Zur Zeit qualifizieren sich rund die Hälfte der Bevölkerung in Europa durch Berufsbildung. Die Europäische Union hat sich in Verbindung mit ihren Mitgliedsstaaten vorgenommen, die allgemeine und berufliche Bildung an die raschen Veränderun-gen der Arbeitsmärkte und der Technologie anzupassen. Die berufliche Bildung soll ein unverzichtbarer Teil des lebenslangen Lernens werden und es den Menschen ermöglichen, ihre Qualifikationen ständig anzupassen und weiterzuentwickeln. Qualifikationen bedeuten Chancen, Chancengleichheit und Fortschritt. Für die Menschen ergeben sich hierdurch bessere Beschäftigungs-möglichkeiten und für Unternehmen Wettbewerbsvorteile.
Neben einer Reihe von Leistungsdefiziten innerhalb der nationalen Bildungssysteme wie beispielsweise die zu geringe Zahl an Hochschulabsolventen oder die zu geringen Investitionen in die Humanressourcen sowie die Überalterung der Lehrer und die große Zahl an Schulabbrechern steht die wechselseitige Abschottung der Berufsbildungssysteme der europäischen Staaten und die Intransparenz der beruflichen Bildungsabschlüsse in Europa im Mittelpunkt der momentanen Diskussion. Sie steht dem Ziel des lebenslangen Lernens entgegen, verhindert die Mobilität von Lernenden und gilt als besonderes Wachstumshindernis (Severing, 2005, S. 2-3). In der Studie „ECVET reflector“ wird der Mobilität der Lernenden eine entscheidende Bedeutung bei der wirtschaftlichen und sozialen Einheit Europas beugemessen. Zudem kommt sie zu der Annahme, dass durch zunehmende grenzüberschreitende Erfahrungen eine europäische Identität gefördert wird. Die berufliche Erstausbildung könnte der erste Schritt sein, in dem solche Erfahrungen gesammelt werden. Die bestehenden Möglichkeiten wie beispielsweise das Leonardo Da Vinci Programm bilden zur Zeit nur eine Randerscheinung. Während die Entwicklung von Systemen, die dies fördern sollen im Bereich der Hochschulen mit einem europäischen Leistungspunktesystem und der weitgehenden Vereinheitlichung auf Master- und Bachelorabschlüsse weit vorangeschritten ist, steht der Bereich der beruflichen Bildung noch relativ am Anfang dieser Entwicklung.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Europäische Bildungspolitik
- Bildungspolitische Herausforderungen in Europa
- Zielsetzungen der europäischen Bildungspolitik
- Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR)
- Grundlagen für die Entwicklung des EQR
- Struktur und Aufbau des EQR
- Das Europäische Kreditsystem für die Berufsbildung (ECVET)
- Grundlagen für die Entwicklung des ECVET
- Struktur und Aufbau des ECVET
- Berufliche Mobilität und Durchlässigkeit durch EQR und ECVET
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Strategien der Europäischen Union zur Förderung der Mobilität und Durchlässigkeit in der allgemeinen und beruflichen Bildung. Im Fokus stehen dabei die Instrumente EQR/EQF und ECVET, die die Europäische Union zur Steigerung der Attraktivität von Bildungssystemen einsetzt.
- Herausforderungen der europäischen Bildungspolitik im Kontext eines globalisierten Arbeitsmarktes
- Zielsetzungen der Europäischen Union im Bereich der Bildung
- Aufbau und Struktur des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR)
- Aufbau und Struktur des Europäischen Kreditsystems für die Berufsbildung (ECVET)
- Beitrag von EQR und ECVET zur Förderung der beruflichen Mobilität und Durchlässigkeit von Bildungssystemen
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung: Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der europäischen Bildungspolitik im Kontext globaler Arbeitsmärkte und der Notwendigkeit einer besseren Anpassung an die sich verändernden Anforderungen. Es wird die Bedeutung der Mobilität und Durchlässigkeit von Bildungssystemen für das lebenslange Lernen und die wirtschaftliche Entwicklung Europas betont.
- Europäische Bildungspolitik: Dieses Kapitel beschreibt die Herausforderungen, denen sich die europäische Bildungspolitik gegenübersieht, wie die zunehmende Bedeutung internationaler Wettbewerbsfähigkeit und die Notwendigkeit einer stärkeren Vernetzung der Bildungssysteme.
- Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR): Das Kapitel erläutert die Grundlagen für die Entwicklung des EQR und seine Struktur, die auf der Beschreibung von Lernresultaten und Kompetenzen basiert.
- Das Europäische Kreditsystem für die Berufsbildung (ECVET): Dieses Kapitel erläutert die Grundlagen und den Aufbau des ECVET-Systems, das Lernleistungen in Form von Leistungspunkten quantifiziert und die Vergleichbarkeit von Qualifikationen innerhalb Europas fördert.
- Berufliche Mobilität und Durchlässigkeit durch EQR und ECVET: Dieses Kapitel untersucht, wie EQR und ECVET dazu beitragen können, die berufliche Mobilität und die Durchlässigkeit zwischen Bildungssystemen zu verbessern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Mobilität und Durchlässigkeit in der europäischen Bildungslandschaft. Sie analysiert die Rolle des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) und des Europäischen Kreditsystems für die Berufsbildung (ECVET) bei der Förderung von grenzüberschreitender Anerkennung von Qualifikationen, der Verbesserung der Vergleichbarkeit von Abschlüssen und der Unterstützung des lebenslangen Lernens. Die Arbeit untersucht die Bedeutung dieser Instrumente für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften und für die Förderung der individuellen Entfaltung und Chancengleichheit.
- Quote paper
- Johannes Tiegel (Author), 2009, ECVET und EQF als Instrumente zur Förderung beruflicher Mobilität und Durchlässigkeit zwischen Berufsbildungssystemen in den Ländern der OECD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145403