Marga von Etzdorf

Die tragische deutsche Fliegerin


Fachbuch, 2010

60 Seiten


Leseprobe


Meiner Ehefrau Doris gewidmet

Eine der besten, berühmtesten und erfolgreichsten Fliegerinnen der Welt war die Deutsche Hanna Reitsch (1912–1979). Ihr Ruf als Pilotin von Weltklasse beruhte auf mehr als 40 Rekorden aller Klassen und Flugzeugtypen. Unter anderem wurde sie der erste weibliche Flugkapitän, flog als erste Frau einen Hubschrauber und unternahm den ersten Hubschrauberflug in einer Halle.

Hanna Reitsch kam am 29. März 1912 als zweites von drei Kindern des Augenarztes Willy Reitsch und seiner aus einer alten Tiroler Adelsfamilie stammenden Ehefrau Emy Helff-Hibler von Alpenheim in Hirschberg im Riesengebirge (Schlesien) zur Welt. Ihr Vater leitete eine Augenklinik, die als Privatklinik dem dortigen Diakonissenhaus angegliedert war. Ihr älterer Bruder hieß Kurt (geb. 1908), ihre jüngere Schwester Heidi (geb. 1916).

Als Vierjährige wollte Hanna mit ausgebreiteten Armen vom Balkon des Elternhauses springen. Als ihre Mutter dies verhinderte und sagte „Kind – dann wärst du ja tot“, fragte Hanna: „Wär ich dann beim lieben Gott? Tät er mich dann fragen: Hannerl, woll’n wir’s hageln lassen?“ Damals imponierte ihr nichts mehr als ein starker Hagel.

Obwohl Hanna gern und leicht lernte, blieb sie eine durchschnittliche Schülerin. Ihr Übermut brachte ihr manchen Verweis ins Klassenbuch ein. Einmal löste sie während des Unterrichts die Jagd auf eine Maus im Klassenzimmer aus, obwohl dort gar keine war. Hausaufgaben erledigte die sportliche und schwindelfreie Hanna oft in der Krone eines Baumes. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlte, versteckte sie sich im Wald.

Nach dem Schulunterricht machte Hanna oft einen Umweg zur Klinik ihres Vaters und erzählte den Patienten Geschichten, um sie von ihrer Krankheit abzulenken. Bereits mit 12 Jahren wünschte sie sich, fliegende Missionsärztin zu werden. Der Traum, fliegen zu können, ließ sie fortan nicht mehr los. In ihrer Freizeit radelte sie oft heimlich nach Grunau/Riesengebirge und sah den Segelflugschülern auf dem Galgenberg zu.

1931 legte die 19-Jährige am Realgymnasium in Hirschberg ihr Abitur ab. 1931/1932 besuchte die 1,54 Meter große und zierliche Hanna die „Koloniale Frauenschule“ in Rendsburg. Dabei handelte es sich um eine hauswirtschaftliche Schule, in der Mädchen auf das Leben in den Kolonien vorbereitet wurden. In den Herbstferien 1931 machte Hanna in Grunau/Riesengebirge bei Wolfram („Wolf“) Hirth (1900–1959) einen Segelkurs, den ihr der Vater versprochen hatte, wenn sie bis zum Abitur nicht mehr vom Fliegen reden würde. Dort lernte sie Anfang der 1930-er Jahre auch den jungen Wernher von Braun (1912–1977) kennen, der später Raketenkonstrukteur wurde und mit dem sie ihr ganzes Leben lang befreundet war.

Ab 1932 studierte Hanna Reitsch Medizin in Berlin und Kiel, weil sie fliegende Ärztin in Afrika werden wollte. Nebenher erwarb sie 1932 die Flugzeugführerscheine für den Segelflug in Grunau/Riesengebirge und für den Motorflug in Berlin-Staaken. Im selben Jahr gelang ihr in Grunau der erste Dauer-Segelflugrekord für Frauen, der fünfeinhalb Stunden dauerte.

1933 unterbrach Hanna Reitsch ihr Studium und begleitete den Segelflugpionier Wolf Hirth als Fluglehrerin an die neue Segelfliegerschule auf dem Hornberg bei Schwäbisch Gmünd.

Als erste Frau der Welt erwarb Hanna Reitsch im Mai 1934 das Leistungsabzeichen im Segelflug. 1934 nahm sie an einer dreimonatigen Segelflug-Forschungsexpedition in Südamerika teil, die nach Brasilien und Argentinien führte. Das hierfür erforderliche Reisegeld von 3.000 Reichsmark verdiente sie, indem sie in dem UFA-Film „Rivalen der Luft“ (1934) die Segelflugszenen doubelte. In jenem Jahr verschrieb sie sich ganz der Fliegerei und beendete nach vier Semestern Medizin ihr Studium.

[...]

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Marga von Etzdorf
Untertitel
Die tragische deutsche Fliegerin
Veranstaltung
-
Autor
Jahr
2010
Seiten
60
Katalognummer
V145178
ISBN (eBook)
9783640545650
ISBN (Buch)
9783640545414
Dateigröße
3532 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Fliegerin, Fliegerei, Pilotin, Luftfahrt, Frauenbiografien, Marga von Etzdorf, Fliegerinnen, Pilotinnen, Ernst Probst
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Marga von Etzdorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145178

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Marga von Etzdorf



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden