Es ist eine Tatsache, dass eine Vielzahl von menschlichen Individuen auf der Erde zusammenleben und dieses Zusammenleben in mehr oder weniger geordneten Bahnen verläuft. Es soll davon ausgegangen werden, dass die Grundbedingungen des Menschseins aller Individuen gleich sind. Der Einzelne wird in eine Welt geboren, die bereits durch seinesgleichen belebt und geordnet ist, und er wird im Lauf seines Lebens seine individuelle Welt in Abhängigkeit von dieser kulturellen und sozialen Welt erbauen und bewohnen. Dieser Tatbestand beinhaltet zwei Elemente. Zum einen handelt es sich um einen kontinuierlichen lebendigen Prozess der menschlichen Individuen und zum anderen entstehen dabei dynamische Strukturen innerhalb der sozialen Welt.
Die Frage, der ich nachgehen will, lautet: Wie orientieren sich Menschen in der Welt? Die Forschungsfrage lautet: Welches sind die anthropologischen Voraussetzungen – das anthropologische Apriori - soziokultureller Dynamik?
Untersucht werden dafür die Wirklichkeitskonzepte von Ernst Cassirer und Helmuth Plessner. Dazu sollen deren Begriffe der Wirklichkeit, des Menschen, der Kultur sowie die sich daraus ergebenden soziokulturellen Konsequenzen erarbeitet werden. Beide philosophischen Konzepte werden in ihrer gesamten Form derart dargestellt, dass anhand der tragenden Begriffe und deren Zusammenhänge das Ideenwerk zum Ausdruck kommt. Zunächst wird das Werk Cassirers und Plessners jeweils getrennt erarbeitet und gewürdigt. Auf dieser Grundlage werden anschließend beide philosophischen Wirklichkeitskonzepte gegenübergestellt und hinsichtlich der Forschungsfrage diskutiert. Abschließend werden die Ergebnisse in einem kultursoziologischen Ausblick synthetisiert.
Der Untersuchungsfokus richtet sich auf die zu erarbeitenden Orientierungsgrößen des Menschen: seine spezifische Leistung und das qualitative Angebot der externen Welt. Auf diese Weise nähert man sich zwei Themengebieten, die eng miteinander verbunden sind: der philosophischen Anthropologie mit der Bestimmung des charakteristisch Menschlichen sowie der Kulturphilosophie mit der Klärung der Beschaffenheit der menschlichen Welt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A. Das Wirklichkeitskonzept Ernst Cassirers – Wirklichkeit und Kultur in symbolischen Formen
- 1. Vorbemerkungen zu Ernst Cassirer (1874 - 1945)
- 2. Der anthropologische Ausgangspunkt und das Problem
- 2.1. Antikes Menschenbild
- 2.2. Christliches Menschenbild
- 2.3. Wissenschaftlich-mechanisches Welt- und Menschenbild
- 2.4. Biologisches Menschenbild und Kulturphilosophie
- 2.5. Schlussfolgerung
- 3. Das Symbolische und eine universelle Kulturtheorie
- 3.1. Der Mensch als animal symbolicum - Auf den Spuren des Symbolische
- 3.2. Symbolische Beziehung und symbolisches Formen
- 3.2.1. Symbolische Prägnanz
- 3.2.2. Symbolisches Formen und symbolische Form
- 4. Von der Sprache über den Mythos zur Phänomenologie der Erkenntnisform
- 4.1. Sprache und Mythos als ursprüngliche Formen
- 4.1.1. Die Sprache als symbolische Form - Die mimetische, analogische und symbolische Phase und die Darstellungsfunktion
- 4.1.2. Der Mythos als „Mutterboden“ und die Ausdrucksfunktion
- 4.2. Wissenschaft als symbolische Form und die Bedeutungsfunktion
- 5. Das Wirkliche und Wirklichkeiten im Zeichen des Symbols – Eine Zwischenbilanz
- B. Das Wirklichkeitskonzept Helmuth Plessners - Organisch-ontogenetisches Welterleben zur sinnlich-reflexiven Mitte der Wirklichkeit außerhalb
- 1. Vorbemerkungen zu Helmuth Plessner (1892 – 1985)
- 2. Einführung und Problemstellung
- 3. Exzentrische Positionalität, Person und Welten
- 3.1. Dreifaltigkeit des Menschen und der Welt – Außenwelt, Innenwelt und Mitwelt
- 3.1.1. Die Außenwelt
- 3.1.2. Die Innenwelt
- 3.1.3. Die Mitwelt und der Mitmensch
- 3.2. Die anthropologischen Grundgesetze
- 3.2.1. Natürliche Künstlichkeit
- 3.2.2. Vermittelte Unmittelbarkeit, Teil 1: Der Sinn, vermittelt durch die Sinne
- 3.2.3. Vermittelte Unmittelbarkeit, Teil 2: Expressivität und Geschichtlichkeit im Kontext der Sinnlichkeit
- 3.2.4. Utopischer Standort - Homo absconditus
- 4. Die Wirklichkeit des Menschen in seiner organischen Lebendigkeit – Eine Zwischenbilanz
- C. Die Wirklichkeitskonzepte Cassirers und Plessners in Gegenüberstellung
- 1. Natur und Wirklichkeit des Menschen – Die ursprüngliche Einheit der Vielheit von Welten
- 2. Philosophische Anthropologie als Erste Philosophie und die anthropologischen Voraussetzungen
- 3. Kultur, Geist und Formen symbolischen Ausdrucks
- 3.1. Kultur und Geist
- 3.2. Kultur als Schema des symbolischen Ausdrucks und dessen Formen
- 3.2.1. Die Schemata im Vergleich
- 3.2.2. Kulturformen in Gegenüberstellung
- D. Resümee: Symbolische Beziehung und sinnlich-reflexives Erleben – Zur anthropologischen Voraussetzung symbolischer Vermittlung
- 1. Anthropologische Voraussetzungen für Kultur und Gesellschaft
- 1.1. Die Synthese des anthropologischen Apriori
- 1.2. Das anthropologische Korrektiv
- 2. Das Symbolische als objektiver Sinn
- 2.1. Kultur und Gesellschaft als anthropologische Transzendentalien
- 2.2. Kritische Frage und Anregung
- Die anthropologischen Voraussetzungen soziokultureller Dynamik
- Die Wirklichkeitskonzepte von Ernst Cassirer und Helmuth Plessner
- Die Bedeutung des Symbolischen in der Kulturphilosophie
- Das Verhältnis von Natur und Kultur im Menschenbild
- Die Rolle des sinnlich-reflexiven Erlebens in der menschlichen Welt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit den Wirklichkeitskonzepten von Ernst Cassirer und Helmuth Plessner. Ziel ist es, die anthropologischen Voraussetzungen soziokultureller Dynamik zu erforschen. Dabei werden die Konzepte beider Philosophen hinsichtlich ihrer Begriffsbildungen von Wirklichkeit, Mensch und Kultur untersucht und ihre jeweiligen soziokulturellen Konsequenzen analysiert. Die Arbeit zielt darauf ab, die beiden philosophischen Konzepte in ihrer Gesamtheit darzustellen und anhand ihrer zentralen Begriffe und Zusammenhänge zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach den anthropologischen Voraussetzungen soziokultureller Dynamik. Sie beleuchtet den Bezugspunkt der Arbeit und die Forschungsmethodik.
Kapitel A analysiert das Wirklichkeitskonzept von Ernst Cassirer. Es betrachtet den anthropologischen Ausgangspunkt, die Rolle des Symbolischen, die Kulturtheorie sowie die Bedeutung von Sprache, Mythos und Wissenschaft.
Kapitel B widmet sich dem Wirklichkeitskonzept von Helmuth Plessner. Es behandelt die exzentrische Positionalität des Menschen, die Dreifaltigkeit der Welt (Außenwelt, Innenwelt, Mitwelt) und die anthropologischen Grundgesetze.
Kapitel C stellt die Wirklichkeitskonzepte von Cassirer und Plessner gegenüber. Es beleuchtet Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Philosophen in Bezug auf Natur, Kultur, Geist und die Bedeutung symbolischer Ausdrucksformen.
Kapitel D bietet ein Resümee und fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Es beleuchtet die anthropologischen Voraussetzungen für Kultur und Gesellschaft sowie die Bedeutung des Symbolischen als objektiven Sinn.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind: Anthropologie, Kultursoziologie, Wirklichkeitskonzept, Symbolisches, sinnlich-reflexives Erleben, Ernst Cassirer, Helmuth Plessner, Kulturphilosophie, anthropologisches Apriori, soziokulturelle Dynamik.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Vogl (Autor:in), 2009, Symbolische Beziehung und sinnlich-reflexives Erleben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145896