„Der Preis des Krieges“ Krieg und Wirtschaft bei den alten Griechen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Preise, Werte, Maile

3. Riistung, Waffen und Kosten
3.1 Lohn, Sold und Verpflegung
3.2 Kriegsbeute
3.3 Kriegskosten

4. „Im Krieg ist die Beschaffung von Geld (...) Gefahrtin des Erfolgs" — Quellen

5. Resiimee

6. Literaturverzeichnis

7. Internetquellen

1. Einleitung

Krieg und Geld bilden ein Paar, dass nur schwer zu trennen ist. Mit jeder kriegerischen Auseinandersetzung sind in irgendeiner Weise auch wirtschaftliche Interessen, Probleme oder Aufgaben verknüpft, die berücksichtigt sein wollen. Inwieweit und in welcher Form das auch auf die Kriege des antiken Griechenlands zutrifft soll Gegenstand dieser Arbeit sein.

Zunächst wird zum besseren Verständnis und zur Heranführung an das Thema ein Oberblick über antike Maile und Geldverhältnisse gegeben werden. Sich daran anschlieilend wird die Frage behandelt werden, was der Krieg eigentlich gekostet hat in antiker Zeit. Hierzu wird zunächst untersucht werden, wieviel zum Beispiel ein Talent oder eine Drachme wert gewesen sein kann, um danach die Kostenverhältnisse besser darstellen zu können. Was hat zum Beispiel eine Hoplitenrüstung gekostet, was die Lanze? Wieviel war an Verpflegung für einen Soldaten üblich und was ist an Sold bezahlt worden? Mit welchen wirtschaftlichen Belastungen sahen sich kriegführende Mächte aufgrunddessen konfrontiert? Abschlieilend sollen einige Quellen untersucht werden, die einen Bezug zum Thema enthalten.

Bezüglich neuerer Forschungsarbeit zum Thema Kriegskosten in der Antike ist auf das Forschungsprojekt der Universität Mannheim zu verweisen, das sich explizit mit dieser Frage beschäftigt und eine sehr umfangreiche Quellensammlung enthält. Hiervon wird auch die Aufschlüsselung der Maile und Geldeinheiten übernommen werden.1 Ein umfassende Bearbeitung des ganzen Staatshaushaltes der Athener ist durch Böckh durchgeführt worden.2 Eine weitere Quellensammlung sowie eine übersichtliche Darstellung über die antike Finanzwirtschaft findet sich bei Vidal-Naquet und Austin.3

2. Preise, Werte, Mal e

Die hier angeführten Werte beziehen sich auf den attischen Miinzfufl, der auf einem Talent von 26196 Gramm Silber beruht. Ein Talent ist die gröflte gängige Einheit und ist mit 60 Minen a 436,6 g equivalent. Darunter ist die Drachme das nächst Gebräuchlichste, von welcher 100 Stuck eine Mine bedeuten und die mit 4,36 g vernaschlagt wird. Die kleinste gebräuchliche und häufig in den Quellen zu findende Einheit ist die Obole. Sie wird mit 0,72 g berechnet und 6 Obolen bilden eine Drachme.4 Es gibt noch weitere Zwischenkategorien wie zum Beispiel Tetradrachmon ( 4 Drachmen ) oder Hemiobol ( 2 Obolen ), aber diese tauchen in den hier verwandten Quellen kaum auf, so dass ich sie an dieser Stelle ubergehen werden.

Den relativen Gegenwert von Preisen zu ermitteln ist hilfreich, da sich somit sehr viel eher eine ungefähre Vorstellung davon gewinnen läflt, wie viel zum Beispiel eine Hoplitenrüstung wirklich wert war. Ansatzweise Umrechnungen in gegenwärtige Währungseinheiten können hierbei nur höchst ungenau sein und zudem ein, durch die veränderten wirtschaftlichen Gesamtbedingungen, falsches Bild vermitteln. Ein wesentlich hilfreicherer Versuch ist, zu ermitteln wieviel an Einkommen nötig war um zum Beispiel einen Soldaten oder eine Familie zu ernähren. Ebenfalls sind Gter wie Schafe, Stiere, KCihe und dergleichen Nutzvieh mehr eine gute Vergleichsmöglichkeit des Wertes.

Far einen Erwachsenen kann man als täglichen Bedarf an Nahrung 1 Choinix ( 1,094Liter ) bzw. 1,5 Choinix an Getreide annehmen. Der Wert eines Medimnos Getreide ( 52,53 Liter ) ist uns von Plutarch fr Solons Zeit mit einer Drachme angegeben, wobei allerdings unklar bleibt, ob er sich auf den teureren Weizen oder die billigere Gerste bezieht.5 Ein Hilfsarbeiter erhielt nach Aristophanes etwa 3 Obolen am Tag Lohn, ebenso wie der Verpflegungssold fr Soldaten, auf den ich später noch einmal kommen werde, etwa 3 Obolen betragen haben muss. Dies kann also als ein grundlegendes Einkommen um sich zu ernähren vorausgesetzt werden. Dafür spricht ebenfalls, dass die Teilnehmer der Volksversammlung in Athen ab dem 4. Jhd. 3 Obolen für ihre Anwesenheit bekommen haben.6 Da sie für diesen Zeitraum ihrem Erwerb fernblieben, liegt nahe, dass diese 3 Obolen ein ungefährer Gegenwert der benötigten Verpflegung gewesen sein müssen. Plutarch sagt ebenfalls, dass ein Ochse zu Solons Zeiten den Gegenwert von etwa 5 Drachmen gehabt hätte, wohingegen ein Schaf, ebenso wie der Medimnos Getreide, eine Drachme gekostet hätte. Nach Böckh stiegen die Preise allerdings auf das fünffache oder mehr mit der Zeit, namentlich nach den Perserkriegen, und besonders Athen sei schon in sokratischer Zeit ein teures Pflaster gewesen.7 Während des Peloponnesischen Krieges soll schon allein ein Spanferkel in Athen 3 Drachmen gekostet haben, wobei er sich wieder auf Aristophanes als Quelle bezieht.8

Es ist anzumerken, dass sich, wie eben gezeigt wurde, mit fortschreitender Zeit die Preise stark verändert haben. Daher fällt die Schätzung dessen, was ein einzelner Mann oder eine Familie im Jahr zum Lebensunterhalt benötigen, bei Böckh auch weit höher aus als bei anderen, die sich zu Vergleichszwecken häufig auf die solonischen Preise beziehen. Böckh rechnet für einen einzelnen Bürger Athens in sokratischer Zeit, und damit auch für die Zeit des Peloponnesischen Krieges, mit einem Bedarf von mindestens 90 Drachmen auf 360 Tage, wovon 15 auf Kleidung und Schuhe entfallen. Eine Familie von 4 Personen benötigt demnach wenigstens 360 Drachmen, wobei er bereits für die Zeit des Demosthenes von 90 Drachmen jährlichem Bedarf mehr ausgeht.9

3 . Rustuna. Waffen und Kosten

Wie auch die Nahrung und sonstige Güter im Laufe der Zeit einer Teuerung unterworfen war, so gilt das in gleicher Weise für Waffen, Rüstungen und anderes Kriegsgerät. Gerade durch die Perserkriege und den folgenden Peloponnesischen Krieg waren Kriegsmittel einer entsprechenden Teuerung unterworfen. Die vorangegangene Darstellung von Preisen und Lebenserhaltungskosten ist umso wichtiger für die Kosten einer Panhoplie, da diese vom Bürger selbst zu stellen war und somit nur Bürger oder Söldner als Hopliten dienen konnten, die sich die entsprechende Ausrüstung zu leisten im Stande waren. Die wichtigsten Teile waren die Rüstung selbst, der Schild und der Speer. Generell sind uns, was die Kosten für Waffen angeht, nur wenige schriftliche Uberlieferungen erhalten.

Insofern man die Ilias als Quelle in dieser Hinsicht ernstnehmen kann, erfahren wir aus ihr, dass eine Kriegsrüstung in homerischer Zeit 9 Ochsen gekostet hat, was, will man die Preise die für die Zeit Solons überliefert sind als MaF!stab nehmen, immerhin 45 Drachmen gewesen wären.

Eine der ältesten schriftlichen attischen Gesetzesurkunden aus der Zeit des Kleisthenes betrifft die Kleruchen, Siedler, die von der Polis erobertes Land per Los zugesprochen bekamen, bei Salamis. Es wird ihnen auferlegt sich mit einer Kriegsrüstung im Wert von mindestens 3° Drachmen auszurüsten, was später von einem Archonten überprüft werden würde.10 Daraus lassen sich zwei Dinge ableiten: Zum Einen ist nach Gröschel festzustellen, dass sich die Rüstungspreise um gut ein Drittel verringert haben, woraus sich eine weitere Verbreitung schwerer Bewaffnung ergibt, als noch bei Homer. Weitere Kreise der Bürgerschaft, etwa wohlhabendere Bauern, konnten sich nun die nicht mehr nur dem Adel vorbehaltene Vollrüstung leisten.11 Zum Anderen lässt sich aus dem Umstand der Oberprüfung der Rüstung durch den Archonten und des Mindestwertes ersehen, dass eine qualitativ gute Riistung mindestens 30 Drachmen gekostet hat, man sich aber wohl auch billiger hätte ausriisten können. Sicher wird dies keine Prunkriistung gewesen sein, aber es ist davon auszugehen, dass auf eine entsprechende Qualität und Tauglichkeit geachtet wurde, da Sorge dafiir getragen wird, dass der notwendige Qualitätsstandard nicht unterschritten wird.12

Die nächste zuverlässige Oberlieferung ist ein ganzes Stiick jiinger und datiert bereits auf die Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg. Es ist eine Inschrift aus der 1. Hälfte des 4. Jhd. aus Thasos. Der Gesetzestext regelt die \tersorgung von jungen Männern, deren \täter im Krieg gefallen waren, und spricht ihnen eine vom Staat bzw.der Polis zu stellende Panhoplie zu. Diese umfasst vollständig: einen Panzer, einen Helm, ein Schwert, einen Schild, den Speer und die Beinschienen. Dariiber hinaus ist in dem Gesetzestext festgelegt, dass die jungen Männer diese bei Eintritt ins Mannesalter erhalten sollten und das die gesamte Ausstattung einem Wert von mindestens 300 Drachmen zu entsprechen habe.13 Abermals ist davon auszugehen, dass Thasos weder Prunkriistungen spendet, noch eine Riistung die nicht den qualitativen Anforderungen einer solchen entspräche. 300 Drachmen können also fiir diese Zeit als Standardpreis fiir eine gute Riistung gelten. Die Preisentwicklung von 30 zu 300 Drachmen ist bemerkenswert und wahrscheinlich, sowohl in der allgemeinen gesamten preislichen Teuerung iiber die Zeit hinweg, aber besonders in der Konjunktur der Kriegsmittel durch die Perserkriege und den Peloponnesischen Krieg zu suchen. Diese durch den Krieg bedingte Teuerung, dieses Kriegsgewinnlertum, ist auch was Gröschel als Ursache der horrenden Preise einer Riistung in Aristophanes Komödie „Frieden" aus dem Jahre 421 annimmt. In dieser wird, vermuteterweise um das Kriegsgewinnlertum anzuprangern, der Preis einer Riistung iiberspitzt mit zehn Minen angegeben, was eine stolze Summe von 1000 Drachmen wäre.14 Gröschel hält das fiir sehr unwahrscheinlich und bewusst iibertrieben, aber wenn eine normale, gute Riistung aus Thasos in der ersten Hälfte des 4.

[...]


1 www.kriegskosten.uni-mannheim.de.

2 BOCKH, August, Die Staatshaushaltung der Athener, I Band, Berlin 1886.

3 AUSTIN, Michael; VIDAL-NAQUET, Pierre, Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland, Münschen,1984

4 www.kriegskosten.uni-mannheim.de/hilfsmittel/nominalien_kurz.htm (Zugriff: 07.04.2008 17.17Uhr)

5 vgl. GROSCHEL, Sepp-Gustav, Waffenbesitz und Waffeneinsatz bei den Griechen, Frankfurt a.M., Bern, New York, Paris, 1989, S 36.

6 vgl. Ebd., S 37.

7 vgl. Bockh, Staatshaushaltung, S 78.

8 vgl. Ebd., S 96.

9 vgl.Ebd., S 142.

10 vgl. Groschel, Waffenbesitz, S 33f.

11 vgl. Ebd., S 33f.

12 vgl. Ebd., S 34.

13 vgl. Ebd., S 35.

14 vgl. Ebd., S 34.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
„Der Preis des Krieges“ Krieg und Wirtschaft bei den alten Griechen
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Kriegführung bei den Alten Griechen
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V146441
ISBN (eBook)
9783640574261
ISBN (Buch)
9783640573899
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Preis, Krieges“, Krieg, Wirtschaft, Griechen
Arbeit zitieren
Thomas Marx (Autor:in), 2008, „Der Preis des Krieges“ Krieg und Wirtschaft bei den alten Griechen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146441

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