Gegenwärtig tragen die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise dazu bei, dass sich Firmenkredite verteuern und Banken bei der Vergabe von neuen Krediten zurückhaltender agieren. Die Zurückhaltung der Banken bezüglich der Kreditvergabe, wurde jedoch bereits im Zuge der Umsetzung der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) verstärkt. Die neue Regelung schreibt eine risikoorientierte, d. h. an den individuellen Ausfallrisiken der Kreditnehmer ausgerichtete, Eigenkapitalunterlegung vor. Im Rahmen eines Ratings werden die Risiken der kreditsuchenden Unternehmen als Ausfallwahrscheinlichkeiten abgebildet, die auch als Probability of Default (PD) charakterisiert werden. Im Mittelpunkt der Kreditverhandlungen steht die auf mathematisch-statistischen Modellen beruhende Ratingnote. Je ungünstiger das Ratingurteil, desto mehr haftendes Eigenkapital muss die Bank bereitstellen. Ein schlechtes Ratingergebnis hat damit direkten Einfluss auf die Zinskonditionen des Unternehmens, da die Bank bei höherer Eigenkapitalhinterlegungspflicht eine höhere Marge veranschlagt, um die Eigenkapitalrentabilität zu erhalten. Deutlich wird der Stellenwert eines guten Ratings am Beispiel eines KfW Unternehmerkredits. Die Schwankungsbreite des Zinssatzes liegt zwischen 4,79 Prozent für Unternehmen mit geringen Ausfallwahrscheinlichkeiten und 7,85 Prozent für risikoreichere Kreditnehmer. Der bonitätsabhängige Credit-Spread liegt demnach bei über 300 Basispunkten. Da die Bewertung der quantitativen Ratingkriterien, je nach Kreditinstitut, bis zu 70 Prozent der Ratingnote bestimmt, bilden das Finanzrating sowie die Überprüfung von Verbesserungsmaßnahmen den Schwerpunkt dieser Arbeit. Zu diesem Zweck wird, stellvertretend für den quantitativen Teil eines bankinternen Ratings, das Rating-Tool Moodys KMV RiskCalc vorgestellt und analysiert, um im Anschluss verschiedene Ansätze zur Optimierung der Finanzierungsstruktur überprüfen zu können. Anhand verschiedener alternativer Finanzierungsmaßnahmen soll dann, mithilfe von Moodys KMV RiskCalc, verifiziert werden, ob und in welchem Umfang es möglich ist das Rating eines Unternehmens zu verbessern. Im Einzelnen werden die Effekte von Factoring, Leasing, Sale-and-lease-back, Optimierung der Vorratsbestände, Mezzanine-Kapital, Beteiligungskapital sowie die Ausgliederung von Pensionsrückstellungen auf das Ratingurteil analysiert und ausgewertet. Daneben wird auf die Auswirkungen von bilanzpolitischen Gestaltungen auf das Ratingurteil eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Zielsetzung der Untersuchung
- Begriffliche und theoretische Grundlagen
- Begriffsabgrenzung des deutschen Mittelstandes
- Größenklassen nach dem Handelsgesetzbuch
- Mittelstandsdefinition des IfM Bonn
- Mittelstandsdefinition der Europäischen Union
- Besondere Charakteristika des deutschen Mittelstandes
- Finanzierungsquellen des Mittelstandes
- Bilanzstruktur des Mittelstandes
- Definition und Grundlagen des Ratings
- Die Ratingskalen von Standard & Poor's und Moody's
- Abgrenzung von bankinternen und externen Ratings
- Interpretation des Ratingurteils
- Mathematisch-statistische Ratingmodelle als Grundlage des Ratings
- Basel II und die Notwendigkeit der Ratingoptimierung für KMU
- Entwicklung von Basel I zu Basel II
- Wesentliche Veränderungen durch Basel II
- Ausnahmeregelungen für KMU
- Auswirkungen der Ratingnote auf die Finanzierungskosten von KMU
- Optimierungsansätze für quantitative Ratingfaktoren
- Ratingstrategie und Rating-Advisory als Grundlage der Ratingoptimierung
- Optimierung der Transparenz und Kommunikation
- Optimierung der Unternehmensrisiken
- Optimierung durch wertorientiertes strategisches Management
- Optimierung der Finanzplanung und Finanzierung
- Verbesserungen im Bereich Unternehmensstrategie und Management
- Verbesserungen im Controlling und Berichtswesen
- Verbesserungen im Umgang mit Marktrisiken
- Verbesserungen der Lieferanten- und Kundenabhängigkeiten
- Internes Finanzrating am Beispiel von Moody's KMV RiskCalc
- Modellentwicklung
- Analyse und Gewichtung der einbezogenen Kennzahlen
- Kennzahlenreaktionen auf Veränderungen der Finanzierungsstruktur
- Besonderheiten des Modells
- Empirische Analyse von Finanzierungsmaßnahmen zur Ratingoptimierung von KMU
- Aufbau der Analyse
- Strukturierung der durchschnittlichen Modellunternehmen
- Ausgangsratings der durchschnittlichen KMU
- Einfluss von Factoring auf das Ratingurteil
- Auswirkung des Factoring auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach Factoring
- Einfluss von Leasing auf das Ratingurteil
- Wirkung des Leasing auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach Leasing
- Einfluss von Sale-and-lease-back auf das Ratingurteil
- Wirkung des Sale-and-lease-back auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach Sale-and-lease-back
- Einfluss von Vorratsoptimierungen auf das Ratingurteil
- Wirkung der Vorratsoptimierung auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach der Vorratsoptimierung
- Einfluss von Mezzanine-Kapital auf das Ratingurteil
- Wirkung des Mezzanine-Kapitals auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach der Mezzanine-Finanzierung
- Einfluss der Kombination von Mezzanine-Kapital und Factoring auf das Ratingurteil
- Einfluss von Beteiligungskapital auf das Ratingurteil
- Wirkung des Beteiligungskapitals auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach der Beteiligungsfinanzierung
- Einfluss der Ausgliederung von Pensionsrückstellungen auf das Ratingurteil
- Wirkung der Ausgliederung der Pensionsrückstellungen auf Bilanz und GuV
- Moody's RiskCalc-Rating nach Ausgliederung der Pensionsrückstellungen
- Bilanzpolitik und deren Konsequenzen für das Rating
- Ratingeinfluss von Gestaltungsspielräumen in der GuV
- Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
- Reaktion der RiskCalc-Kennzahlen auf die Finanzierungsmaßnahmen
- Reaktion der Ausfallwahrscheinlichkeiten und des Ratingurteils auf die Finanzierungsmaßnahmen
- Auswirkungen der Ratingveränderungen auf die Finanzierungskosten
- Kritische Würdigung der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für KMU
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Möglichkeiten der Ratingoptimierung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland. Dabei liegt der Fokus auf der Analyse der Auswirkungen von verschiedenen Finanzierungsmaßnahmen auf das Ratingurteil und die damit verbundenen Finanzierungskosten.
- Bewertung der Auswirkungen verschiedener Finanzierungsmaßnahmen auf das Ratingurteil
- Analyse der Kostenvorteile durch Ratingoptimierung
- Ermittlung von Handlungsempfehlungen für KMU zur Optimierung ihrer Finanzierungsstruktur
- Einordnung der Relevanz der Ratingoptimierung im Kontext von Basel II
- Bedeutung der Bilanz- und Finanzierungsstruktur für die Bewertung von KMU durch Ratingagenturen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel definiert die Zielsetzung der Untersuchung und stellt die Forschungsfrage in den Mittelpunkt. Es beleuchtet die Relevanz des Themas Ratingoptimierung für KMU und die Bedeutung der Finanzierungsstruktur für das Ratingurteil.
- Das zweite Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Untersuchung dar. Es umfasst die Definition des deutschen Mittelstandes, seine besonderen Charakteristika, die Bedeutung von Finanzierungsquellen und die grundlegenden Prinzipien des Ratings.
- Das dritte Kapitel analysiert die Auswirkungen der Basler Eigenkapitalvorschriften, insbesondere Basel II, auf die Ratingoptimierung für KMU. Es beleuchtet die Notwendigkeit von Ratingverbesserungen im Kontext der strengeren Eigenkapitalanforderungen.
- Das vierte Kapitel stellt verschiedene Optimierungsansätze für quantitative Ratingfaktoren vor. Es bietet KMU praktische Empfehlungen zur Verbesserung ihrer Bilanz- und Finanzierungsstruktur, um das Rating zu optimieren.
- Das fünfte Kapitel präsentiert das interne Finanzratingmodell Moody's KMV RiskCalc als ein Instrument zur Bewertung der Auswirkungen von Finanzierungsmaßnahmen auf das Ratingurteil. Es untersucht die Funktionsweise des Modells und die Bedeutung der Kennzahlen für die Ratingberechnung.
- Das sechste Kapitel führt eine empirische Analyse von Finanzierungsmaßnahmen durch, um deren Einfluss auf das Ratingurteil von KMU zu untersuchen. Es analysiert die Auswirkungen von Factoring, Leasing, Sale-and-lease-back, Vorratsoptimierungen, Mezzanine-Kapital, Beteiligungskapital und der Ausgliederung von Pensionsrückstellungen auf das Rating.
- Das siebte Kapitel fasst die wichtigsten Ergebnisse der empirischen Analyse zusammen. Es analysiert die Reaktion der RiskCalc-Kennzahlen auf die Finanzierungsmaßnahmen, die Auswirkungen auf die Ausfallwahrscheinlichkeiten und das Ratingurteil sowie die resultierenden Kostenvorteile für KMU.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themengebiete der Ratingoptimierung, Finanzierungsstruktur, Bilanzanalyse, Mittelstand, Basel II, Moody's RiskCalc, Factoring, Leasing, Sale-and-lease-back, Vorratsoptimierung, Mezzanine-Kapital, Beteiligungskapital, Ausgliederung von Pensionsrückstellungen, Ratingurteil, Finanzierungskosten und Kostenvorteile.
- Arbeit zitieren
- Manfred Waldrich (Autor:in), 2008, Überprüfung der Optimierung der Bilanz- und Finanzierungsstruktur von KMU durch das Ratingurteil damit verbundene Kosten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145810