Schwerpunkt dieser Arbeit soll es sein, zu untersuchen, wie die Weiblichkeitskonzepte literarisch von Wedekind inszeniert werden, sowie en passant die Frage zu klären, wie und warum im Drama Wedekinds ein und dieselbe Figur der Lulu ein dichotomisches und sich eigentlich widersprechendes, da gegensätzliches Weiblichkeitsbild vertreten soll und durchaus vertreten kann. Darüber hinaus soll die Schnittstelle Literatur beziehungsweise Theater und Film nicht unbeachtet werden lassen, indem mittels der filmischen Adaption G. W. Pabsts Stummfilm „Pandora`s Box“ untersucht werden wird, wie das noch neue, um die Jahrhundertwende entstandene Medium des Films, die literarische Verarbeitung der „Lulu“-Tragödie aufnimmt und filmisch umsetzt. Darauf aufbauend soll Pabsts Adaption zur Analyse der (filmischen) Darstellung von Weiblichkeit anhand der Lulu-Figur herangezogen werden, um so auf mögliche Unterschiede in der Weiblichkeitsdarstellung einzugehen.
Setzt man sich mit dem Wedekind`schen Opus auseinander, so begegnet man unweigerlich der Konstatierung der Person Wedekind als regelrechten Skandalautor. Nicht nur seine Werke sind wiederkehrend von der Zensur betroffen, sondern auch der Autor selbst ist auf seinem Lebensweg nicht näheren Bekanntschaften mit Prostituierten, zahlreichen Affären und erotischen Exzessen abgeneigt gewesen, wie in seinen zum Teil von ihm selbst veröffentlichten (intimen) Tagebüchern deutlich wird. Fragen der Sexualität, des Geschlechts und damit einhergehender Rollendispositionen begleiten Wedekind ebenso im persönlichen, wie auch im literarischen Rahmen seines Lebens und Schaffens als Autor der Moderne. Das um die Jahrhundertwende verstärkt aufkommende Interesse an der (weiblichen) Sexualität ist neben Wedekinds wohl bekanntesten Drama „Frühlings Erwachen“ (1891) in der Doppeltragödie „Lulu“ (1913) im besonderen Maße vom Autor akzentuiert worden, indem er sich dem weiblichen Geschlecht dezidiert in Form der literarischen Gestaltung der gleichnamigen Protagonistin widmet. Mit ihrer Zeichnung transportiert Wedekind einen Weiblichkeitsentwurf, der sowohl das „Ur“-Weib als Natürlichkeit und Ursprünglichkeit repräsentierendes und damit für Wedekind als Idealtypus fungierendes Weiblichkeitsbild, wie auch das gesellschaftlich geformte und damit von außen idealisierte Weib in einer Figur vereint literarisch zur Darstellung bringt. Was Wedekind damit zu bewirken sucht, bliebe interessanterweise näher zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Begründung der Thematik..
- Der Wedekind`sche Weiblichkeitsentwurf der Lulu-Figur..
- Das idealisierte Weib als Projektionsfläche männlicher Obsessionen
- Die ,,Urgestalt des Weibes\" als idealer Weiblichkeitstypus
- Schnittstelle: Literatur - Film
- Das Weibliche in Pabsts filmischer Adaption „Pandora`s Box“
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Inszenierung des Weiblichen in Frank Wedekinds Doppel-Tragödie „Lulu“ und deren filmischer Adaption durch G.W. Pabst, „Die Büchse der Pandora“. Ziel ist es, die literarischen und filmischen Konzepte von Weiblichkeit zu analysieren, die in diesen Werken zum Ausdruck kommen. Dabei liegt der Fokus auf der Analyse der Lulu-Figur und der Darstellung ihrer ambivalenten Weiblichkeit in beiden Medien.
- Die Konstruktion von Weiblichkeit in Wedekinds „Lulu“
- Der Einfluss männlicher Projektionen auf die Konstruktion des idealisierten Weibes
- Die „Urgestalt des Weibes“ als Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Idealvorstellung
- Die filmische Adaption des „Lulu“-Stoffes durch Pabst
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Weiblichkeit im Film und in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Begründung der Thematik
Dieses Kapitel legt den Fokus auf Frank Wedekind und seine Werke, die oft als skandalös galten. Es werden die wiederkehrenden Themen in Wedekinds Leben und Werk beleuchtet, insbesondere seine Auseinandersetzung mit Fragen der Sexualität, des Geschlechts und damit verbundenen Rollenbildern. Die Doppeltragödie „Lulu“ wird als zentrales Beispiel für Wedekinds Beschäftigung mit dem weiblichen Geschlecht dargestellt. Die Arbeit analysiert, wie Wedekind in der Figur der Lulu einen Weiblichkeitsentwurf schafft, der sowohl das „Ur“-Weib als auch das gesellschaftlich idealisierte Weib verkörpert.
Der Wedekind`sche Weiblichkeitsentwurf der Lulu-Figur
Dieses Kapitel analysiert Wedekinds Darstellung von Weiblichkeit in der Figur der Lulu. Es werden zwei verschiedene Aspekte beleuchtet: das idealisierte Weib, das von männlichen Obsessionen geprägt ist, und die „Urgestalt des Weibes“, die die ursprüngliche, natürliche Weiblichkeit verkörpert. Durch die Analyse der Figur der Lulu möchte die Arbeit untersuchen, wie Wedekind diese beiden gegensätzlichen Konzepte von Weiblichkeit miteinander verbindet.
Schlüsselwörter
Weiblichkeit, Weiblichkeitsentwurf, „Lulu“, Frank Wedekind, G.W. Pabst, „Die Büchse der Pandora“, Film, Literatur, Geschlechterrollen, Sexualität, Protagonistin, Idealbild, „Urgestalt des Weibes“, Projektion, Obsessionen, Filmsprache, filmische Adaption, Mediumwechsel, Medienvergleich.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2010, Die Inszenierung des Weiblichen in Wedekinds "Lulu" und G. W. Pabsts "Die Büchse der Pandora", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453806