch so kleine Verstimmung – insbesondere israelischerseits – besitzt das Potenzial sich zu einer ausgewachsenen Krise zu entwickeln, welche nicht nur die Beziehung beider Staaten zueinander, sondern auch, wie sich noch zeigen wird, die Beziehungen zu anderen Staaten immer wieder auf den Prüfstand stellt. Wie es dennoch beiden Staaten gelang eine Beziehung zueinander herzustellen und diese, trotz zahlreicher Krisenpunkte im Laufe der Jahre, aufrechtzuerhalten und sogar auszubauen, ist daher Thema dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1948-1949 – Nach dem Krieg ist vor dem Krieg
- 1949-1952 - Der lange Weg zur Wiedergutmachung
- Exkurs: Die DDR und Israel - Wo nichts ist, kann auch nichts werden
- Die Hallstein-Doktrin (1956) - Stillstand im deutsch-israelischen Verhältnis
- Der Weg zur Hallstein-Doktrin – israelisches Zögern und deutsche Nonchalance
- Der Alleinvertretungsanspruch der BRD - Auf geradem Weg in die nahostpolitische Ohnmacht
- Die Hallstein-Doktrin – Keine Krise und doch Einflussfaktor zahlreicher Konflikte
- Die Suez-Krise 1956
- Deutsche Raketenwissenschaftler in Ägypten 1962
- Bewältigung der Krise – Das geheime Waffenabkommen und Erhards Reißleine
- Das Attentat von Olympia 1972 - Der Terror und die Bundesrepublik
- Chronologie des Versagens - Der Hergang des Attentats von München 1972
- Die Bundesrepublik im Spannungsfeld des israelisch-arabischen Konflikts
- Die Regierung Brandt/Scheel und die neue Ostpolitik
- Israel - Nach dem Terror ist vor dem Terror
- PLO - Doppeltes Spiel zwischen Terror und UNO
- Bewältigung der Krise – Der Konflikt schwelt weiter
- Schmidt-Begin-Kontroverse 1981/82– Eiszeit im deutsch-israelischen Verhältnis
- Das deutsch-israelische Verhältnis zwischen Ölschock und EG-Politik
- Helmut Schmidt - Rationalist und Ökonom
- Menachem Begin - Der, Groß-Israel-Ideologe
- Schmidt vs. Begin – Der Eklat
- Bewältigung der Krise – Genscher in Israel und Israel-Klausel 1982
- Das deutsch-israelische Verhältnis zwischen Ölschock und EG-Politik
- Der 2. Golfkrieg – „Deutsches Gas“ in irakischen Raketen
- Chronologie eines Krieges – Saddam Husseins, New World Ordner'
- Die deutsch-israelischen Beziehungen im Spannungsfeld des 2. Golfkriegs
- Die deutsche Wiedervereinigung - Freude in der BRD, Trauer in Israel
- Die Angst wird Wirklichkeit – Deutsches Gas im Kampf gegen Israel
- Bewältigung der Krise - Scheckbuchdiplomatie' und U-Boot-Lieferungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Krisenpunkten in den deutsch-israelischen Beziehungen von 1956 bis 1991 und deren Bewältigung. Sie untersucht, wie sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern in dieser Zeit trotz zahlreicher Herausforderungen entwickelt haben und wie Krisen gelöst wurden. Die Arbeit befasst sich mit historischen Ereignissen und politischen Entwicklungen, die das deutsch-israelische Verhältnis geprägt haben.
- Die Hallstein-Doktrin und ihre Auswirkungen auf die deutsch-israelischen Beziehungen
- Das Attentat von München 1972 und die Folgen für das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel
- Die Schmidt-Begin-Kontroverse und die deutsch-israelische Zusammenarbeit in der Nahostpolitik
- Der Zweite Golfkrieg und die deutsche Rolle im Nahostkonflikt
- Die Bewältigung von Krisen und die Entwicklung von Strategien zur Stabilisierung der Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Jahre 1948-1949 und den Beginn der deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Gründung Israels und die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland setzten den Rahmen für die komplexen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Das zweite Kapitel analysiert die Zeit von 1949-1952 und beleuchtet die ersten Schritte der Wiedergutmachung für die Verbrechen des Nationalsozialismus. Der Exkurs behandelt das Verhältnis der DDR zu Israel, das sich durch fehlende Beziehungen auszeichnete. Das vierte Kapitel konzentriert sich auf die Hallstein-Doktrin und ihre Auswirkungen auf die deutsch-israelischen Beziehungen.
Die folgenden Kapitel analysieren die wichtigsten Krisenpunkte der deutsch-israelischen Beziehungen: die Suez-Krise (1956), das Attentat von München (1972), die Schmidt-Begin-Kontroverse (1981/82) und den Zweiten Golfkrieg (1991). Dabei werden die jeweiligen Hintergründe und Folgen für die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den deutsch-israelischen Beziehungen, dem Nationalsozialismus, der Schoah, der Hallstein-Doktrin, dem Terrorismus, dem israelisch-arabischen Konflikt, der Nahostpolitik, der Wiedergutmachung, der deutschen Ostpolitik, dem Ölschock, dem Golfkrieg, und der internationalen Politik.
- Arbeit zitieren
- Sina Junge (Autor:in), 2023, Krisenpunkte in den deutsch-israelischen Beziehungen von 1956 bis 1991 und deren Bewältigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1450633