1. Einleitung
Europäische Staaten sollen unter dem Aspekt ihrer Wohlfahrtsstaatlichkeit betrachtet, untersucht und verglichen werden, denn „Wirtschafts- und sozialpolitische Probleme lassen sich zudem nicht mehr allein auf nationaler Ebene analysieren und bewältigen. Die zunehmende Verflechtung regionaler Wirtschaftsräume, die Globalisierung der Finanzmärkte, das erstarkende Bewußtsein von der ökologischen Einheit der Welt und das wachsende Migrationsgefälle zwischen armen und reichen bzw. konfliktgeschüttelten und friedlichen Regionen der Welt fördern in Europa den Fortgang der institutionellen Integration, trotz im einzelnen unterschiedlicher kultureller und sozialer Voraussetzungen.“1
Diese unterschiedlichen Voraussetzungen haben verschiedene Modelle von Wohlfahrtsstaatlichkeit zur Folge, deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden sollen, weil „die fortschreitende europäische Integration ... die unterschiedlichsten institutionellen Lösungen ähnlicher sozialer Probleme in weitreichende Wechselwirkungen“ bringt.2
Es ist wegen der unterschiedlichen Entwicklungen und Gewichtungen sinnvoll, sich den Bereichen der Sozialpolitik und ihren Institutionen getrennt voneinander zu nähern, also in diesem Falle der Familienpolitik unter dem Aspekt, ob die jeweiligen Wohlfahrtsregime Genderegime sind, d.h. hier, ob Familienpolitik auch Gleichstellungspolitik ist, oder eben die traditionellen Strukturen, wie die des starken Ernährermodells begünstigt und damit Frauen eine untergeordnete Position zuschreibt. Um dieser Frage nachzugehen, bietet sich ein Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Schweden an, weil diese drei Staaten Familienpolitik ganz unterschiedlich verstehen und das Auswirkungen sowohl auf die Berufstätigkeit der Mütter, als auch auf die Geburtenrate hat. So fehlt in Schweden die Bezeichnung Familienpolitik, statt dessen gibt es den Begriff der Gleichstellungspolitik
Darüber hinaus wäre noch zu untersuchen, ob eine höhere Quote der bezahlten Müttererwerbstätigkeit Auswirkungen auf die unbezahlte Hausarbeit hat, also ob die Politik dazu beiträgt, dass Familie, Kinderbetreuung und Haushalt nicht mehr nur als „Frauensache“ angesehen werden oder ob hier noch Handlungsbedarf besteht , um das traditionelle Rollenbild zu durchbrechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wohlfahrtsstaaten
- Allgemeine Betrachtungen
- De-Kommodifizierung
- Stratifizierung
- Wohlfahrtsstaatliche Regime
- Der „liberale“ Wohlfahrtsstaat
- Der „korporatistische“ Wohlfahrtsstaat
- Der „sozialdemokratische“ Wohlfahrtsstaat
- Sozialpolitik und Geschlecht
- Freiheit und Individualisierung
- Geschlechterarrangements
- Nationale Geschlechterordnungen
- Ernährermodelle
- Das „starke“ Ernährermodell
- Das „schwache“ Ernährermodell
- Das „moderate“ Ernährermodell
- Familiale Arbeitsteilung
- Familienpolitik
- Staatliche Ausgaben
- Verwendung
- Monetäre Leistungen und Fiskalpolitik
- Zeitwerte Anrechte
- Betreuungsangebot
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie europäische Staaten unter dem Aspekt ihrer Wohlfahrtsstaatlichkeit betrachtet, untersucht und verglichen werden können. Dabei werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Modelle von Wohlfahrtsstaatlichkeit herausgearbeitet, insbesondere im Hinblick auf die Familienpolitik. Die Arbeit analysiert, ob die jeweiligen Wohlfahrtsregime auch als Genderegime gelten, d.h. ob die Familienpolitik gleichzeitig Gleichstellungspolitik ist oder eher traditionelle Strukturen wie das starke Ernährermodell unterstützt und Frauen damit eine untergeordnete Position zuweist.
- Die unterschiedlichen Modelle von Wohlfahrtsstaatlichkeit in Europa
- Die Rolle der Familienpolitik in den verschiedenen Wohlfahrtsstaaten
- Die Frage, ob Familienpolitik auch Gleichstellungspolitik ist
- Der Einfluss der Familienpolitik auf die Berufstätigkeit von Müttern und die Geburtenrate
- Die Auswirkungen der Familienpolitik auf die traditionelle Rollenverteilung in Familien
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Wohlfahrtsstaatlichkeit in Europa ein und erläutert die Notwendigkeit eines Vergleichs der verschiedenen Modelle. Dabei wird betont, dass die zunehmende Integration Europas die unterschiedlichen institutionellen Lösungen für ähnliche soziale Probleme in Wechselwirkungen bringt.
- Wohlfahrtsstaaten: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Wohlfahrtsstaatlichkeit und den drei Prinzipien der De-Kommodifizierung, Stratifizierung und der Schnittstelle zwischen Markt, Staat und Familie. Es wird erläutert, wie diese Prinzipien in verschiedenen Wohlfahrtsstaaten unterschiedlich umgesetzt werden.
- Sozialpolitik und Geschlecht: Dieses Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen der Sozialpolitik auf die Geschlechterverhältnisse. Es werden die Themen Freiheit und Individualisierung sowie die verschiedenen Geschlechterarrangements und Ernährermodelle im Kontext der Sozialpolitik untersucht.
- Familiale Arbeitsteilung: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Familienpolitik auf die Arbeitsteilung in Familien und die Rolle der Frauen im Arbeitsleben.
- Familienpolitik: Dieses Kapitel analysiert die staatlichen Ausgaben für Familienpolitik und die verschiedenen Formen der Familienpolitik, wie z.B. monetäre Leistungen, Zeitwerte Anrechte und Betreuungsangebote.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Wohlfahrtsstaatlichkeit, Genderegime, Familienpolitik, Gleichstellungspolitik, Ernährermodell, De-Kommodifizierung, Stratifizierung, Sozialpolitik, Geschlecht, Arbeitsteilung, Familienpolitik und staatliche Ausgaben. Die Arbeit vergleicht die verschiedenen Modelle von Wohlfahrtsstaatlichkeit in Europa und analysiert, wie die Familienpolitik die Geschlechterverhältnisse beeinflusst.
- Quote paper
- Anja Schroth (Author), 2008, Wohlfahrtsregime als Genderregime, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145375