Seit Anfang der 1990er Jahre wird die Finanzpolitik in den Ländern des Euroraums durch den Vertrag von Maastricht und seit dem Beginn der gemeinsamen Währung zusätzlich durch den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) geprägt.
Unter Wirtschaftswissenschaftlern war und bleibt der SWP jedoch umstritten. Während manche Kritiker die Ausgestaltung der Regelungen als nicht optimal ansehen, monieren andere das Verfahren des Sanktionsmechanismus. Andere Kritiker halten den SWP an sich für verkehrt. In der vorliegenden Seminararbeit sollen deshalb, nachdem die Inhalte des SWP und seiner Reform geklärt werden (Punkte 2.1, 2.2), 3 Problemfelder im Zusammenhang mit der Kritik an dem Stabilitätspakt untersucht werden:
In Punkt 3.1 soll zunächst geklärt werden, ob und warum es überhaupt sinnvoll ist, Staatsverschuldung zu begrenzen. Daraufhin soll unter Punkt 3.2 analysiert werden, ob die von den Verfassern gewählten Grenzen des SWP sinnvoll gewählt wurden. Schließlich werden unter Punkt 3.3 Missstände des Sanktionsmechanismus des SWP untersucht. Die Seminararbeit soll zeigen, ob die Reform des SWP sinnvoll auf die Kritik von Ökonomen eingegangen ist.
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) wurde 1997 mit der „Entschließung des Europäischen Rats von Amsterdam über den Stabilitäts- und Wachstumspakt“ ins Leben gerufen. Dabei ist der Stabilitätspakt als Folge des Artikels 104c des Vertrags von Maastricht zu betrachten, der die Konvergenzkriterien für den Eintritt in die Europäische Währungsunion festlegte. Als Bedingung für den Beitritt in die Währungsunion sah dieser eine maximale Defizitquote der öffentlichen Haushalte von 3 % des BIP und eine maximale Schuldenstandsquote von 60 % des BIP vor . Ein wichtiger Grund für die Einführung des Stabilitätspakts war ein politischer. U. a. fürchtete die deutsche Bundesregierung eine zu geringe Geldwertstabilität des Euro durch Länder, die eine übermäßige Verschuldung aufwiesen, da gemäß der Philosophie der Bundesregierung hohe Staatshaushaltsdefizite einen Hauptgrund für Inflation darstellten. Zudem befürchtete man, dass Nationalstaaten mit hohen Haushaltsdefiziten zunehmend Druck auf die Europäische Zentralbank ausüben könnten. . In den 1990er Jahren lagen die Schuldenquoten in mehreren Ländern wie Italien, Belgien weit über 100 %.
Der SWP sollte sicherstellen, dass auch nach dem Beitritt...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP)
- Inhalt und Entstehung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
- Die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
- Problemfelder im Zusammenhang mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt
- Theorie der Optimalen Währungsräume vs. Problematik von Staatsverschuldung
- Die Referenzgrenzen des Stabilitäts- und Wachstumspakts
- Erfolgreiche Konsolidierung?
- Sind die Referenzgrenzen zu unflexibel?
- Der Sanktionsmechanismus des SWP und das Zeitinkonsistenzproblem
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert den Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) im Kontext der Europäischen Währungsunion. Der Fokus liegt auf der kritischen Betrachtung des Paktes und der Frage, ob seine Reform den Bedürfnissen der Mitgliedstaaten gerecht wird.
- Bedeutung des SWP für die Finanzpolitik in der Eurozone
- Kritikpunkte an der Ausgestaltung des SWP und dessen Reform
- Analyse der Referenzgrenzen und ihrer Flexibilität
- Beurteilung des Sanktionsmechanismus und des Zeitinkonsistenzproblems
- Bewertung der Reform des SWP und ihrer Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) als ein zentrales Element der Finanzpolitik in der Eurozone vor und beleuchtet die Kontroversen um seine Ausgestaltung und den Sanktionsmechanismus. Die Seminararbeit setzt sich zum Ziel, die Problemfelder des SWP zu untersuchen und die Reform des Paktes kritisch zu beleuchten.
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP)
Inhalt und Entstehung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
Dieses Kapitel beschreibt den Inhalt und die Entstehung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes (SWP). Es werden die Referenzwerte für Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung erläutert und die Gründe für die Einführung des Paktes dargelegt. Die Bedeutung der Geldwertstabilität und die Sorge um die Stabilität des Euro durch Länder mit übermäßiger Verschuldung werden betont.
Die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
Dieses Kapitel beleuchtet die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes (SWP), die 2005 beschlossen wurde. Die Reform zielte darauf ab, die Regelungen des Paktes flexibler zu gestalten und zusätzliche ökonomische Faktoren bei der Beurteilung von Defiziten zu berücksichtigen. Es werden die Anpassungen der Referenzwerte und die flexiblere Anwendung des Sanktionsmechanismus erläutert.
Problemfelder im Zusammenhang mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt
Theorie der Optimalen Währungsräume vs. Problematik von Staatsverschuldung
Dieses Kapitel untersucht die theoretischen Grundlagen der optimalen Währungsräume und die Problematik der Staatsverschuldung im Kontext der Eurozone. Es wird die Frage aufgeworfen, ob eine Begrenzung der Staatsverschuldung überhaupt sinnvoll ist und welche Auswirkungen diese auf die wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedstaaten hat.
Die Referenzgrenzen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
Dieses Kapitel analysiert die Referenzgrenzen des SWP, die für Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung gelten. Es werden die Argumente für und gegen die gewählten Grenzen diskutiert und die Frage gestellt, ob diese zu unflexibel sind.
Der Sanktionsmechanismus des SWP und das Zeitinkonsistenzproblem
Dieses Kapitel analysiert den Sanktionsmechanismus des SWP und diskutiert dessen Effizienz und die Herausforderungen, die sich aus dem Zeitinkonsistenzproblem ergeben. Es werden die Auswirkungen der Sanktionen auf die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder beleuchtet und die Kritikpunkte an der Anwendung des Sanktionsmechanismus aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP), Europäische Währungsunion, Staatsverschuldung, Haushaltsdefizit, Referenzgrenzen, Sanktionsmechanismus, Zeitinkonsistenz, Reform, Geldwertstabilität, Euro, Konvergenzkriterien, Maastricht-Vertrag.
- Arbeit zitieren
- Adrian Griese (Autor:in), 2008, Der Stabilitätspakt und die Fiskalpolitik in der Europäischen Währungsunion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145856