In diesem Essay soll untersucht werden, wie das Lutherbild am Beginn der DDR war und auf welche Weise es sich bis zum Reformationsjubiläum von 1983 entwickelt und verändert hat.
Inhaltsverzeichnis
- Die Sicht der DDR-Geschichtswissenschaft bis zum Ende der 50er Jahre
- Luther und die Frühbürgerliche Revolution
- Ein neues Lutherbild entsteht
- Das Martin-Luther-Komitee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Entwicklung des Lutherbildes in der DDR, von seiner anfänglichen negativen Bewertung bis hin zum Reformationsjubiläum 1983. Die Studie analysiert die Veränderungen in der Interpretation Luthers durch die DDR-Geschichtswissenschaft und die Bedeutung dieser Entwicklung für die nationale Identität und die Ideologie der DDR.
- Die Entwicklung des Lutherbildes in der DDR-Geschichtswissenschaft
- Der Einfluss von politischen und ideologischen Faktoren auf die Lutherinterpretation
- Die Rolle der Reformation und Luthers in der deutschen Geschichte
- Die Bedeutung des Reformationsjubiläums 1983 für die DDR
- Die Verbindung zwischen der Lutherdebatte und der nationalen Identitätsbildung in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Sicht der DDR-Geschichtswissenschaft bis zum Ende der 50er Jahre
Die DDR-Geschichtswissenschaft bewertete Martin Luther zunächst negativ, insbesondere in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Betonung der antiimperialistisch-demokratischen Erneuerung Deutschlands und der Kampf gegen die Spaltung des Landes führten zu einem verstärkten Interesse an der nationalen Geschichte, wobei die antirömische Reformationsbewegung und der Bauernkrieg im Zentrum standen. Luther wurde dabei als Vertreter des Bürgertums und der „Fürstenreformation“ gesehen, im Gegensatz zu Müntzer, der als Verfechter der Interessen des Volkes angesehen wurde.
Luther und die Frühbürgerliche Revolution
Ab Mitte der sechziger Jahre erfolgte eine Verschiebung in der Lutherdeutung. Die Konzeption der „frühbürgerlichen Revolution“ in Deutschland, die auch Luther einschloss, wurde in der DDR-Geschichtswissenschaft populär. Luther wurde nun als Initiator des Kampfes gegen die römische Kirche und als Wegbereiter der Revolution betrachtet, jedoch gleichzeitig als Vertreter der Fürsten und Gegner der radikalen Bauernbewegung. Die positive Phase Luthers wurde auf die Zeit von 1517-1521 begrenzt.
Ein neues Lutherbild entsteht
Ab den achtziger Jahren entwickelte sich ein neues, differenzierteres Lutherbild in der DDR-Geschichtswissenschaft. Luther wurde als komplexer und widersprüchlicher Charakter anerkannt, dessen Wirken sowohl positive als auch negative Aspekte enthielt. Seine Rolle als Auslöser der Reformation und sein Einfluss auf die deutsche Geschichte wurden gewürdigt, gleichzeitig aber auch seine kritische Haltung gegenüber der Bauernbewegung und seine Unterstützung der Fürstenmacht betont. Die Lutherbiographie und andere Veröffentlichungen des Martin-Luther-Komitees der DDR trugen zu dieser neuen Sichtweise bei.
Schlüsselwörter
Martin Luther, Reformation, Bauernkrieg, Frühbürgerliche Revolution, DDR-Geschichtswissenschaft, Nationalismus, Ideologie, Reformationsjubiläum 1983, Klassenkampf, Fürstenmacht, Volksbewegung, deutsche Geschichte, nationale Identität
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- Klaus-Peter Mentzel (Autor:in), 2010, Die Luther-Renaissance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145373