Die „Phänomenologie des Geistes“ von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist, wie er in seiner Einleitung zu dem Werk schreibt, die „Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins“. Sie beschäftigt sich mit der Frage nach dem Erkennen und der Erkenntnisfähigkeit. In diesem Werk zeichnet Hegel die Entwicklung des Geistes von seiner einfachsten Form bloßer, naiver Wahrnehmung (der sinnlichen Gewissheit) bis zum Endpunkt aller Entwicklungsfähigkeit des Geistes, dem absoluten Wissen nach, oder vielmehr: Er lässt das Bewusstsein seine eigene Geschichte schreiben, ähnlich einer Autobiographie. Denn der Phänomenologe hat sich nur aufnehmend, quasi als historischer Protokollant, zu verhalten, wenn jede Bewusstseinsgestalt sich selbst überführt, indem sie durch Selbstüberprüfung Einsicht in ihre Unzulänglichkeit und innere Widersprüchlichkeit bezüglich der Erkenntnisfähigkeit gewinnt, daran verzweifelt, sich selbst somit zwangsläufig destruiert und aus ihr eine neue Bewusstseinsgestalt entsteht, die einer höheren Entwicklungsstufe angehört, als die zuvor zugrunde gegangene. Dabei beginnt jede Gestalt des Bewusstseins wieder auf dem naiven Niveau des Anspruchs auf totale Erkenntnisfähigkeit, führt eine kritische Selbstüberprüfung durch und endet in dem über sich selbst aufgeklärten Status der Verzweiflung an sich selbst.
Dieses Prinzip, das – ähnlich der sokratischen Methode, bei der ein Lehrer nur mithilfe von Fragen an seinen Schüler die Einsicht in einen bestimmten Sachverhalt aus diesem selbst hervorbringt – die Bewusstseinsgestalten zur Selbstthematisierung, zur Selbstüberprüfung auffordert, wird deshalb notwendig, weil ein Eingreifen von außen wenig hilfreich ist bei der Überprüfung einer Erkenntnistheorie; denn so wie die eine Theorie ihr Wissen mithilfe ihres eigenen Seins als Wahrheit behaupten kann, kann das auch jede andere. Hegel formuliert das so: „[…] ein trockenes Versichern gilt aber gerade soviel als ein anderes.“ (S. 60, Z. 16f.) Deshalb lässt Hegel das Bewusstsein in seinen Gestalten selbst die eigene Entwicklungsgeschichte schreiben, die dadurch zwangsläufig wird, dass kein Eingriff von außen sondern eine ausschließlich innere Entwicklung in jeweils drei Schritten (naive Bewusstseinsgestalt mit bestimmtem Erkenntnisanspruch – Selbstüberprüfung – Scheitern an sich selbst durch Aufklärung über eigene Widersprüchlichkeit) stattfindet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sonderstellung der sinnlichen Gewissheit.
- Die sinnliche Gewissheit – eine Röntgenaufnahme
- Einleitung
- Selbstüberprüfung.
- Das Jetzt.
- Das Hier
- Das Ich
- Das Ganze der sinnlichen Gewissheit.
- Fazit.
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Seminar behandelt die "Phänomenologie des Geistes" von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und konzentriert sich insbesondere auf die "Sinnliche Gewissheit", das erste Kapitel des Werks. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Geistes von seiner einfachsten Form der sinnlichen Gewissheit bis hin zu einer höheren Entwicklungsstufe des Bewusstseins. Sie analysiert die Besonderheiten und Grenzen der sinnlichen Gewissheit, die sich durch eine naive Wahrnehmung auszeichnet und in ihrer Selbstüberprüfung ihre Unzulänglichkeit und innere Widersprüchlichkeit offenbart.
- Die Rolle der sinnlichen Gewissheit als Ausgangspunkt der geistigen Entwicklung
- Die Selbstüberprüfung und ihre Bedeutung für das Bewusstsein
- Die Grenzen der sinnlichen Gewissheit und ihre Selbstdestruktion
- Das Verhältnis zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit
- Die Entwicklung des Bewusstseins durch Selbstreflexion und -kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die "Phänomenologie des Geistes" und die Besonderheit der "Sinnlichen Gewissheit" ein. Sie beschreibt die Entwicklung des Bewusstseins von der naiven Wahrnehmung bis zum absoluten Wissen und das Prinzip der Selbstüberprüfung, das zur Selbstthematisierung und Selbstaufklärung führt. Die "Sinnliche Gewissheit" als erste Bewusstseinsgestalt zeichnet sich durch ihre Primitivität und ihren Anspruch auf unmittelbare und direkte Wahrnehmung aus. Die besondere Stellung der "Sinnlichen Gewissheit" erschwert jedoch die strikte Anwendung des Prinzips der Selbstüberprüfung, da ihr die Fähigkeit zur sprachlichen Begrifflichkeit fehlt. Die "Sinnliche Gewissheit - eine Röntgenaufnahme" beleuchtet den Anspruch der "Sinnlichen Gewissheit" auf unmittelbare Erkenntnis und zeigt ihre Grenzen auf. Sie betont die Selbstdestruktion der "Sinnlichen Gewissheit" aufgrund ihrer eigenen Widersprüche.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die "Phänomenologie des Geistes" von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, insbesondere das erste Kapitel "Die Sinnliche Gewissheit". Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Bewusstsein, Erkenntnis, Selbstüberprüfung, Selbstthematisierung, Sinnliche Gewissheit, Naive Wahrnehmung, Unmittelbarkeit, Selbstdestruktion, Widersprüche, Erkenntnisfähigkeit, Entwicklung des Bewusstseins.
- Arbeit zitieren
- Dennis Clausen (Autor:in), 2002, Hegels Phänomenologie des Geistes - Die sinnliche Gewissheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14569