Die Relevanz der Umweltberichterstattung für Investitionsentscheidungen

Analyse und kritische Würdigung der Studie "The effect of environmental information on investment allocation decision" von Rikhardsson/Holm(2008)


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Ziel und Gang der Analyse

2. Umweltinformationen und Unternehmensmotive für die angewandte Offenlegungsstrategie
2.1 Die Relevanz von Umweltinformationen
2.2 Unternehmensmotive für die Offenlegung umweltrelevanter Informationen
2.3 Die Legitimitätstheorie

3. Vergleichbare Studien und deren Ergebnisse

4. Die Studie von Pall Rikhardsson und Claus Holm
4.1 Vernachlässigte Aspekte früherer Studien
4.2 Die angewandte Methodik
4.2.1 Die Beschreibung der Studie
4.2.2 Die Testpersonen
4.2.3 Das Analyseverfahren
4.3 Die Ergebnisse

5. Kritische Würdigung der Studie
5.1 Die Auswahl der Teilnehmer
5.2 Das gewählte Forschungsdesign
5.3 Unberücksichtigte Einflussfaktoren

6. Fazit, Implikationen, und Stand der aktuellen Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Blickt man zurück auf die 60er und 70er Jahre, so ging es im Finanzwesen aus­schließlich um die Finanzberichterstattung von Unternehmen.[1] Doch die Weltwirtschaft erlebt seither einen Wandel. Die großen Konzerne dieser Welt sehen sich zunehmend mit umweltrelevanten Themen konfrontiert. Der Klimawandel, der schnelle Ressourcenverbrauch, die Wasserknappheit, der CO2-Ausstoß, und andere umwelt­bedrohende Belange zwingen Unternehmen dazu aktiv zu werden. Die Veränderung könnte Geschäftstätigkeiten einschränken und die Märkte neu ausrichten. Der größte Druck für Unternehmer geht jedoch von den Stakeholdern aus.[2] Sie bestimmen das Schicksal der Unternehmen und können Einfluss nehmen auf die Finanzierung anstehender Projekte. Unterschiedliche Interessensgruppen möchten heute über die umweltrelevanten Auswirkungen von Unternehmenstätigkeiten benachrichtigt werden. Zu den Interessensgruppen zählen neben der Gesellschaft, den Mitarbeitern, den Konsumenten, den Geschäftspartnern, und Wettbewerbern auch die Investoren.[3] Das Umweltmanagement eines Unternehmens stellt für viele Investoren ein Abbild des gesamten Managements dar.

1.1 Fragestellung

Immer mehr Unternehmen weiten den Umfang ihrer umweltpolitischen Veröffentlichungen freiwillig aus, um positiv von ihren Investoren wahrgenommen zu werden.[4] Nach Deegan und Rankin glauben die Leser von Geschäftsberichten, dass umweltrelevante Informationen ihre Investitionsentscheidungen beeinflussen.[5] Investoren leiten aus den umweltbezogenen Informationen Auswirkungen auf zukünftige Kosten und Cashflows ab und berücksichtigen diese bei der Wahl einer ge­eigneten Investition.[6] Die vorliegende Arbeit soll eine Antwort auf die Frage liefern, ob Investoren ihre Investitionsentscheidungen von umweltbezogenen Informationen be­einflussen lassen? Wenn Umweltinformationen tatsächlich wichtig sind, welche Art von Informationen sind für Investoren entscheidungsrelevant? Sind es qualitative oder eher quantitative Informationen? Und welche Rolle spielt der dargelegte Zeithorizont? Gibt es einen Unterschied in der Wirkung qualitativer und quantitativer Umwelt­informationen auf kurzfristige und langfristige Investitionsentscheidungen?[7]

1.2 Ziel und Gang der Analyse

Als Grundlage zur Beantwortung der genannten Forschungsfragen dient die Studie von Pall Rikhardsson und Claus Holm. Sie untersuchten, welchen Wert umweltbezogene Informationen für Investitionsentscheidungen haben. Die angewandte Methodik und die resultierenden Ergebnisse dieser aktuellen Studie werden im Folgenden auf Validität geprüft. Dabei behandelt der zweite Abschnitt zunächst die Relevanz und eine allgemeine Erläuterung von Umweltinformationen und anschließend die Unternehmens­motive für die Offenlegung dieser Informationen. Der dritte Abschnitt befasst sich mit früheren Forschungsarbeiten und deren Ergebnissen, ehe im vierten Abschnitt die Studie von Rikhardsson und Holm analysiert wird. Im fünften Abschnitt folgt eine kritische Würdigung mit abschließender Zusammenfassung und den Implikationen für die zukünftige Forschung im sechsten Abschnitt.

2. Umweltinformationen und Unternehmensmotive für die angewandte Offenlegungsstrategie

Traditionell können umweltbezogene Daten aus den jährlichen Geschäftsberichten der Unternehmen entnommen werden. Eine zunehmende Anzahl von Unternehmen er­stellen bereits eigenständige Umweltberichte. Bis heute gibt es keine gesetzlich verpflichtenden Regelungen zum Umfang und Ausmaß der Berichterstattung. Die Berichterstattung erfolgt demnach freiwillig. Eine Studie von Guthrie und Abeysekera untersuchte die Berichterstattung von Unternehmen und kam zu dem Ergebnis, dass die freiwillige Berichterstattung gemessen an ihrer Art und Häufigkeit stark variiert. Doch warum berichten einige Firmen freiwillig über umweltrelevante Themen, während andere dies nicht tun?[8]

2.1 Die Relevanz von Umweltinformationen

Informationen über die Umweltperformance von Unternehmen werden von Investoren gefordert. Die Umweltperformance ist in der Lage den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens entscheidend zu beeinflussen. Zukünftige Einnahmen und Cashflows sind die Grundlage bei der Kreditvergabe, der Eigenkapitalbewertung oder anderen wirtschaftlichen Entscheidungen. Investoren analysieren und schätzen den Einfluss von Unternehmen auf ihre Umwelt. Umweltinformationen haben somit einen steigenden Einfluss auf Unternehmen und ihre Geschäftstätigkeiten.[9] Spricht man von umwelt­bezogenen Informationen, so werden darunter Informationen verstanden, die sich mit den Kosten und Ausgaben für Umweltmaßnahmen, mit geplanten Umweltinvestitionen, und mit umweltrelevanten Managementstrategien oder Verpflichtungen beschäftigen.[10] Doch was können Unternehmen tun, um ihren Umweltverpflichtungen nachzukommen? In der Praxis können sie versuchen Produktlebensdauern zu verlängern, umwelt­belastende Materialien und Produkte zu ersetzen, erneuerbare Ressourcen einzusetzen, umweltschonende Technologien zu nutzen, Energiesparmaßnahmen einzuleiten, oder recyclebare Produkte herzustellen.[11]

2.2 Unternehmensmotive für die Offenlegung umweltrelevanter Informationen

Die Bereitschaft der Unternehmen hinsichtlich der Bekanntmachung ihrer umwelt­relevanten Aktivitäten steigt, doch welche Motive verbärgen sich dahinter? Umwelt­informationen werden als Antwort auf den Druck verschiedener Stakeholder betrachtet. Das Unternehmensmanagement versucht damit die Stakeholder positiv von ihrem umweltbewussten Auftreten zu überzeugen.[12] Die freiwillige Berichterstattung wird als beste Maßnahme betrachtet, um die Aufmerksamkeit des Finanzmarktes auf sich zu lenken.[13] Freiwillige Umweltberichte sorgen zu dem für mehr Transparenz, wodurch die Glaubwürdigkeit und gleichzeitig die Reputation der Marke gestärkt wird. Darüber hinaus kann die Informationspolitik institutionelle oder private Investitions­entscheidungen maßgeblich beeinflussen.[14] Die Umweltberichterstattung – von den Unternehmen üblicherweise unter dem Begriff der Nachhaltigkeitsberichterstattung dargestellt – ist im Gegensatz zu Finanzberichten üblicherweise qualitativ, das heißt erläuternd.[15] Je mehr Informationen bekanntgegeben werden, desto besser können Investoren das Risiko umweltbezogener Auswirkungen auf die zukünftigen Kosten und Entscheidungen von Unternehmen einschätzen. Eine positive Umweltberichterstattung verringert somit das Risiko und steigert den Unternehmenswert für Investoren. Für Unternehmen bedeutet dies umgekehrt höhere Profitabilität.[16] Das am häufigsten diskutierte Unternehmensmotiv für die Informationsbereitstellung wird jedoch in der Verringerung der Eigenkapitalkosten gesehen.[17] Zu den wichtigsten Zielen von Unternehmen zählt die Steigerung des Eigenkapitalmarktwertes. Dazu muss der Wert, den ein Unternehmen generiert, nach außen kommuniziert werden. Der tatsächliche Unternehmenswert muss auf dem Kapitalmarkt bekannt sein. Um langfristig am Kapitalmarkt erfolgreich zu sein, muss die zukünftige Unternehmensentwicklung und das Risiko eines Unternehmens mit den Investoren kommuniziert werden. Gelingt es beispielsweise einem börsennotierten Unternehmen das Vertrauen der Investoren durch glaubwürdige Informationspolitik zu gewinnen, sind keine starken Schwankungen des Aktienkurses zu befürchten. Bei einem starken Rückgang des Aktienkurses, hätte ein Unternehmen zusätzliche Fremdfinanzierungskosten. Freiwillige Veröffentlichungen unterstützen die Kommunikation mit den Investoren und führen daher zur Senkung der Eigenkapitalkosten.[18] Diese Meinung ist jedoch nicht unumstritten.[19] Neben den Eigenkapitalkosten bereitet die Informationsbereitstellung selbst auch Kosten.[20] Es entstehen zum einen direkte Kosten durch die Erhebung und Aufbereitung der Informationen und zum anderen indirekte Kosten aus dem Vorteil für Wettbewerber durch die publizierten Informationen.[21]

2.3 Die Legitimitätstheorie

Das Anliegen von Stakeholdern an Unternehmen wird in der Literatur unter dem Ansatz der Legitimitätstheorie erklärt. Danach kann die wirtschaftliche Relevanz gesellschaftlicher Anforderungen an Unternehmen nur gemessen werden, indem die Perspektive der Stakeholder eingenommen und analysiert wird.[22] Sie besagt außerdem, dass Unternehmen stets das Ziel verfolgen sich mit ihrer Tätigkeit innerhalb der von der Gesellschaft geforderten Grenzen und Normen zu bewegen. Diese Beziehung ähnelt einem sozialen Vertrag mit der Gesellschaft. Bei Nicht-Einhaltung droht den Unternehmen ein Nachfragerückgang von Seiten der Konsumenten oder eine Miss­achtung durch Investoren bei Investitionsentscheidungen. Nach der Legitimitätstheorie werden Unternehmen bestraft, wenn sie ihre Geschäftstätigkeiten nicht an den Erwartungen der Gesellschaft und damit auch an den Erwartungen der Investoren ausrichten.[23] Da umweltpolitische Themen heute einen hohen Stellenwert für Stakeholder haben, können Unternehmen ihre Geschäftstätigkeiten legitimieren, indem sie der Gesellschaft und den Investoren ihr umweltfreundliches Auftreten zeigen.

Den finanziellen und sozialen Auswirkungen umweltbezogener Berichterstattungen wurde bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Frühere Studien, die den Einfluss der Berichterstattung auf den Unternehmenserfolg untersuchten, betrachteten Geschäfts­berichte im Allgemeinen oder nur bestimmte Elemente der Umweltberichterstattung.[24] Im folgenden Abschnitt werden zwei ältere Studien näher erläutert.

[...]


[1] Vgl. LIBBY, R. et al. (2002), S. 775.

[2] Vgl. ESTY, D. C./WINSTON, A.S. (2009), S. 8.

[3] Ibid., S. 66f.

[4] Vgl. CORMIER, D. et al. (2005), S. 3.

[5] Vgl. DEEGAN, C./ RANKIN, M. (1997), S. 580.

[6] Vgl. BROWN, A. M. et al. (2004), S. 35.

[7] Unter den qualitativen Informationen sind nicht-numerische, also erläuternde Informationen zu

verstehen. Quantitative Informationen sind zahlenmäßig erfasste Informationen, wie der CO2-

Ausstoß von Unternehmen.

[8] Vgl. GUTHRIE, J./ABEYSEKERA, I. (2006), S. 117.

[9] Vgl. HASSEL, L. et al. (2005), S. 4.

[10] Vgl. CORMIER, D./MAGNAN, M. (2007), S. 616.

[11] Vgl. HOLZE, B. (2004), S. 558f.

[12] Vgl. CORMIER, D./MAGNAN, M. (1999), S. 431.

[13] Vgl. VANSTRAELEN, A. et al. (2003), S. 253.

[14] Vgl. im Internet: KPMG (2009).

[15] Vgl. DEEGAN, C./GORDON, B. (1996), S. 189; GRAY, R. et al. (1995), S. 56-68.

[16] Vgl. BROWN, A. M. et al. (2004), S. 35.

[17] Vgl. CLARKSON, P. et al. (1994), S. 446; FRANKEL et al. (1995), S. 149.

[18] Vgl. FRIEDRICH, N. (2007), S. 47.

[19] Vgl. FRANCIS, J. et al. (2008), S. 78.

[20] Ibid., S. 58.

[21] Vgl. KÖTZLE, A./GRÜNING, M. (2009), S. 39.

[22] Vgl. HAHN, T. (2005), S. 43.

[23] Vgl. BROWN, N./DEEGAN, C. (1998), S. 22.

[24] Vgl. AERTS, W. et al. (2008), S. 643.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Relevanz der Umweltberichterstattung für Investitionsentscheidungen
Untertitel
Analyse und kritische Würdigung der Studie "The effect of environmental information on investment allocation decision" von Rikhardsson/Holm(2008)
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institute for Finance, Auditing, Controlling and Taxation)
Veranstaltung
Rechnungswesen und Controlling Hauptseminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V145400
ISBN (eBook)
9783640561148
ISBN (Buch)
9783640560929
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Umweltinformationen und Unternehmensmotive für die angewandte Offenlegungsstrategie, Die Relevanz von Umweltinformationen, Unternehmensmotive für die Offenlegung umweltrelevanter Informationen, Die Legitimitätstheorie, Vergleichbare Studien und deren Ergebnisse, Vernachlässigte Aspekte früherer Studien, Die angewandte Methodik, Die Testpersonen, Das Analyseverfahren, Die Ergebnisse, Kritische Würdigung der Studie, Die Auswahl der Teilnehmer, Das gewählte Forschungsdesign, Unberücksichtigte Einflussfaktoren, Fazit, Implikationen, und Stand der aktuellen Nachhaltigkeitsberichterstattung in Dtl,
Schlagworte
Sustainabilty;, Nachhaltigkeit;, Nachhaltigkeitsberichterstattung;, Investitionsentscheidungen;, Umweltrelevante Informationen;, Stakeholder;, Legitimitätstheorie;, Forschungsdesign;, Experiment;, Testpersonen;, Relevanz von Umweltinformatiionen;, Go Green;
Arbeit zitieren
Mihael Lerotic (Autor:in), 2009, Die Relevanz der Umweltberichterstattung für Investitionsentscheidungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145400

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