Der Verlauf des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts erwies sich als entscheidend für die äußere und innere Entwicklung Roms. Insbesondere die Auseinandersetzung mit Karthago legte den Grundstein für die Großmachtstellung des römischen Reiches.
Die Erlangung dieser Großmachtstellung führte rückwirkend zu gravierenden Umwandlungen im Wirtschaftsleben, namentlich der Verdrängung großer Teile des Kleinbauerntums durch die Produktionsform des mit Sklaven bewirtschafteten Großgrundbesitzes.
Die Umwandlung in der Agrarwirtschaft führte mit der Herausbildung eines städtischen Proletariats zu tiefgreifenden sozialen und politischen Veränderungen. Da das Proletariat langfristig bereit sein würde, für die Verbesserung seiner Situation eine Änderung der reformunfähigen Herrschaftsverhältnisse anzustreben, musste die herrschende Schicht daran interessiert sein, es anderweitig zu befrieden. Diese herrschende Schicht war aber keineswegs homogen, sondern unterlag einem Differenzierungsprozeß, so dass z.B. homines novi, "Karrieristen" wie Gajus Marius das Proletariat für ihre Ziele zu manipulieren versuchten.
Für die Kanalisierung des Machtfaktors des proletarischen Potentials, der Deckung der Grundbedürfnisse der urbanen Nicht-Erwerbstätigen nach Nahrung und Zeitvertreib, standen somit erhebliche Mittel zur Verfügung - eine Entwicklung, die in der Kaiserzeit, als die Caesaren gezwungen waren, von ihrer schlecht verhüllten Alleinherrschaft abzulenken, z.B. in riesigen Arenabauten wie dem berühmten Kolosseum kulminierte.
Neben der Verbreitung der Sklaverei, die das römische Reich bis weit in das letzte jahrhundert v. Chr. zu einer im Ausmaß bisher unbekannten und latenten Auseinandersetzung mit aufständischen Sklaven zwang, zog die Umwandlung des Heeres in eine Berufsarmee schwerwiegende Folgen für die weitere Entwicklung Roms nach sich.
Die Entstehung von Klientelverhältnissen zwischen dem Feldherrn und "seinen" Legionären führte dazu, dass letztere vorrangig die Interessen "ihres" Feldherrn schützten, notfalls sogar gegenüber der eigentlichen Zentralgewalt.
Das Heer wurde damit zum bestimmenden Machtfaktor der innenpolitischen Auseinandersetzung: Diese Haltung erst ermöglichte es Caesar, den Rubikon zu überschreiten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Agarwirtschaft der frühen Republik
- III. Die Auslöser des wirtschaftlichen und sozialen Wandels
- III.1. Verelendung des römischen Bauerntums
- III.2. Entstehung des Großgrundbesitzes und der Sklavenwirtschaft
- IV. Ergebnisse und Folgen
- IV.1. Entstehung des städtischen Proletariats und organisierter Massenschauspiele
- IV.2. Wandel der Heeresstruktur
- IV.3. Entstehung von Sklavenaufständen
- V. Zusammenfassende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, den sozialen und wirtschaftlichen Wandel in Italien im 2. Jahrhundert v. Chr. und dessen Folgen darzustellen. Im Rahmen des Seminarthemas soll dabei auch versucht werden, die Grundlagen der sozialpolitischen Bedeutung des öffentlichen Sports herauszuarbeiten.
- Verelendung des römischen Bauerntums aufgrund der langen Militärdienstzeiten und der Politik der „verbrannten Erde“
- Entstehung des Großgrundbesitzes und der Sklavenwirtschaft durch die Eroberungen und die Investitionen der römischen Oberschicht
- Entwicklung eines städtischen Proletariats und die zunehmende Bedeutung von organisierten Massenschauspielen
- Wandel der Heeresstruktur und die Herausforderungen, die sich aus der Integration von Nicht-Römern in die Armee ergaben
- Entstehung von Sklavenaufständen als Reaktion auf die soziale Ungleichheit und die schlechte Behandlung der Sklaven
Zusammenfassung der Kapitel
In der Einleitung wird die Problematik des sozialen und wirtschaftlichen Wandels im 2. Jahrhundert v. Chr. anhand eines Zitats von Tiberius Gracchus verdeutlicht. Anschließend wird ein kurzer Überblick über die wichtigsten Quellen und Forschungsliteratur gegeben.
Kapitel II beleuchtet die Agrarwirtschaft der frühen Republik, in der die kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft vorherrschte. Kapitel III analysiert die Ursachen für den Wandel, nämlich die Auswirkungen des 2. Punischen Krieges und die Expansion Roms. Kapitel III.1 geht dabei auf die Verelendung des römischen Bauerntums aufgrund der langen Militärdienstzeiten und der Zerstörung der landwirtschaftlichen Infrastruktur ein. Kapitel III.2 beschäftigt sich mit der Entstehung des Großgrundbesitzes und der Sklavenwirtschaft, die durch die Eroberungen und die Investitionen der römischen Oberschicht begünstigt wurden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieses Textes sind: Agrarwirtschaft, sozialer Wandel, wirtschaftlicher Wandel, Verelendung, Großgrundbesitz, Sklavenwirtschaft, römisches Heer, städtisches Proletariat, Massenschauspiele, Sklavenaufstände, 2. Punischer Krieg, römische Expansion.
- Arbeit zitieren
- M.A. Ralf Wissner (Autor:in), 1991, Wirtschaftlicher und sozialer Wandel in Italien im 2. Jh. v. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145671