Der erste Passus der sinnlichen Gewissheit ist in der Interpretationsgeschichte der Phänomenologie des Geistes auf differente Art und Weise expliziert worden. Renommierte Interpreten haben dem Anfang der sinnlichen Gewissheit wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie entweder die Relevanz des Passus´ nicht erkannten oder von Problemstellungen ausgegangen waren, welche sie über ein werkimmanentes Verständnis hinausgeführt hatte. Insbesondere letzteres führte dazu, dass in der Interpretation des Anfangs Thesen herangezogen wurden, die vornehmlich auf den geistesgeschichtlichen Kontext referierten.1 Andere Positionen begegnen dem ersten Abschnitt, indem sie sich ihm in einer intensiven, minutiösen Analyse nähern, die sich zumeist auf die Signifikanz des Anfangs unter dem Aspekt der Vermitteltheit mit dem Ende begründet.2 Analoges gilt auch für die weiteren Explikationen Hegels über das Bewusstsein im Kapitel der sinnlichen Gewissheit. So wurden die Resultate, die das Bewusstsein durch ihren Werdegang für sich entdeckt, herausgearbeitet, aber das Relevante wurde dabei allzu oft vernachlässigt: die Notwendigkeit der Übergänge.3 Damit ist zugleich das Anliegen und der Telos dieser Arbeit vorbereitet: Die Analyse der Übergänge im Kapitel der sinnlichen Gewissheit. Dazu wird sich diese Arbeit explizit den ersten Zeilen der sinnlichen Gewissheit unter der Prämisse widmen, dass eine werkimmanente Argumentation die Basis bilden soll. Anders ausgedrückt: Hegel soll ex Hegel interpretiert werden. Die Sekundärliteratur soll nur insofern helfen, dass man durch sie ein Einblick in bereits behandelte, aber darum noch nicht ausreichend abgearbeitete Fragestellungen bekommt und diese als Anregungen für die eigene Behandlung gebraucht.
Inhaltsverzeichnis
- §1 Einführung
- §2 Das Problem des Titels
- §3 Der Anfang
- §3.1 Das Wissen
- §3.2 Erscheinendes Wissen und natürliches Bewusstsein
- §3.3 Der Phänomenologe
- §4 Zusammenfassung der vorliegenden Resultate
- §5 Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Übergänge im Kapitel der sinnlichen Gewissheit in Hegels "Phänomenologie des Geistes". Sie konzentriert sich auf eine werkimmanente Argumentation, d.h. Hegel wird ex Hegel interpretiert. Die Analyse des Anfangs und der damit verbundenen Problemstellungen bildet den Schwerpunkt des ersten Teils, während der zweite Teil den weiteren Werdegang des Geistes innerhalb der sinnlichen Gewissheit beleuchtet.
- Analyse der Übergänge im Kapitel der sinnlichen Gewissheit
- Werkimmanente Argumentation und Interpretation Hegels ex Hegel
- Die Problematik des Anfangs der Phänomenologie des Geistes
- Der Werdegang des Geistes innerhalb der sinnlichen Gewissheit
- Die Bedeutung der Resultate für die weitere Interpretation des Bewusstseinskapitel A
Zusammenfassung der Kapitel
§1 Einführung
Der erste Abschnitt beleuchtet die Interpretationsgeschichte des ersten Passus der sinnlichen Gewissheit. Die Relevanz des Anfangs wurde von vielen Interpreten entweder nicht erkannt oder durch andere Problemstellungen über ein werkimmanentes Verständnis hinausgeführt. Die Arbeit hingegen setzt sich zum Ziel, die Übergänge innerhalb des Kapitels der sinnlichen Gewissheit zu analysieren, wobei der Fokus auf einer werkimmanenten Argumentation liegt.
§2 Das Problem des Titels
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Editionsgeschichte des Titels der Phänomenologie des Geistes. Der ursprünglich geplante Titel, "System der Wissenschaft. Erster Teil. Die Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins", wurde während des Druckprozesses durch "System der Wissenschaft. Erster Teil. Wissenschaft der Phänomenologie des Geistes" ersetzt. Die Arbeit geht der Frage nach, wie diese Reduktion zu verstehen ist und welche Bedeutung die Phänomenologie des Geistes im Kontext des gesamten wissenschaftlichen Systems hat.
§3 Der Anfang
Das dritte Kapitel fokussiert auf den Anfang der sinnlichen Gewissheit und die darin enthaltenen Problemstellungen. Es befasst sich mit dem Wissen, dem Erscheinenden Wissen und dem natürlichen Bewusstsein sowie mit der Rolle des Phänomenologen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Phänomenologie des Geistes, insbesondere mit der sinnlichen Gewissheit. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Werkimmanente Argumentation, Übergänge, Anfang, Wissen, Erscheinendes Wissen, natürliches Bewusstsein, Phänomenologe, Bewusstseinskapitel, wissenschaftliches System, Erfahrung.
- Quote paper
- Master of Philosophy Georg Oswald (Author), 2007, Das Kapitel der sinnlichen Gewissheit in der Phänomenologie des Geistes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146130