Beschreiben Sie die Ursachen aggressiven Verhaltens im Unterricht aus der Sicht der psychoanalytischen Entwicklungstheorie


Hausarbeit, 2009

5 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

1 Einleitung

In dieser Hausarbeit möchte ich anhand der psychoanalytischen Entwicklungstheorie die Ursachen für aggressives Verhalten von Schülern im Unterricht beschreiben.

Zunächst zu einer Definition: Unter aggressivem Verhalten versteht man Verhalten welches zielgerichtet und instrumentell erfolgt. Es hat zum Ziel die eigenen Bedürfnisse und Interesen durchzusetzen.

Die grundlegenden Annahmen der psychoanalytischen Entwicklungstheorie gehen größtenteils auf Sigmund Freud zurück. Freud war jedoch kein Entwicklungspsychologe, sondern ein Therapeut und Persönlichkeitspsychologe, der die Zustände der Erwachsenenpersönlichkeit verstehen wollte und so zur Entwicklungspsychologie kam. Die Psychoanalyse stellt eine Lehre von bewussten und unbewussten psychischen Vorgängen wie Gefühlen, Wünschen und Träumen dar. Freud behandelte viele Erwachsenen und sah sich bei der Therapie gezwungen die Entwicklungsgeschichte bis in die frühe Kindkeit zurückzuverfolgen. Außerdem erkannte er, dass die frühkindliche Entwicklung für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung eine herausragende Bedeutung spielt. Im Laufe der ersten sechs Lebensjahre sind nach Freud alle Grundthemen des menschlichen Zusammenlebens, wie Liebe, Gehorsam, Besitz usw. angeklungen und die erste Vereinigung aller Sexualtriebe ist bis dahin erfolgt. Die Richtung der weiteren Persönlichkeitsentwicklung ist somit vorgegeben. Neben seiner Phasentheorie der psychoanalytischen Entwicklung hat er unter anderem eine Persönlichkeitstheorie aufgestellt, um das Verstehen der Entwicklungstheorie zu gewährleisten.

2 Hauptteil

Die Ursachen aggressiven Verhaltens im Unterricht können vielerlei Herkunft haben. Jedoch sollte man vor allem als Lehrer beachten, dass der Grundstein für aggressives Verhalten schon oft in der frühen Kindheit gelegt wird und nicht von heute auf morgen entsteht. So könnten Aggressionen aus zeitlicher Trennung von Mutter und Kind resultieren.

„Die Senatsschulverwaltung in Berlin verpflichtet die Schüler am Schulanfang, den Leistungsstand in Deutsch und Mathematik zu überprüfen, aber nicht die Lebenslage oder den Hilfebedarf von Schülern“ (vgl. S. 119 Becker 2008)

Das kann oft zu aggressivem Verhalten führen, da die Lehrer nicht informiert werden inwieweit die Schüler hilfsbedürftig sind. Somit können die Lehrer teilweise das Verhalten der Schüler nicht nachvollziehen. Eine Situation kann also eskalieren, wenn sich beide Seiten- Lehrer und Schüler- daran hochspielen. Somit endet ein Mißverständnis in aggressivem Verhalten beiderseits. Um solche Situationen zu vermeiden, sollten die Lehrer über Ursachen aggressiven Verhaltens einzelner Schüler informiert werden. Somit könnten diese die Hintergründe besser nachvollziehen und entsprechend reagieren.

Schüler übertragen positive und auch negative Beziehungserfahrungen oft auf den Lehrer. Der Lehrer wird also oft vom Schüler als wichtige Bezugsperson gesehen. „Dies bedeutet, ein Schüler nimmt, ohne sich dessen bewusst zu sein, den Lehrer als seine Mutter oder seinen Vater wahr.“ (Becker 2008)

Hiermit wird deutlich, dass die Lehrer-Schüler- Beziehung im Unterricht eine wichtige Rolle spielt. Die Schüler könnten den Lehrer als Kontrollperson wahrnehmen, wenn dieser im falschen Moment an- oder abwesend ist. Hier würde dann der Lehrer als Bezugsperson zwar anwesend aber von dem Schüler falsch interpretiert werden. (vgl. Becker 1995) Wie bereits erwähnt können Trennungen einen bedeutenden Einfluss auf den Unterricht haben. Sie werden „als schädigend und nicht entwicklungsfördernd angesehen […]“ (vgl. Becker 1995)

Im Folgenden werde ich mich auf die Trennung und deren Ursachen von Mutter und Kind beziehen. Da Kinder von der Geburt an eine innige Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen, fallen ihnen zeitliche Trennungen besonders schwer. Vor allem ab dem Alter von 28 Wochen lösen Trennungen traumatische Erfahrungen aus. „ Wird das Kind während einer Trennungszeit von einer fremden Person versorgt, so zeigt es seine Angst und seinen Kummer immer in einer typischen Verhaltenssequenz.“ (vgl. S. 15 Becker 1995) Nach Bowlby lässt sich diese Verhaltenssequenz in vier Phasen einteilen. Zunächst protestiert das Kind und versucht mit allen Mitteln die Mutter wiederzufinden. Ohne Erfolg verzweifelt das Kind, beschäftigt sich aber dennoch mit der Rückkehr seiner Mutter. Danach allerdings verliert es das Interesse an der Mutter und löst sich emotional ab. Nach einem Wiedersehen zeigt das Kind nach und nach wieder Zuneigung hat aber ständig Angst seine Mutter wieder zu verlieren. Freud deutet diese Sequenzen des Kindes folgendermaßen: Hinter dem Protest des Kindes verbirgt sich Trennungsangst, hinter der Verzweiflung Trauer und Kummer. Die Ablösung von der Mutter deutet Freud als Abwehr. Trennung beschreibt Bowlby ausschließlich als etwas Negatives mit traumatischer Wirkung. Außerdem stellt er fest, dass Kinder welche eine positive Beziehungserfahrung genießen nicht solch einen großen Schaden erleiden wie Kinder, die nicht genug Zuwendung mütterlicherseits erfahren haben. Hierbei handelt es sich um Trennungsangst, Trennungsschmerz und durch Trennung verursachte psychische Schäden.

3 Schlussteil

Zusammenfassend kann man sagen, dass aggressives Verhalten im Unterricht begründet durch die psychoanalytische Entwicklungstheorie meistens auf die Ereignisse in der frühen Kindheit zurückzuführen ist. Hat das Kind im frühen Alter beispielsweise eine Trennung, sei es zeitlich oder durch den Tod eines Elternteil erlebt, kann dieses Auswirkungen auf das Aggressionsverhalten später im Unterricht haben. Denn eine wesentliche Erkenntnis der Psychoanalyse ist, dass das Kind im Erwachsenen fortbesteht. Es wurde also deutlich, dass aggressives Verhalten eines Schülers auf Probleme im Elternhaus zurückzuführen ist. Auch bei schlechten Erfahrungen der Trennung und Wiederannäherung kann das Kind wie oben beschrieben dieses auf den Lehrer übertragen, der in der Schule oft als Mutter bzw. Bezugsperson angesehen wird. Gerade diese Beziehung zum Lehrer kann aggressives Verhalten auslösen und somit ein geregeltes Lernen unmöglich gestalten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Beschreiben Sie die Ursachen aggressiven Verhaltens im Unterricht aus der Sicht der psychoanalytischen Entwicklungstheorie
Hochschule
Universität Potsdam  (Grundschulpädagogik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
5
Katalognummer
V146298
ISBN (eBook)
9783640572779
Dateigröße
381 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beschreiben, Ursachen, Verhaltens, Unterricht, Sicht, Entwicklungstheorie
Arbeit zitieren
Luise Nern (Autor:in), 2009, Beschreiben Sie die Ursachen aggressiven Verhaltens im Unterricht aus der Sicht der psychoanalytischen Entwicklungstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146298

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