Kulturdimensionen: Das Fünf-Dimensionen-Modell von Geert Hofstede


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geert Hofstede – eine Kurzbiographie

3. Hofstedes Kulturbegriff

4. Hofstedes Modell der 5 Dimensionen von Nationalkulturen
4.1 Machtdistanz
4.2 Individualismus vs. Kollektivismus
4.3 Maskulinität vs. Femininität
4.4 Unsicherheitsvermeidung
4.5 Langzeit- vs. Kurzzeitorientierung

5. Kritik

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Ob in der Geschäftswelt, als Reisender, als Fremdsprachenlerner oder –lehrer heutzutage treffen wir häufiger auf Menschen fremder Kulturen als das vor 50 oder gar 100 Jahren noch der Fall war. Selbst wenn die sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten vielfach durch Englisch als Lingua Franca überwindbar sind, bergen Zusammentreffen mit Menschen aus uns unbekannten Kulturen viele Gefahren für Missverständnisse. Diese wiederum führen nicht selten zu Unverständnis, Konflikten, ja sogar politischem Desaster, wie z.B. im Jahr 2005 beim dänischen Karikaturenskandal der Zeitung Jyllands Posten, als sich ein in Dänemark lebender fundamentalistischer Imam aus Ägypten durch Karikaturen, die Mohammed zum Thema hatten, in seinem Glauben angegriffen und verspottet fühlte. Die daraufhin alarmierte muslimische Welt reagierte nicht nur mit Entrüstung und Boykott, sondern in Teilen sogar mit gewalttätigen Angriffen, in deren Zuge 140 Menschen starben und mehrere Hundert verletzt wurden.[1]

Glimpflichere Reaktionen, wie z.B. Ablehnung und heimlicher Groll sind jedoch die häufigeren Ergebnisse von interkulturellen Missverständnissen. Warum sonst gäbe es die in der Mehrzahl negativ belasteten Stereotypen wie z.B. vom obrigkeitshörigen Chinesen, vom oberflächigen Amerikaner oder vom humorlosen, überpünktlichen Deutschen?

Grund für derlei Missverständnisse sind kulturell verschiedene, zumeist verborgene Wertvorstellungen, die menschliches Handeln und Denken beeinflussen, behauptet der niederländische Anthropologe und Kulturwissenschaftler Geert Hofstede. Er hat sich diesem Problem angenommen und auf der Basis einer Langzeitstudie ein Modell entwickelt, welches die Besonderheiten von und Unterschiede zwischen Nationalkulturen im Vergleich verdeutlicht. Dabei unterteilte Hofstede Nationalkulturen in fünf Eckpfeiler, auch Dimensionen genannt, welche je nach Nation unterschiedlich ausgeprägt sind und in seiner Studie zueinander in Relation gesetzt werden.[2]

Thema und Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, die Grundzüge des Hofstede’schen Modells der fünf Dimensionen von Nationalkulturen in seinen Grundzügen darzustellen. Im Anschluss daran soll die Anwendbarkeit dieses Modells in der Praxis kurz diskutiert werden.

2. Geert Hofstede – eine Kurzbiographie

Geert Hofstede wurde am 2. Oktober 1928 im niederländischen Haarlem geboren. Er studierte Maschinenbau an der Delft Technical University und erwarb dort seinen Master of Engineering. Daraufhin arbeitete er mehrere Jahre als Ingenieur sowie im Management in der niederländischen Industrie. In dieser Zeit studierte er erneut und promovierte anschließend an der Universität von Groeningen in Sozialpsychologie. Er gründete die Abteilung für Personalforschung bei IBM Europe und übernahm deren Leitung. Später übernahm er einige Professuren in verschiedenen Ländern und war neben weiteren Tätigkeiten auch Mitbegründer und erster Vorsitzender des IRIC (Institute for Research on Intercultural Cooperation) in den Niederlanden. Seine Publikationen gehören zu den einflussreichsten im Bereich der Sozialwissenschaften, im bes. der interkulturellen Kommunikation der letzten Jahrzehnte.[3]

3. Hofstedes Kulturbegriff

Um Geert Hofstedes 5-Dimensionen-Modell, welches im nachfolgenden Kapitel vorgestellt werden soll, besser verstehen und einordnen zu können, soll zuerst sein Verständnis von Kultur erläutert werden.

Menschen denken, fühlen und verhalten sich unterschiedlich, aber diesem Variationsreichtum liegt eine Struktur zugrunde, die Hofstede mit der „software of the mind“[4] bzw. dem „mental program“[5] eines Menschen vergleicht. Diese mentale Programmierung wird ihm durch sein soziales Umfeld aufgeprägt und beginnt mit der frühkindlichen Erziehung in der Familie, verläuft über Freundschaften, Arbeitsplatz und ganz allgemein dem sozialen Milieu, in dem sich der Mensch bewegt. Diese Prägung des Geistes teilt der Einzelne mit den Mitgliedern seiner Peer-Group. Sie soll hier als seine Kultur verstanden werden.[6] Kultur ist „die kollektive Programmierung des Geistes, welche die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von anderen Menschen einer anderen Gruppe oder Kategorie unterscheidet.“[7]

Im Gegensatz zu einem sehr eng gefassten Kulturbegriff, in dem Kultur als die Verfeinerung des Geistes und deren Früchte, der Kunst, Literatur und Bildung verstanden wird, operiert Hofstede also, wie die meisten zeitgenössischen Sozial- und Kulturwissenschaftler mit einem sehr viel weiter gefassten Verständnis von Kultur. Dabei weißt er auch darauf hin, dass diese kollektive Programmierung zwar seit dem frühen Kindesalter erlernt, aber nie determinierend sei, sondern jeder Mensch, wenngleich das nicht einfach ist, im Grunde dazu fähig sei, von seiner Kultur abzuweichen.[8]

Nun sind es aber eher Gesellschaften und nicht Nationalstaaten, die eine gemeinsame Kultur teilen. Warum sich Geert Hofstede trotzdem für den Vergleich von Nationalkulturen entschieden hat, liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, dass eine Vielzahl von statistischen Erhebungen auf Staatenebene und kaum auf Gesellschaftsebene gesammelt werden. Es handelt sich also um einen ganz praktischen Grund, der durch die weitgehend homogene Leitkultur von lang existierenden Nationen gerechtfertigt würde, so Hofstede. Desweiteren unterstützen statistische Daten, die einen Vergleich zwischen Nationalstaaten ermöglichen, das Anliegen des Wissenschaftlers, die Kooperation zwischen Nationen zu fördern.[9]

In der hier vorliegenden Arbeit sollen demnach die Begriffe „Nation“, „Land“, „Staat“, „Gesellschaft“ und „Kultur“, wenngleich sie Unterschiede in ihren Definitionen aufweisen, synonym gebraucht werden.

4. Hofstedes Modell der 5 Dimensionen von Nationalkulturen

Zwischen 1967 und 1973 analysierte Geert Hofstede eine aus empirischen Studien gewonnene immense Datenmenge über die Wertvorstellungen von Menschen aus 74 Ländern dieser Welt. Diese Menschen waren Angestellte des multinationalen Konzerns IBM. Nach Wiederholung der Studie, sowie Auswertung von Studien anderer multinationaler Organisationen und Institutionen traten durch die Staatsangehörigkeit bedingte Unterschiede in den Antworten deutlich hervor. Mit den gleichen Problemen konfrontiert, gehen demnach Menschen aus verschiedenen Nationen unterschiedlich um. Die vier Grundproblembereiche, die Hofstede bei der Auswertung der Fragebögen feststellte, betreffen alle Kulturen gleichermaßen. Es handelt sich dabei um fundamentale Fragestellungen, die an alle Kulturen gestellt werden und auf die jede Kultur eine Antwort finden muss und findet.[10] Diese vier Grundproblembereiche gingen als vier Dimensionen in sein erstes 4-Dimensionen-Modell ein. Es handelt sich dabei um

- Machtdistanz
- Individualismus vs. Kollektivismus
- Maskulinität vs. Femininität
- Unsicherheitsvermeidung

Aufgrund einer Studie des kanadischen Psychologen Michael Harris Bond wurde dem Modell später noch eine fünfte Dimension, die der

- Kurzzeitorientierung vs. Langzeitorientierung

hinzugefügt.[11] Jede dieser vier Dimensionen stellt einen „Aspekt einer Kultur dar, der in Relation zu einer anderen Kultur gemessen werden kann“.[12]

Im folgenden sollen ausgewählte Phänomene der vier Dimensionen und der später hinzugefügten fünften vorgestellt werden. Aufgrund der Begrenztheit dieser wissenschaftlichen Arbeit erhebt die Autorin keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

4.1. Machtdistanz

Überall auf der Welt gibt es Ungleichheiten. Manche Menschen sind intelligenter als andere, manche sind stärker, andere wiederum schwächer, dafür aber wohlhabender oder, wenn es das Schicksal will, sind sie ärmer als andere. Die Dimension der Machtdistanz verweist auf den unterschiedlichen Umgang mit Ungleichheiten innerhalb von Kulturen. Sie ist „das Ausmaß, bis zu welchem die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen [wie Familie oder Schule] bzw. Organisationen eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist.“[13] (Erläuterung der Verfasserin) Die Wertevorstellungen der weniger mächtigen Mitglieder sind für diese Dimension demnach ausschlaggebend.

[...]


[1] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Gesicht_Mohammeds

[2] Vgl. http://feweb.uvt.nl/center/hofstede/page4.htm,

http://www.itimfocus.org/index.php/frontpage/page/concepts/5d/more

[3] Vgl. Hofstede, Geert: Lokales Denken, Globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management. 3., vollständig überarbeitete Auflage. München 2006. S. 525f.

[4] Hofstede, Gert Jan und Geert Hofstede: Cultures and Organizations: Software of the Mind. 2., überarbeitete Auflage. McGraw-Hill Professional, 2005. S.2

[5] ebd.

[6] Vgl. Hofstede, New York 2005. S.3f

[7] ebd. S.4

[8] Vgl. ebd. S.3

[9] Vgl. Hofstede, New York 2005. S.18f

[10] Vgl.“EMPIRICAL APPROACHES AND THE HOFSTEDE DIMENSIONS” http://www.ac.wwu.edu/%7Eculture/hofstede.htm, http://www.itimfocus.org/index.php/frontpage/page/concepts/5d/more, http://www.geert-hofstede.com/geert_hofstede_resources.shtml

[11] Vgl. .“EMPIRICAL APPROACHES AND THE HOFSTEDE DIMENSIONS” http://www.ac.wwu.edu/%7Eculture/hofstede.htm

[12] ebd. „A dimension is an aspect of a culture that can be measured relative to other cultures.”

[13] Hofstede, München 2006. S.59

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kulturdimensionen: Das Fünf-Dimensionen-Modell von Geert Hofstede
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Germanistik)
Veranstaltung
Seminar "Interkulturell Landeskunde"
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V146033
ISBN (eBook)
9783640564651
ISBN (Buch)
9783640564392
Dateigröße
722 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zusammenfassung, Fünf-Dimensionen-Modells, Geert, Hofstede, Anthropologie, Interkulturelle Zusammenarbeit, Interkulturalität, kulturelle Unterschiede, 5 Dimensionen, Kultur, Nationalkultur, kulturelle Werte, Culture's Consequences, DaF, Landeskunde
Arbeit zitieren
Anja Dellner (Autor:in), 2009, Kulturdimensionen: Das Fünf-Dimensionen-Modell von Geert Hofstede, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146033

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