Die Finanzwelt ist von einem ständigen Wandel geprägt, der sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt. In diesem dynamischen Umfeld ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen transparente und zuverlässige Informationen über ihre finanziellen Instrumente bereitstellen, um Investoren, Gläubiger und das Management angemessen zu informieren. Während das Handelsgesetzbuch (HGB) in Deutschland eine vorsichtige Gewinnermittlung betont, um beispielsweise stille Rücklagen zu schaffen, legen die International Financial Reporting Standards (IFRS) den Fokus auf die Fortführung des Unternehmens und die zeitgerechte Erfassung von Gewinnen.
Die Komplexität der Bilanzierung von Finanzinstrumenten wird besonders deutlich, wenn wir uns mit den Standards wie IAS 32 und IAS 39 auseinandersetzen. Ein Zitat von Sir David Tweedy aus dem Jahr 2007 verdeutlicht treffend, dass das Verständnis dieser Standards oft nicht ausreicht, um ihre Anwendung in vollem Umfang zu begreifen. Mit dem Inkrafttreten des IFRS 9 zum 1. Januar 2018 wurden neue Wege in der Bewertung und Absicherung von Finanzinstrumenten eröffnet. Insbesondere für Banken, die eine Vielzahl finanzieller Vermögenswerte halten, ist dieser Standard von hoher Relevanz.
Im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht das Wertminderungsmodell nach IFRS 9 und die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Arbeit untersucht, wie Unternehmen die Spielräume in diesem Modell nutzen, um ihre finanzielle Situation adäquat darzustellen. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf der Fragestellung, wie Ermessensentscheidungen im Zusammenhang mit dem Wertminderungsmodell umgesetzt werden.
Um dieser Frage nachzugehen, werden zunächst die Finanzinstrumente identifiziert, die den Wertminderungsvorschriften des IFRS 9 unterliegen. Hierbei werden die verschiedenen Bewertungskategorien erläutert. Anschließend wird im dritten Kapitel das Wertminderungsmodell detailliert vorgestellt, wobei insbesondere das Stufenmodell und die Ermittlung der Wertminderung im Fokus stehen. Die Ausarbeitung dieser Kapitel basiert auf einer gründlichen Analyse wissenschaftlicher Literatur.
Das Herzstück dieser Arbeit bildet die Analyse ausgewählter Geschäftsberichte, in denen die Ermessensspielräume im Rahmen des Wertminderungsmodells beleuchtet werden. Diese praxisnahe Untersuchung soll Einblicke darüber geben, wie Unternehmen die Vorgaben des IFRS 9 interpretieren und umsetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klassifizierung von Finanzinstrumenten
- Wertminderungen nach IFRS 9
- General Approach
- Stufe 1 des Wertberichtigungsmodells
- Stufe 2 des Wertberichtigungsmodells
- Stufe 3 des Wertberichtigungsmodells
- Ermittlung des Expected Credit-Losses
- Bewertungspotentiale in ausgewählten Geschäftsberichten
- Vorgehensweise
- Ergebnisse und Analyse der Geschäftsberichte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Ausarbeitung besteht darin, zu prüfen, wie Gestaltungspotentiale in dem Wertminderungsmodell genutzt werden können. Hierzu werden ausgewählte Geschäftsberichte analysiert. Abgeleitet aus diesem Ziel ergibt sich für die Hausarbeit die folgende Forschungsfrage: Wie werden Ermessensentscheidungen in Bezug auf das Wertminderungsmodell im IFRS 9 umgesetzt?
- Bewertungskategorien von Finanzinstrumenten nach IFRS 9
- Wertminderungsvorschriften des IFRS 9
- Ermittlung des Expected Credit-Losses (ECL)
- Gestaltungspotentiale im Wertminderungsmodell
- Analyse von Ermessensentscheidungen in Geschäftsberichten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die Bilanzierung nach IFRS 9 und stellt die Bedeutung des Wertminderungsmodells für Banken heraus. Im zweiten Kapitel werden die Bewertungskategorien von Finanzinstrumenten nach IFRS 9 vorgestellt, wobei das Kriterium des Geschäftsmodells und die Ausgestaltung der Zahlungsströme im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Wertminderungsvorschriften des IFRS 9, insbesondere mit dem Stufenmodell und der Ermittlung des Expected Credit-Losses. Dabei wird auf die Bedeutung von Ermessensentscheidungen hingewiesen. Das vierte Kapitel analysiert ausgewählte Geschäftsberichte, um die Umsetzung von Ermessensentscheidungen in Bezug auf das Wertminderungsmodell im IFRS 9 zu untersuchen.
Schlüsselwörter
IFRS 9, Wertminderungsmodell, Expected Credit Loss (ECL), Geschäftsmodell, Zahlungsströme, Bewertungskategorien, Stufe 1, Stufe 2, Stufe 3, Ermessensentscheidungen, Gestaltungspotentiale, Geschäftsberichte, Analyse.
- Arbeit zitieren
- Kai-Ingo Kraus (Autor:in), 2021, Ermessensspielräume in Bezug auf das Wertminderungsmodell nach dem IFRS 9, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1458939