Das Gotenfoedus von 382 und seine Sonderstellung in der Römischen Außenpolitik der Spätantike


Seminararbeit, 2008

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Jahre 332 bis 382

III. Die Vertragspartner
III. a. Fritigern als Führer der Westgoten
III. b. Theodosius als Oströmischer Kaiser

IV. Inhalt des Vertrags

V. Auswirkungen des Vertrages

VI. Die Sonderstellung des Gotenfoedus im Spiegel seiner Zeit

VII. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Gotenfoedus von 382 n. Chr.[1] Im speziellen werde ich mich zwei Schwerpunkten widmen. Zum einen geht es um den Vertrag an sich und die Entwicklungen die dazu führten. Zum anderen werde ich versuchen die Sonderstellung des Vertrages in der spätantiken Außenpolitik des Römischen Reiches zu erläutern.

Bei meinen Studien machte sich relativ schnell ein Problem bemerkbar. Von dem ursprünglichen Vertrag von 382 gibt es kein überliefertes Dokument. Sämtliches Wissen dazu beruht auf den Hinterlassenschaften der Geschichtsschreiber und den Erkenntnissen der modernen Archäologie. Erstere widersprechen sich zudem teilweise in ihren Aussagen zu dem Vertrag von 382 oder fassen das Geschehen zu grob zusammen, so dass keine genauen Erkenntnisse aus ihren Darstellungen gewonnen werden können. Aus diesen Gründen habe ich mich für diese Arbeit gegen eine Verwendung der Aussagen des Jordanes, Orosius und Prokopius entschieden. Es findet sich jedoch in den Darstellungen des Ammianus und besonders in der 16. Rede des Themistios einige interessante Passagen zum Thema, welche alleine schon genug Stoff für eine wissenschaftliche Arbeit liefern würden.

Im Folgenden werde ich darstellen welche Entwicklungen zum Gotenfoedus von 382 führten. Dabei lege ich den Fokus auf die römisch-gotischen Beziehungen, deren erste schriftliche Fixierung findet sich im Jahr 332 n. Chr. Anschließend wende ich mich den beiden Vertragspartnern zu. Die Bedingungen des Vertrages stehen im Mittelpunkt des 4. Abschnitts. Anschließend werde ich die Auswirkungen des Vertrages näher beleuchten um im Anschluss daran die Sonderstellung des Vertrages zu begründen. Spannend ist dabei natürlich dir Frage nach der Tragweite des Vertrages von 382 im Hinblick auf den Untergang des Weströmischen Reiches und den Übergang von Antike zum Mittelalter.

II. Die Jahre 332 bis 382

Die Goten waren schon seit dem 1. Jh. auf der Suche nach einem Siedlungsgebiet und haben sich im Zuge dessen von der Ostsee kommend zum Schwarzen Meer bewegt und nach der Teilung ihres Volkes in Ost- und Westgoten auch immer wieder das Römische Reich bedroht.

Es geschah im Jahre 332 als Konstantin, seines Zeichens Kaiser im Weströmischen Reich, das erste sicher bezeugte Föderatenverhältnis mit den terwingischen[2] Westgoten einging. Diese Entwicklung war Folge einer viele Jahre andauernden Krise im Balkangebiet, die zum einen durch den Bürgerkrieg gegen den Ostkaiser Licinius, und zum anderen durch Einfälle gotischer Volksverbände und ihrer Partner in das Römische Reich der Provinz Dakien, Mösien und Thrakien verursacht wurde.[3]

Dieser Vertrag verpflichtete die Goten zum Grenzschutz, wie es in der römischen Außenpolitik der Spätantike üblich war. Des Weiteren stellten die Goten eine bestimmte Anzahl von Hilfstruppen. Im Gegenzug dafür bekamen sie von den Römern jährliche Geldzahlungen, und es wurden Handelsbeziehungen aufgenommen, welche die Beziehungen zwischen Römern und Terwingi intensivierten. Kaiser Konstantin selbst pflegte diplomatisch-freundschaftliche Kontakte zu den Gotenfürsten, deren Söhne an seinem Hofe als Geiseln gehalten wurden und eine römische Ausbildung bekamen.[4]

367 kam es dann unter Valens zu militärischen Auseinandersetzungen, nachdem die Westgoten unter Athanarich den Usurpator Procopius unterstützt hatten. Ergebnis dieses Konfliktes war die Umwandlung des Föderatenverhältnisses in ein Freundschaftsverhältnis, das so genannte amicitia.[5] Dieses Ergebnis kann für beide Parteien als Sieg gewertet werden.

Valens hatte in den unterlegenen Westgoten neue Truppen an seiner Seite und Athanarich als Gotenführer konnte nach der fast gänzlichen Vernichtung durch die Römer einen Vertrag aushandeln bei dem beide Partner auf Augenhöhe standen.[6]

Anschließend führte Athanarich allerdings eine Christenverfolgung unter den Westgoten durch, welche Fritigern Anlass gab, sich von ihm zu lösen. Mit dem Versprechen, Christ zu werden, bat er bei Valens um Unterstützung, unterlag Athanarich jedoch nach mehrjährigem Konflikt.[7]

In Folge der Hunnenbedrohung 376 kam es wieder zur Krise zwischen Athanarich und Fritigern. Letzterer bat mit dem Großteil der Westgoten beim Römischen Kaiser um Aufnahme in das Reich. Die Umsiedlung nach Thrakien war sehr problematisch und führte zu einem gewaltigen westgotischem Aufstand unter Fritigern.[8] Dieser gipfelte am 9. August 378, in einer der schwersten Niederlagen die je ein römisches Heer hinnehmen musste. In der Schlacht bei Adrianopel gingen nicht nur zwei Drittel der oströmischen Armee verloren, auch der Großteil der Generalität und Kaiser Valens selbst ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld.[9]

Athanarich, der vertriebene Gotenkönig, sah sich am 11.01.381 gezwungen in Konstantinopel um Asyl zu bitten. Er wurde dort ehrenvoll empfangen, Kaiser Theodosius, Nachfolger des Valens, lies es sich nicht nehmen ihm entgegen zu gehen. Zwei Wochen später ist Athanarich verstorben und erhielt ein Staatsbegräbnis. Diese Entwicklungen sind Ausdruck des neuen Verhältnisses zwischen Goten und Römern und verdeutlichen zudem die Friedensbemühungen des Theodosius.[10]

Theodosius erkannte dass er dem Gotenproblem kurz- und mittelfristig nicht militärisch Herr werden konnte. Auch die Unterstützung Gratians, der mit Arbogast und Bauto zwei erfahrene Heerführer stellte, half nicht die Goten vom römischen Boden zu vertreiben.[11] Daher zog Theodosius es vor in Verhandlungen mit den Goten zu treten und auf ihre Forderungen nach Siedlungsgebiet im Römischen Reich einzugehen. Diese und andere Vereinbarungen wurden am 3. Oktober 382 in einem Abkommen mit den Goten fixiert.[12]

Die verhandelnden Parteien, den Inhalt des Vertrages und seine Tragweite werde ich nachfolgend näher beschreiben.

[...]


[1] Solange es nicht anders gekennzeichnet ist, beziehen sich sämtliche Jahresangaben dieser Arbeit auf den Zeitraum nach Christus. Ich werde daher der Einfachheit halber die Bezeichnung „n. Chr.“ nicht verwenden.

[2] Terwingi ist die Fremdbezeichnung für einen in der Donauebene lebenden Völkerverbund der Westgoten. Diese Bezeichnung kann als „die Waldleute“ interpretiert werden. Die Terwingi nannten sich wohl selbst „Vesi“.

[3] W. Giese, Die Goten, Stuttgart 2006, S. 17.

[4] Giese, S. 17.

[5] Giese, S. 19.

[6] M. Kulikowski, Rome’s Gothic Wars, From The Third Century To Alaric, Cambridge 2007, S.117.

[7] Giese, S. 19-20.

[8] Giese, S. 24 ff.

[9] Kulikowski, S. 143.

[10] A. Schwarcz, s. v. Athanarich, in: DNP, Hg. H. Cancik, H. Schneider, Band 2, Stuttgart 1997, S. 157.

[11] H. Brandt, Das Ende der Antike, Geschichte des spätrömischen Reiches, München 2007, S. 59.

[12] Giese, S. 26 f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Gotenfoedus von 382 und seine Sonderstellung in der Römischen Außenpolitik der Spätantike
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V145117
ISBN (eBook)
9783640560233
ISBN (Buch)
9783640560271
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gotenfoedus, Sonderstellung, Römischen, Außenpolitik, Spätantike
Arbeit zitieren
Jan Erchinger (Autor:in), 2008, Das Gotenfoedus von 382 und seine Sonderstellung in der Römischen Außenpolitik der Spätantike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145117

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