Ziel dieser Arbeit soll es sein, eines jener vielen Sehnsuchtsmotive der lasker-schülerschen Lyrik genauer zu untersuchen.
Es ist ihre intensive Sehnsucht nach einer veränderten Wirklichkeit, einer Gegenwelt zur bestehenden bürgerlichen Gesellschaft, die sich in ihrer Lyrik wie auch an ihrem Leben selbst abzeichnet und das Thema dieser Arbeit bilden soll. Else Lasker-Schüler stach stets aus der Menge der konventionell geprägten bürgerlichen Gesellschaft hervor und grenzte sich ebenso von ihr ab; sowohl hinsichtlich ihres literarischen und künstlerischen Schaffens, als auch durch ihre persönliche Selbstinszenierung in der Öffentlichkeit als ein Zeichen ihrer Sehnsucht nach einer anderen Realität, einem Weltenwandel.
Wie sich diese Sehnsucht äußert und worin der Konflikt zwischen der Künstlerin und der bürgerlichen Gesellschaft bestand, soll im Folgenden näher erläutert werden. Dabei sei angemerkt, dass sich diese Arbeit auf den zeitlichen Rahmen um 1900 beschränken wird, woraus auch die Wahl auf die Bearbeitung eines Gedichtes aus ihrem ersten Gedichtband „Styx“, welcher 1901 in Berlin erschien, resultiert.
„Ich bin in Theben (Ägypten) geboren, wenn ich auch in Elberfeld zur Welt kam im Rheinland. Ich ging bis 11 Jahre zur Schule, wurde Robinson, lebte fünf Jahre im Morgenlande, und seitdem vegetiere ich.“ Mit diesen wenigen Verszeilen charakterisiert Else, eigentlich Elisabeth, Lasker-Schüler als Fünfzigjährige metaphorisch ihren unsteten Lebenslauf und Schaffensweg als Künstlerin, der fortwährend von einer Suche nach dem Gegensatz zum bestehenden gesellschaftlichen System begleitet wurde. Diese Suche, die in einer tiefgründigen Emotionalität gründet, wird zu einer statischen Sehnsucht, einer Sehnsucht, die das Sehnende, die Lyrikerin selbst, in ihren Bann zieht und das Ersehnte als Realität nicht freigeben kann. Else Lasker-Schüler gebrauchte das künstlerische Schaffen als ein Medium ihrer Sehnsucht. Besonders durch ihr umfassendes lyrisches Werk gelang es ihr, Sehnsuchtsbilder sprachlich festzuhalten und anhand bestehender Tatsachen oder gerade durch die Abkehr derselben zu beschreiben. Doch zunehmend bleibt das Sehnsuchtsbild nicht nur lyrisch und so tauchte die Künstlerin selbst in ihre märchenhafte mythisierte Welt ein, nannte sich Prinzessin Tino von Bagdad oder Jussuf Prinz von Theben und kleidete sich in orientalisch anmutenden Gewändern.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Begründung der Thematik
- Die literarische Flucht als Signal und Sehnsuchtszeugnis nach dem Wandel des Bestehenden am Beispiel Else Lasker-Schülers Gedicht „Weltflucht“
- Ausdruck der Sehnsucht durch Kritik des gegenwärtig Bestehenden
- Ausdruck der Sehnsucht durch die Flucht in utopische Mythenwelten
- Isolation und Entfremdung durch Weltflucht als Ichflucht
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Else Lasker-Schülers Gedicht „Weltflucht“ im Kontext ihrer Sehnsucht nach einer Gegenwelt zur bestehenden bürgerlichen Gesellschaft um 1900. Ziel ist es, die literarische Flucht als Signal und Sehnsuchtszeugnis für den Wandel des Bestehenden zu beleuchten.
- Sehnsucht nach einer veränderten Wirklichkeit
- Kritik der wilhelminischen Gesellschaft
- Flucht in utopische Mythenwelten
- Isolation und Entfremdung als Folge der Weltflucht
- Künstlerisches Schaffen als Ausdruck der Sehnsucht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Thematik der Arbeit und stellt Else Lasker-Schüler als Künstlerin vor, deren Leben und Werk von einer tiefgreifenden Sehnsucht geprägt sind. Die Arbeit fokussiert sich auf die Sehnsucht der Autorin nach einer veränderten Wirklichkeit, die in ihrem Gedicht „Weltflucht“ zum Ausdruck kommt.
Das zweite Kapitel analysiert das Gedicht „Weltflucht“ im Detail. Es werden die verschiedenen Aspekte der Sehnsucht, die sich in dem Gedicht widerspiegeln, untersucht. So wird die Kritik der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, die Flucht in utopische Mythenwelten und die Isolation als Folge der Weltflucht beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Seminararbeit sind: Else Lasker-Schüler, „Weltflucht“, Sehnsucht, Gegenwelt, bürgerliche Gesellschaft, wilhelminische Epoche, literarische Flucht, utopische Mythenwelten, Isolation, Entfremdung, Künstlerisches Schaffen.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2006, Else Lasker-Schülers Sehnsucht nach einer Gegenwelt zur bestehenden bürgerlichen Gesellschaft um 1900 dargestellt anhand ihres Gedichtes "Weltflucht", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453585