Mit der vorliegenden Magisterarbeit soll der Versuch unternommen werden, das komplexe Thema der Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Argentinien und dem Internationalen Währungsfonds näher zu beleuchten.
Meine Themenwahl erfolgte aufgrund eines neunmonatigen Praktikums in Buenos Aires im Jahr 2003. Durch die ökonomische Ausrichtung meiner Praktikumstätigkeit bin ich auf die sich wiederholenden Auseinandersetzungen Argentiniens mit dem Internationalen Währungsfonds aufmerksam geworden. Die Debatte um die Rückzahlung der bestehenden Auslandsverbindlichkeiten und der damit entstehende finanzielle Druck für das Land, weitere Einsparungen vorzunehmen, standen im Fokus der täglichen argentinischen Medienberichterstattung und waren somit ebenfalls ein brisantes Thema für die Bevölkerung des südamerikanischen Landes.
Während meines Aufenthaltes stellte ich mir mehrfach die Frage, nach dem Warum, also den Gründen für die gegenwärtige schlechte ökonomische Lage. Wie war es möglich, dass Argentinien überhaupt in eine solche Verschuldungslage geraten konnte? Warum ist die Beziehung zwischen Argentinien und dem Internationalen Währungsfonds so angespannt? Die Magisterarbeit ist eine „[...] Analyse über die Tragödie [...], welche sich im Frühjahr 2002 in Argentinien entwickelt hat, während das Land versuchte, die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, zu überwinden [...]“ . (Mussa 2002, S. XI) Aus diesem Fragenkatalog hat sich nach und nach das Thema meiner Magisterarbeit heraus kristallisiert.
Im Fokus meiner Arbeit stehen die unterschiedlichen Reaktionen des argentinischen Staates auf die geforderten Maßnahmen des Internationalen Währungsfonds. Dabei wird sichtbar werden, dass die Beziehung zwischen Argentinien und dem Fonds nicht fortwährend nur durch Diskrepanzen geprägt war. Besonders während der Regierungszeit von Carlos Saúl Menem galt das Land als Paradebeispiel der Befolgung der empfohlenen Schritte des IWF.
Der Internationale Währungsfonds steht innerhalb dieser Arbeit stellvertretend für andere, weltweit agierende Finanzinstitutionen wie der Weltbank oder dem Pariser Club. Auch ihre Interaktion mit Argentinien um die Rückzahlung der Verbindlichkeiten bzw. Bedienung der Anleihen-Bonds gestaltet sich nicht konfliktfrei. Im Rahmen der argentinischen Umschuldungsverhandlungen wird ein thematischer Rückgriff auf diese Einrichtungen erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Motivation für die Magisterarbeit
- 1.2 Aufbau & Methode der Magisterarbeit
- 2. Theorien der Entwicklungs- und Schwellenländer
- 2.1 Begriffsspezifikation
- 2.2 Charakterisierende Probleme der Entwicklungs- und Schwellenländer
- 2.2.1 Nicht-ökonomische Theorien
- 2.2.2 Außenwirtschaftstheorien
- 2.2.3 Das Phänomen der Auslandsverschuldung
- 3. Der Internationale Währungsfonds
- 3.1 Die Gründung des IWF & der Weltbank 1944
- 3.2 Aufgaben und Programme des IWF
- 3.3 Das ambivalente Verhältnis gegenüber dem IWF
- 3.4 Kritik am Internationalen Währungsfonds
- 3.5 Die Zukunft des IWF
- 4. Entstehung der Entwicklungsdiskrepanzen bis zum Zweiten Weltkrieg
- 4.1 Argentinien im Zeitalter der Kolonialisierung
- 4.1.1 Die spanische Kolonialmacht
- 4.1.2 Die Vormachtstellung Großbritanniens
- 4.2 Die Situation in den 1920 - 1930er Jahren
- 5. Argentinien im Zweiten Weltkrieg und die Ära Perón
- 5.1 Juan Domingo Perón (1946-1955)
- 5.2 Die dritte peronistische Regierungsperiode
- 6. Die Wirtschaftspolitik in der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983)
- 7. Das Re-Demokratisierungsprogramm unter Raúl Alfonsín (1983-1989)
- 7.1 Der Plan Austral
- 7.2 Weitere Reformversuche
- 8. Carlos Saúl Menem – die Erste Regierungsperiode (1989-1995)
- 8.1 Der Konvertibilitätsplan - Plan Cavallo
- 8.2 Die Privatisierungswelle
- 8.3 Die Tequila-Krise 1995
- 8.4 Die Zweite Amtszeit Menems
- 9. Die Amtszeit Fernando de la Rúa – Eduardo Duhalde
- 9.1 Der Zusammenbruch des argentinischen Wirtschaftssystem
- 9.2 Die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit
- 9.2.1 Die Bankenkrise
- 10. Die Regierungspolitik von Néstor Kirchner
- 11. Wege aus der Schuldenkrise – denkbare Problemlösungsansätze
- 11.1 Mögliche Entschuldungsvarianten
- 11.2 Umschuldungsverhandlungen mit privaten Gläubigern
- 11.3 Umschuldungsverhandlungen mit öffentlichen Gläubigern
- 11.4 Die argentinischen Umschuldungsverhandlungen
- 12. Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation und Zukunftsaussichten
- 12.1 Die ökonomische Lage im Frühjahr 2007
- 12.2 Kooperations- und Integrationsbündnisse
- 12.2.1 Der MERCOSUR
- 12.2.2 Chancen für eine panamerikanische Freihandelszone?
- 12.2.3 Eine mögliche Kooperation mit China
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert den Einfluss des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf die Wirtschaftspolitik Argentiniens. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Rolle des IWF in Argentinien zu untersuchen und die Auswirkungen seiner Politik auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu bewerten.
- Die Geschichte der argentinischen Wirtschaftspolitik im Kontext des IWF
- Die Auswirkungen der IWF-Programme auf die argentinische Wirtschaft
- Die Rolle des IWF in der argentinischen Schuldenkrise
- Die Debatte über die Rolle des IWF in Entwicklungsländern
- Mögliche Alternativen zur IWF-Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Magisterarbeit ein und erläutert die Motivation sowie den Aufbau und die Methode der Arbeit. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den Theorien der Entwicklungs- und Schwellenländer, wobei verschiedene Theorien und Konzepte zur Erklärung der Besonderheiten dieser Länder vorgestellt werden. Kapitel 3 behandelt den Internationalen Währungsfonds (IWF) und beleuchtet seine Gründung, Aufgaben, Programme und Kritikpunkte. Kapitel 4 analysiert die Entstehung der Entwicklungsdiskrepanzen bis zum Zweiten Weltkrieg und die Entwicklung Argentiniens in diesem Zeitraum. Kapitel 5 befasst sich mit Argentinien im Zweiten Weltkrieg und der Ära Perón. Kapitel 6 untersucht die Wirtschaftspolitik in der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983) und die Auswirkungen dieser Politik auf die argentinische Wirtschaft. Kapitel 7 beschreibt das Re-Demokratisierungsprogramm unter Raúl Alfonsín (1983-1989) und die eingeführten Reformversuche. Kapitel 8 analysiert die Erste Regierungsperiode von Carlos Saúl Menem (1989-1995), den Konvertibilitätsplan und die Privatisierungswelle. Kapitel 9 behandelt den Zusammenbruch des argentinischen Wirtschaftssystems während der Amtszeit von Fernando de la Rúa und Eduardo Duhalde. Kapitel 10 beschreibt die Regierungspolitik von Néstor Kirchner.
Schlüsselwörter
Die Magisterarbeit befasst sich mit den Themen Entwicklungsländer, Schwellenländer, Internationale Währungsfonds (IWF), Wirtschaftspolitik, Argentinien, Schuldenkrise, Strukturanpassungsprogramme, Importsubstituierende Industrialisierung, Konvertibilitätsplan, Privatisierung, Tequila-Krise, MERCOSUR.
- Arbeit zitieren
- Diana Lindl (Autor:in), 2007, Der Einfluss des Internationalen Währungsfonds auf die Wirtschaftspolitik Argentiniens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146395