Franz Kafkas Beim Bau der Chinesischen Mauer entstand 1917, wurde jedoch erst postum veröffentlicht. In der Erzählung lassen sich geopolitische Ansätze finden, welche im Rahmen einer grundsätzlichen Analyse des Textes in dieser Arbeit untersucht werden. Obwohl Kafka zu seinen Lebzeiten (1883-1924) nie in China war, verband ihn ein lebhaftes Interesse mit dem Land und besonders mit der chinesischen Poesie und Prosa . Seine Erzählung über den Mauerbau ist, wie oft bei Kafka, eine die sich mit einer höhergestellten, alles bestimmenden Macht auseinandersetzt . In Beim Bau der Chinesischen Mauer ist es die Führerschaft, die niemand zu Gesicht bekommt, die im Hintergrund ihre Fäden zieht. Geopolitisch betrachtet ist der Mauerbau von besonderer Bedeutung, da er dem Einheitsgefühl des Volkes dient und gegen die Feinde im Norden schützen soll.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- GEOPOLITIK UND KAFKAS MAUERBAU
- BEIM BAU DER CHINESISCHEN MAUER
- DIE STRUKTUR DER ERZÄHLUNG
- DIE MAUER ALS GRENZE
- China als gekerbter Raum
- DAS MAUERKONZEPT
- EMOTIONALE BINDUNG DES VOLKES AN DEN MAUERBAU
- DIE FÜHRERSCHAFT
- EINE KAISERLICHE BOTSCHAFT
- CHINA ALS LITERARISCHES MOTIV ZUR ZEIT KAFKAS
- FAZIT UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Franz Kafkas Erzählung „Beim Bau der Chinesischen Mauer“ unter geopolitischen Gesichtspunkten. Die Zielsetzung besteht darin, die geopolitischen Implikationen des Mauerbaus, die Rolle der Führung, das Volkskonzept und die Kommunikationsprobleme im kaiserlichen China zu analysieren und im Kontext der damaligen Zeit zu verorten.
- Geopolitische Bedeutung des Mauerbaus als Instrument des Volkzusammenhalts und der Abgrenzung.
- Die problematische Rolle der unnahbaren und undurchschaubaren Führerschaft.
- Das ambivalente Volkskonzept und die Frage nach der tatsächlichen Einheit des chinesischen Volkes.
- Die erschwerten Kommunikationsstrukturen und ihre Folgen für die politische Ordnung.
- China als literarisches Motiv im Kontext der frühen 20. Jahrhunderts.
Zusammenfassung der Kapitel
EINLEITUNG: Diese Einleitung stellt Franz Kafkas Erzählung „Beim Bau der Chinesischen Mauer“ vor, die 1917 entstand und postum veröffentlicht wurde. Sie hebt die geopolitischen Aspekte hervor, die im weiteren Verlauf der Arbeit analysiert werden. Kafkas Interesse an China und insbesondere an der chinesischen Literatur wird erwähnt, ebenso wie die typisch kafkaeske Auseinandersetzung mit einer übergeordneten Macht, in diesem Fall die undurchsichtige Führerschaft.
GEOPOLITIK UND KAFKAS MAUERBAU: Dieses Kapitel definiert Geopolitik und untersucht ihre Relevanz für Kafkas Erzählung. Es wird der Mauerbau als geopolitisches Instrument zur Schaffung von Volkseinheit und zum Schutz vor den nördlichen Nomadenvölkern betrachtet. Theorien von Helmig und Huntington werden herangezogen, um die Denkstrukturen hinter der Abgrenzung und der Konstruktion von „Eigenem“ und „Anderem“ zu beleuchten, wobei die Rolle von Kultur und Religion in der Selbstdefinition Chinas betont wird.
BEIM BAU DER CHINESISCHEN MAUER: Dieses Kapitel analysiert die Erzählung selbst, beginnend mit ihrer Struktur, die in drei Teile gegliedert ist: die Teilbauweise der Mauer, die Frage der Führerschaft und die Größe des Reiches, verdeutlicht durch die Allegorie „Eine kaiserliche Botschaft“. Der Kapitel befasst sich mit dem Paradox der lückenhaften Mauer, die den Schutz vor den Nordvölkern gewährleisten soll, und wie diese Teilbauweise die psychologische Belastung der Arbeiter und Bauleiter verringern soll. Die Erzählung springt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven hin und her, vom unmittelbaren Erbauer zum distanzierten Historiker.
EINE KAISERLICHE BOTSCHAFT: Dieses Kapitel befasst sich mit der eingebetteten Allegorie „Eine kaiserliche Botschaft“. Die Geschichte illustriert das immense Ausmaß des chinesischen Reiches und das daraus resultierende gravierende Kommunikationsproblem zwischen Kaiser und Volk. Die Unmöglichkeit, eine Botschaft rechtzeitig zu übermitteln, verdeutlicht die Grenzen der kaiserlichen Macht und die mangelnde Verbindung zwischen Zentrum und Peripherie. Der Kaiser erscheint als ein Symbol, dessen tatsächliche Präsenz in den entfernten Dörfern nicht mehr spürbar ist.
CHINA ALS LITERARISCHES MOTIV ZUR ZEIT KAFKAS: Dieses Kapitel untersucht den Kontext Kafkas Erzählung vor dem Hintergrund der Faszination des Westens für den Fernen Osten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es wird der Einfluss der chinesischen Literatur auf Kafkas Werk beleuchtet, und mögliche Verbindungen zu Kafkas Leben in Prag, seiner jüdischen Identität und der zeitgenössischen Diskussion um den Zionismus werden angedeutet.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, Beim Bau der Chinesischen Mauer, Geopolitik, Mauerbau, Volkseinheit, Führerschaft, Kommunikation, Kaiserreich, China, Allegorie, Identitätsbildung, Nordvölker, Teilbauweise, symbolische Grenze.
Häufig gestellte Fragen zu Kafkas "Beim Bau der Chinesischen Mauer"
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Franz Kafkas Erzählung „Beim Bau der Chinesischen Mauer“ unter geopolitischen Gesichtspunkten. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der geopolitischen Implikationen des Mauerbaus, der Rolle der Führung, des Volkskonzepts und der Kommunikationsprobleme im kaiserlichen China im Kontext der damaligen Zeit.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die geopolitische Bedeutung des Mauerbaus als Instrument des Volkzusammenhalts und der Abgrenzung; die problematische Rolle der unnahbaren und undurchschaubaren Führerschaft; das ambivalente Volkskonzept und die Frage nach der tatsächlichen Einheit des chinesischen Volkes; die erschwerten Kommunikationsstrukturen und ihre Folgen für die politische Ordnung; und China als literarisches Motiv im Kontext der frühen 20. Jahrhunderts.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung und einem Kapitel zur Geopolitik im Kontext der Erzählung. Es folgt eine detaillierte Analyse von Kafkas „Beim Bau der Chinesischen Mauer“, einschließlich der Struktur der Erzählung, der Rolle der Mauer als Grenze, des Mauerkonzepts, der emotionalen Bindung des Volkes an den Mauerbau und der Führerschaft. Ein separates Kapitel widmet sich der Allegorie „Eine kaiserliche Botschaft“. Schließlich untersucht die Arbeit China als literarisches Motiv zur Zeit Kafkas und schließt mit einem Fazit und Ausblick.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Kapitelzusammenfassungen geben einen Überblick über den Inhalt jedes Kapitels. Die Einleitung führt in die Erzählung und ihre geopolitischen Aspekte ein. Das Kapitel zur Geopolitik beleuchtet die Relevanz dieses Aspekts für Kafkas Werk. Die Analyse der Erzählung selbst konzentriert sich auf Struktur, Mauer als Grenze und die psychologische Belastung der Arbeiter. Das Kapitel zu "Eine kaiserliche Botschaft" analysiert die Allegorie und das Kommunikationsproblem. Das Kapitel zu China als literarischem Motiv untersucht den Kontext Kafkas Erzählung im frühen 20. Jahrhundert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter, die die Arbeit prägnant beschreiben, sind: Franz Kafka, Beim Bau der Chinesischen Mauer, Geopolitik, Mauerbau, Volkseinheit, Führerschaft, Kommunikation, Kaiserreich, China, Allegorie, Identitätsbildung, Nordvölker, Teilbauweise, symbolische Grenze.
Welche Theorien oder Perspektiven werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Theorien von Helmig und Huntington, um die Denkstrukturen hinter der Abgrenzung und der Konstruktion von „Eigenem“ und „Anderem“ zu beleuchten, insbesondere im Hinblick auf die Rolle von Kultur und Religion in der Selbstdefinition Chinas. Die Analyse berücksichtigt auch den Kontext Kafkas Leben, seiner jüdischen Identität und der zeitgenössischen Diskussion um den Zionismus.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke konzipiert und richtet sich an Leser, die sich für Franz Kafka, Geopolitik, die Geschichte Chinas und die Literatur des frühen 20. Jahrhunderts interessieren. Die Arbeit eignet sich insbesondere für Studierende der Germanistik, Geschichtswissenschaften und Politikwissenschaften.
- Arbeit zitieren
- Marie-Christine Wittmann (Autor:in), 2009, Geopolitik in Kafkas Beim Bau der Chinesischen Mauer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146299