Die soziale Rolle der Trainer und Übungsleiter


Seminararbeit, 2003

15 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Prolog

2 Soziale Rollen im Sport
2.1 Die spezifische Rollenproblematik des Trainers
2.2 Trainer versus Übungsleiter – Charakteristik der Rolle des Übungsleiters
2.3 Soziale Interaktion und Kommunikation

3 Führung
3.1 Kompetenzbereich
3.2 Entscheidungsspielraum
3.3 Führungsstile
3.3.1 Autoritärer Führungsstil
3.3.2 Kooperativ-partnerschaftlicher Führungsstil
3.3.3 ‚Laissez-faire’ Führungsstil
3.3.4 Situative Führung

LITERATURVERZEICHNIS

1 Prolog

Kommt mir die notwendige Aufmerksamkeit zu? Spreche ich mit meiner Art ein Training zu leiten die Bedürfnisse der mir ‚unterstellten’ Sportler an? Fordere ich sie ausreichend bzw. bis an das Maß des Erträglichen oder überfordern meine oder die durch andere gesteckten Ziele ihr Leistungsvermögen? Fragen die den meisten Trainern und Übungsleitern bekannt vorkommen dürften. Im Sport spielen soziale Prozesse in vielfältiger Weise eine bedeutende Rolle. Dies lässt sich sowohl über die sozialen Kognitionen begründen, wie auch aus der Tatsache herleiten, dass Sport und Bewegung vornehmlich in einem Gruppenkontext stattfinden. ‚Sportliches Handeln’ ist (fast) immer auch soziales Handeln. Und dieses soziale Handeln bzw. der Umgang mit anderen Menschen erfordert zum Einen eine Unmenge an Erfahrungen aus dem eigenen evtl. sportlichen Werdegang; zum Anderen auch instinktive, angeborene Fähigkeiten sowie erlernte Fertigkeiten, um pädagogisch wirksam interagieren und eine auf gegenseitigem Nutzen basierende dauerhafte Verbindung zwischen Trainer und Sportler etablieren zu können. Der Leiter einer Sportmannschaft hat zumeist Dutzende verschiedener Charaktere zu betreuen, die nicht nur in ein (meist vorgegebenes) Sportkonzept bzw. –modell eingefügt werden wollen, sondern zur vollständigen Synthese mit diesem und dem zum Erreichen bestimmter Ziele notwendigen Umfeld reifen sollen. Hierbei ist es seine Aufgabe durch eine ständige Sublimierung der Trainingsinhalte ein Höchstmaß an Leistungsfähigkeit, mit all den feinen Abstufungen, zu sichern. Dabei trägt die Person des Trainers nicht nur die Verantwortung für die sportliche sondern gerade im Hochleistungssport auch für die soziale, menschlich-charakterliche und berufliche Entwicklung seiner Zöglinge. Welche Methode in der Interaktion am ehesten ‚Früchte’ trägt, lässt sich, wie immer im Umgang mit Menschen, nur sehr schwer pauschalisieren und scheint doch am Ende ein schier unmögliches Vorhaben. Es haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Arten der Menschenführung entwickelt, die letztlich auch immer von der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung geprägt und abhängig waren, weil sie das Menschenbild ihrer Zeit widerspiegelten. Diese Veränderungen der Umfeldfaktoren mussten sich natürlich auch in der Ausdifferenzierung und weiteren ‚Verästelung’ des sozialen Rollengeflechts im Sport niederschlagen, in den nun folgenden Ausführungen sollen neben grundlegenden Begriffsklärungen auch verschiedene Führungsansätze näher beleuchtet werden.

2 Soziale Rollen im Sport

Was versteht man unter der, besser noch, einer „Sozialen Rolle“?

„Sie repräsentiert die Summe sozialer Normen, denen der Inhaber einer sozialen Position entsprechen muss. Soziale Rollen sind Bündelungen von sozialen Normen um eine soziale Position, also positionelle Verfestigungen eines Satzes von sozialen Normen. Die soziale Rolle sagt noch nichts aus über das faktische Verhalten eines Positionsinhabers, sondern nur über die Rechte und Pflichten, die in einer Rolle zusammengefasst sind und die ein Positionsinhaber wahrnehmen sollte, wenn er nicht Sanktionen in Kauf nehmen will.“ (Heinemann, 1998, S. 65)

Sie hat die Aufgabe das gesellschaftliche Miteinander, Geben und Nehmen zu erleichtern, indem es den Inhaber einer bestimmten sozialen Position mit einem Bündel speziell-genormter Verhaltenserwartungen konfrontiert, die von seinem Umfeld; sei es eine Einzelperson (z. B. in der Trainer-Sportler Beziehung etc.) oder eine bzw. mehrere Bezugsgruppen (z. B. seine Sportmannschaft, die Zuschauer etc.); an ihn herangetragen werden. Aus der Erfüllung dieser (individualisierten) sozialen Rolle ergibt sich ein regelmäßiges und daher voraussehbares Verhalten, auf das sich andere Menschen, mit der Auswahl gleichartiger oder anderer Positionen (Rollen), einstellen können. Die faktische Erfüllung der Rollenerwartungen erklärt sich vor allem aus Lernprozessen im Verlauf der Sozialisation, im Laufe derer viele Rollenvorschriften, auch unter dem Aspekt der negativen Sanktionierung bei Fehlverhalten, internalisiert werden. Diese kontinuierlich planbare Interaktion ist durch eine ständige Wechselbeziehung der jeweiligen Aktionspartner geprägt (Cachay, 2000, S. 67). Nur so kann unsere Gesellschaft zu einem arbeitsteilig und u. U. hierarchisch gegliederten Gefüge aufeinander bezogener Verhaltensnormierungen organisiert werden, durch das Gleichförmigkeit, Regelhaftigkeit und Vorhersehbarkeit des Handelns der einzelnen Positionsinhaber ermöglicht werden.

„Unter sozialer Rolle ist zudem eine situationsübergreifende, in relevanten Situationen aktualisierte, erlernte Verhaltensfigur zu verstehen, die in der Gesellschaft bekannt und anerkannt ist.“ Das Individuum entspricht mit der Aktualisierung seiner Rolle typisierten Erwartungen und ermöglicht erst so ein situationsgerechtes Verhalten. Dieses reicht aber prinzipiell nicht aus, um den individuellen Besonderheiten einer Situation oder des Partners gerecht zu werden. Neben einer gemeinsamen Situationsdefinition muss ein gemeinsames Verständnis der in dieser Situation zu spielenden Rollen erarbeitet werden. Beides muss konkreter sein, als es die vorgängigen Typisierungen vermitteln können. Eventuell müssen Modifikationen an den vorgegebenen Rollenvorschriften vorgenommen werden, um ‚sinngemäß’ handeln zu können (Cachay, 2000, S. 83).

Die verschiedenen Rollen lassen sich nun nach folgenden Gesichtspunkten charakterisieren und damit zu einem Gesamtbild der Rollenstruktur zusammenfassen (s. Abb. 1):

1) Herkunft sozialer Normen und Rollen – Der Ursprung einer sozialen Norm und damit der Rolle kann unterschiedlich sein, er kann:

a. in der Struktur einer Organisation festgelegt sein (organisationsbezogene Rollen);

b. durch die Gestaltungskraft, Identifikationsfähigkeit und Ich-Leistung des Rolleninhabers geprägt werden (personenbezogene Rollen);

c. aus der Situation entstehen und einen geringen Identifikationsanspruch besitzen.

Die Herkunft der Rolle beleuchtet somit nicht nur das Verhältnis Person/Rolle, sondern auch die Dichte und Prägnanz, mit der die Normen einer Rolle das Verhalten bestimmen.

2) Funktionen der Rolle – Wenn Sport als Prozess interpretiert wird, in dem ein Ergebnis nach vorgegebenen Regeln erzeugt werden soll, können die verschiedenen Rollen nach ihrer Funktion und dem Grad ihrer unmittelbaren oder mittelbaren Beteiligung an diesem ‚Produktionsprozess’ nach einzelnen Rollentypen zusammengefasst werden.

3) Grad der positionellen Verfestigung – Die Position ist im Kontext sozialer Beziehungen unterschiedlich eindeutig fixiert und in seiner Existenz losgelöst von einzelnen Personen gesichert; Rollenerwartungen sind also nicht strikt auf solche Positionen bezogen.

4) Grad der Verfügbarkeit – Kennzeichnet den jeweiligen Handlungsspielraum jedes Einzelnen und somit seine Möglichkeit, vereinzelte Vorstellungen bis hin zu seiner ganzen Persönlichkeit in eine Rolle einzubringen oder aber in einem engen Netz sozialer Verpflichtungen eingefangen zu bleiben, das kaum individuellen Spielraum belässt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Analytisches Schema der Rollen im Sport (Heinemann, 1998, S. 67)

2.1 Die spezifische Rollenproblematik des Trainers

„Der Trainer ist für die Vervollkommnung sportlicher Leistungsfähigkeit der anvertrauten Athleten, für ihre Vorbereitung auf Wettkämpfe und die Betreuung sowie Beratung während des Wettkampfes verantwortlich. Der Trainer hat aufgrund eigener Trainings- und Wettkampferfahrungen oder gesonderter Ausbildungsgänge und Abschlussprüfungen, in denen er Trainerlizenzen erworben hat und die wiederum die Voraussetzung für seine Tätigkeit sind, spezifische Fachkenntnisse erworben.“ (Heinemann, 1998, S. 249)

Auch wenn die Rolle des Trainers hier genau festgelegt zu sein scheint, so ist es dennoch schwierig eine einheitliche Rolle des Trainers auszumachen. Trainer sind vielmehr in ihrer Aufgabe, in ihrem Berufsbild, in ihrem Status (z. B. ehrenamtliche, nebenamtliche oder hauptamtliche Tätigkeit), ihrer Qualifikation, ihrem Tätigkeitsfeld, vor allem aber auch in Abhängigkeit von dem jeweiligen Sportmodell, in dem sie Verwendung finden, eine äußerst heterogene Gruppe. Welche Besonderheiten weißt nun das Netz sozialer Rollen, in das der Trainer eingebunden ist, auf (s. Abb. 2). Der Trainer sieht sich sowohl den vielfältigen Erwartungen der Sportler, des Vereinsmanagements, der konkurrierenden Organisationen, der Kollegen, der Medien und der Zuschauer gegenüberstellt, denen er gerecht werden muss. Vier weitere Besonderheiten weißt die Rolle des Trainers darüber hinaus auf:

[...]

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Details

Titel
Die soziale Rolle der Trainer und Übungsleiter
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar
Note
bestanden
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V14635
ISBN (eBook)
9783638199827
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Trainer, Seminar
Arbeit zitieren
Lars Wegner (Autor:in), 2003, Die soziale Rolle der Trainer und Übungsleiter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14635

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