Ernst Jüngers Werk ist umstritten aber auch aktuell: Die Marmorklippen sind Schauplatz einer fiktiven Gesellschaft und lesen sich zunächst wie eine Fantasy Story. Was aber verbirgt sich hinter diesen geheimnisvollen Orten, hinter der Beschreibung verschiedener Zivilisationen? Der Roman wird als eine Parabel zum Nationalsozialismus verstanden, kann aber auch als Suche nach einem Sinn, einer höheren Dimension gesehen werden oder auch als eine heimliche Botschaft, die mit kryptischen Metaphern vor dem Nationalsozialismus gewarnt hat. Die Abhandlung beschäftigt sich vor allem mit einer Deutung der in dem Roman vorkommenden Symbolen.
Ernst Jünger schrieb „Auf den Marmorklippen“ im Jahr 1939. Thema dieser Fiktion ist die Zerstörung einer Hochkultur durch einen Tyrannen und dessen Truppen. Es drängen sich Vergleiche auf zum realhistorischen Kontext: der Herrschaft des Hitlerregimes. Gleichzeitig führt das reichhaltige Repertoire an Symbolen und Metaphern den Leser in Bereiche der Ästhetik, der Philosophie, der Psychologie und der Religion. In diesem Roman entfaltet Jünger eine fiktive, oft als „surrealistisch“ interpretierte Gedankenwelt, die aber auch Hinweise zum historischen Geschehen erkennbar macht, was die unterschiedlichsten Interpretationen dieses Werkes zulässt - Die Vielfalt der Deutungen streckt sich von einer Parabel zum Widerstand gegen das Hitlerregime mit verschlüsselten Informationen und einer Auseinandersetzung mit der autoritären Herrschaft des Nationalsozialismus, über ein Modell einer Gesellschaft im Bürgerkrieg bis zu ästhetischen Interpretationen. Schöning spricht hier, in Anlehnung an Helmuth Kiesel von verschiedenen „Sinn-Dimensionen“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die umstrittenen Marmorklippen. Vielfalt der Interpretationen
- Jüngers „Geheimansicht der Zeit“ - Ausgangspunkt der Abhandlung
- Jüngers Weltbild und Naturauffassung
- Der Katastrophe einen Sinn geben
- Gegensätze – die Ordnung der Dinge
- Jünger als Naturforscher
- Jünger und Linné
- Jünger und Goethe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Abhandlung befasst sich mit Ernst Jüngers Roman „Auf den Marmorklippen“ und analysiert dessen „Geheimansicht der Zeit“ im Kontext von Jüngers Weltbild und Naturauffassung. Es werden die verschiedenen Interpretationsansätze des Romans beleuchtet, insbesondere die Deutung als Parabel zum Widerstand gegen das Hitlerregime und die Einordnung in ein „zeitloses Modell“ totalitärer Herrschaftssysteme.
- Jüngers „Geheimansicht der Zeit“ als zentrale Aussage des Romans
- Die verschiedenen Interpretationen der Marmorklippen, von politischer Parabel bis zu ästhetischen und religiösen Ansätzen
- Jüngers Suche nach „Ordnung in den Dingen“ im Kontext der Katastrophe des Ersten Weltkriegs und des Hitlerregimes
- Die Bedeutung von Natur und Kosmos in Jüngers Weltbild und die Rolle der „Enantiotropie“ als Prinzip der Ordnung
- Die Relevanz von Jüngers naturwissenschaftlicher Beschäftigung mit Insekten und seine Verbindung zu Carl von Linné und Johann Wolfgang von Goethe
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Ernst Jüngers Roman „Auf den Marmorklippen“ vor und skizziert die Vielfältigkeit seiner Interpretationen. Es werden verschiedene Ansätze präsentiert, von einer Parabel zum Widerstand gegen das Hitlerregime bis hin zu einem zeitlosen Modell totalitärer Herrschaftssysteme. Jüngers eigene Aussage, die Marmorklippen seien eine „Geheimansicht der Zeit“, wird als Ausgangspunkt der Abhandlung hervorgehoben.
Jüngers Weltbild und Naturauffassung
In diesem Kapitel wird Jüngers Weltbild und seine Naturauffassung beleuchtet. Es wird argumentiert, dass seine Suche nach einer höheren Wahrheit als Reaktion auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und die realpolitischen Verhältnisse des Hitlerregimes zu sehen ist. Der Einfluss von Heraklits Prinzip der „Enantiotropie“ und die Verbindung zu Carl Gustav Jungs Archetypenlehre werden analysiert.
Jünger als Naturforscher
Das Kapitel befasst sich mit Jüngers Interesse für die Natur, insbesondere für das Leben der Insekten. Es wird seine Bewunderung für Carl von Linné und dessen taxonomisches Werk hervorgehoben. Weiterhin wird ein Vergleich mit Goethes Entwicklung vom Sturm-und-Drang-Dichter zum kontemplativen Naturforscher gezogen, wobei die Gemeinsamkeiten in der Beschäftigung mit Natur und der Suche nach „Gestalt“ im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Abhandlung sind „Auf den Marmorklippen“, „Ernst Jünger“, „Geheimansicht der Zeit“, „Totalitarismus“, „Weltbild“, „Naturauffassung“, „Enantiotropie“, „Carl von Linné“, „Johann Wolfgang von Goethe“, „Katastrophe“, „Ordnung“, „Gestalt“, „Symbolwelt“. Die Abhandlung analysiert Jüngers Roman im Kontext seiner Weltbild und Naturauffassung und befasst sich mit der Bedeutung von Natur und Kosmos in seinem Denken.
- Quote paper
- Ilona Gruber Drivdal (Author), 2020, Ins Feuer tauchen. Zur "Geheimansicht der Zeit" in Ernst Jüngers "Auf den Marmorklippen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453435