„1938 war für den Bund deutscher Mädel Höhepunkt seiner Arbeit. Die Mädel ernteten auf dem Parteitag den stärksten Beifall. 5.200 Mädel brachten durch Mädeltänze von lieblicher Schönheit und strahlender Buntheit in den Parteitag eine anmutige weibliche Note. (...) Es war die Stunde der jungen Mädel, die sich hier im Schaufenster der Nation bewährten und in so begeisternder Eindringlichkeit Ausschnitte ihrer Arbeit zeigten.“
Anmutige Tänze reizender Mädels als Gegensatz zur „harten männlichen Darstellung vorheriger Parteitage“, solche Bilder sind es, die zumeist im Zusammenhang mit dem Bund deutscher Mädel gesehen werden, Tänze als Ausschnitt aus der Arbeit des BDM, als Beitrag zu einer Massenveranstaltung der NSDAP. Das Betrachten der Masse wirft aber dennoch sofort die Frage nach dem einzelnen auf, dem einzelnen Mädel, das sich hier den Parteispitzen präsentiert.
„Ist es auf dem Erntedankfest in Droyßig, (...) dass wir ein riesiges Hakenkreuz auf einer riesigen Fläche tanzen, ein lebendes, aufstampfendes, atmendes, singendes Hakenkreuz, ich am alleräußersten Ende an einem der vier gleich langen Balken, stampfend, atmend, singend, mich um mich selber drehend, den Tränen nahe, weil die Führerin, die Dompteuse, mich durch ihr Mikrofon anbrüllt: Noch einmal aus der Reihe getanzt da links außen und du fliegst raus?“
Dennoch übte der BDM eine Faszination auf die jungen Mädchen aus. „Bei den Jungmädeln war das ganz anders. Hier waren alle neu und wollten etwas Neues. Hier gab es Spiel, Sport und Spaß. Hier konnte sie sich mit all ihren Fähigkeiten einbringen.“ Dass sich die Fähigkeiten nicht im Aufführen von Tänzen erschöpften, ist offensichtlich, Spiel, Sport und Spaß, vielleicht liegt hierin ja die Antwort auf die Frage nach Reiz und Faszination?
Das individuelle Erleben der einzelnen soll im Vordergrund dieser Arbeit stehen. Das Betrachten von autobiographischen Zeugnissen jener Zeit ermöglicht ein Verstehen, welches bei dem Studium der bloßen Fakten oder dem Lesen eingangs erwähnter Artikel verwehrt bleibt. Systematisch sollen einzelne Aspekte der Arbeit des BDM untersucht und mit den Aussagen und Erinnerungen der Frauen mit Leben gefüllt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Das tanzende Hakenkreuz
- Spuren der Vergangenheit: Autobiographien als Quellen und Zeitzeugnisse
- Zur Geschichte des BDM
- „Und ihr im BDM erzieht mir die Mädel zu starken und tapferen Frauen“
- Sport, Spiel und Heimabend: Die Aktivitäten des BDM
- Mädchen im BDM
- „Er war besessen davon zu dienen“: Familiäre Hintergründe
- Der Eintritt
- Sport, Singen und die Fahrt
- Heimabende
- Bescheidene Karrieren
- Gemeinschaft, Kameradschaft und das Rufen des Führers
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Erfahrungen junger Frauen im Bund Deutscher Mädel (BDM) zwischen 1933 und 1939 anhand autobiografischer Zeugnisse. Ziel ist es, das individuelle Erleben der Mädchen im BDM zu verstehen und die Faszination, die der BDM auf sie ausübte, zu beleuchten. Die rein faktische Darstellung der Geschichte des BDM tritt dabei in den Hintergrund.
- Die Faszination des BDM für junge Mädchen
- Die Rolle des BDM im Leben der Mädchen neben Familie und Schule
- Die individuellen Erlebnisse und Erinnerungen der Frauen im BDM
- Der Kontrast zwischen den offiziellen Darstellungen des BDM und den persönlichen Erfahrungen der Mädchen
- Der Einfluss des BDM auf die politische Entwicklung der jungen Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Das tanzende Hakenkreuz: Dieses einleitende Kapitel stellt die gegensätzlichen Bilder des BDM vor: einerseits anmutige Tänze auf Parteitagen, andererseits das erschütternde Erlebnis, ein riesiges Hakenkreuz zu tanzen. Es betont die Notwendigkeit, die individuellen Erfahrungen der einzelnen Mädchen über die Massenperspektive hinaus zu untersuchen, und begründet die Wahl autobiografischer Zeugnisse als Quelle für diese Untersuchung. Der Fokus liegt auf dem Kontrast zwischen der öffentlichen Inszenierung und der privaten Erfahrung der Mitglieder.
Spuren der Vergangenheit: Autobiographien als Quellen und Zeitzeugnisse: Dieses Kapitel erläutert die Wahl autobiografischer Quellen und die Schwierigkeiten, solche Zeugnisse von Frauen zu finden, die im BDM aktiv waren. Es stellt die Autorinnen der ausgewählten Autobiographien – Melitta Maschmann, Renate Finckh, Margarete Hannsmann und Carola Stern – vor und beschreibt kurz ihre jeweiligen Perspektiven und die Gründe für die Entstehung ihrer Texte. Der Fokus liegt auf den individuellen Motivationen für das Schreiben der Autobiographien und ihrer Bedeutung als Quellen für das Verständnis der BDM-Zeit.
Schlüsselwörter
Bund Deutscher Mädel (BDM), Autobiographie, Nationalsozialismus, Jugend, Frauen, individuelle Erfahrung, Erinnerung, Propaganda, Faszination, Zeitzeugnis, Drittes Reich.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu "Das tanzende Hakenkreuz: Autobiografische Zeugnisse junger Frauen im Bund Deutscher Mädel (1933-1939)"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Erfahrungen junger Frauen im Bund Deutscher Mädel (BDM) zwischen 1933 und 1939 anhand autobiografischer Zeugnisse. Der Fokus liegt auf dem individuellen Erleben der Mädchen und der Faszination, die der BDM auf sie ausübte. Die rein faktische Darstellung der Geschichte des BDM tritt in den Hintergrund.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf autobiografische Zeugnisse von Frauen, die im BDM aktiv waren. Es werden die Schwierigkeiten bei der Auffindung solcher Quellen thematisiert und die Autorinnen der ausgewählten Autobiographien (Melitta Maschmann, Renate Finckh, Margarete Hannsmann und Carola Stern) vorgestellt. Die individuellen Motivationen für das Schreiben der Autobiographien und ihre Bedeutung als Quellen werden erläutert.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Faszination des BDM für junge Mädchen, der Rolle des BDM im Leben der Mädchen neben Familie und Schule, den individuellen Erlebnissen und Erinnerungen der Frauen im BDM, dem Kontrast zwischen den offiziellen Darstellungen des BDM und den persönlichen Erfahrungen der Mädchen sowie dem Einfluss des BDM auf die politische Entwicklung der jungen Frauen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung ("Das tanzende Hakenkreuz"), ein Kapitel über die verwendeten Quellen, Kapitel zu den Aktivitäten des BDM und den Erfahrungen der Mädchen darin, und ein Fazit. Die Kapitelzusammenfassungen bieten einen Überblick über die behandelten Themen.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das individuelle Erleben der Mädchen im BDM zu verstehen und die Faszination, die der BDM auf sie ausübte, zu beleuchten. Sie untersucht den Kontrast zwischen der öffentlichen Inszenierung des BDM und den privaten Erfahrungen der Mitglieder.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Bund Deutscher Mädel (BDM), Autobiographie, Nationalsozialismus, Jugend, Frauen, individuelle Erfahrung, Erinnerung, Propaganda, Faszination, Zeitzeugnis, Drittes Reich.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, das individuelle Erleben der Mädchen im BDM zu verstehen und die Faszination, die der BDM auf sie ausübte, zu beleuchten. Die Arbeit geht über eine reine faktische Darstellung der BDM-Geschichte hinaus.
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- Gesine Aufdermauer (Author), 2003, Der Führer ruft mich - Der Bund Deutscher Mädel in autobiographischen Zeugnissen von Carola Stern, Margarete Hannsmann, Eva Zeller, Melitta Maschmann und Renate Finckh, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14508