[...] Nach der Fragestellung müssen wir uns der Methode zuwenden, mit der wir an dieses Problem herantreten wollen. Der Bereich der Politikwissenschaft, der sich mit Phänomen
des Wandels und Zusammenbruchs von politischen Systemen beschäftigt, die sogenannte Transformationsforschung, hat trotz seiner relativ kurzen bisherigen Lebenszeit eine
Vielzahl von theoretischen Ansätzen hervorgebracht.
In dieser Arbeit wird das Problem der Stabilität sowie der Ursachen und Auslöser des Zusammenbruches von systemtheoretischer Perspektive betrachtet. Das ist vor allem aus zwei Gründen sinnvoll: erstens hat die Systemtheorie als „Supertheorie“ eine strukturierende Funktion und erleichtert vergleichende und allgemeine Betrachtungen,
damit also Ansatzpunkte für weiterführende Betrachtungen6. Zweitens bietet die Systemtheorie durch ihre Eigenschaft als Metatheorie im besonderen Maße die Möglichkeit,
verschiedene theoretische Ansätze zu integrieren und zur Erklärung heranzuziehen. Im Rahmen dieser Arbeit wird das vor allem bei den Überlegungen zum Fall der Mauer in
Kapitel 4.2. eine Rolle spielen. Wir wollen im folgenden so vorgehen, dass wir in einem ersten Schritt grundlegende
systemtheoretische Begriffe klären (Kapitel 2), bevor wir darauf aufbauend im dritten Kapitel ein (vereinfachtes) Modell des „Systems DDR“ entwerfen. Im Rahmen dieses Kapitels werden wir auch die Ursachen des Zusammenbruchs der DDR in Form
struktureller Defizite analysieren. Anschließend werden wir im vierten Kapitel die konkreten Auslöser des Transformationsprozesses in unser Modell einarbeiten, um damit den Zeitpunkt des Zusammenbruches zu erklären und die Auslöser in ein Verhältnis zu den Ursachen zu setzen. Diese Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick
auf weitere Forschungsmöglichkeiten. Diese Arbeit wird dabei die These vertreten und wissenschaftlich zu belegen versuchen,
dass die DDR strukturelle Defizite hatte, die das Ressourcenpotential so nachhaltig erschöpft haben, dass das Eintreten in eine Transformationsphase zwangsläufig erfolgte.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- 1. Einführung und Fragestellung
- B. Hauptteil
- 2. Systemtheoretische Grundlagen
- 2.1. System und Umwelt
- 2.2. Dynamische Systeme: Anreiz, Intervention und Steuerung
- 2.3. Umweltkomplexität und Ausdifferenzierung
- 3. Die DDR als System: Ursachen
- 3.1. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als Stabilitätsproduzenten
- 3.2. Das politische Subsystem: „Demokratischer Zentralismus“
- 3.3. Das wirtschaftliche Subsystem: Zentralverwaltungswirtschaft
- 3.4. Das gesellschaftliche Subsystem: die „,sozialistische Gesellschaft“
- 3.5. Das,,System DDR“ und das Prinzip der Nachhaltigkeit
- 4. Das,,Zeitfenster der Transformation“ von 1989/90: Auslöser
- 4.1. Die DDR als „Kind des Kalten Krieges\"?
- 4.2. Der Fall der Mauer aus Sicht des „,rationalen Revolutionärs\"\n
- 4.3. Die,,Resonanzkatastrophe“ im Supersystem der Politik
- C. Schluss
- 5. Bilanz und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Stabilität der DDR und die Ursachen und Auslöser ihres Zusammenbruchs im Jahr 1989/1990. Die Analyse erfolgt aus systemtheoretischer Perspektive, die als „Supertheorie“ eine strukturierende Funktion bietet und vergleichende Betrachtungen ermöglicht. Die Arbeit beleuchtet die strukturellen Defizite der DDR, die das Ressourcenpotential nachhaltig erschöpft haben und somit den Transformationsprozess zwangsläufig herbeigeführt haben.
- Die Systemtheorie als Werkzeug zur Analyse politischer Systeme
- Die DDR als System mit strukturellen Defiziten
- Die Ursachen des Zusammenbruchs der DDR
- Die Auslöser des Transformationsprozesses von 1989/1990
- Die Rolle der Umweltkomplexität und Ausdifferenzierung im Kontext des Systemzusammenbruchs
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit behandelt die Fragestellung und die methodischen Grundlagen der Untersuchung. Das zweite Kapitel beleuchtet systemtheoretische Grundlagen, insbesondere die Begriffe System, Umwelt, Dynamische Systeme, Anreiz, Intervention und Steuerung sowie Umweltkomplexität und Ausdifferenzierung. Kapitel drei untersucht die DDR als System und analysiert die Ursachen des Zusammenbruchs in Form struktureller Defizite in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Kapitel vier betrachtet die Auslöser des Transformationsprozesses, insbesondere den Fall der Mauer und die Rolle der „Resonanzkatastrophe“ im Supersystem der Politik.
Schlüsselwörter
Systemtheorie, DDR, Stabilität, Zusammenbruch, Transformationsprozess, Ursachen, Auslöser, strukturelle Defizite, Umweltkomplexität, Ausdifferenzierung, „Demokratischer Zentralismus“, Zentralverwaltungswirtschaft, „sozialistische Gesellschaft“, „Resonanzkatastrophe“
- Arbeit zitieren
- Markus Roick (Autor:in), 2001, Zehren von der Substanz: Der Weg der DDR in die Krise von 1989/90, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14631