Die Arbeitslandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert, wobei hybride Arbeitsmodelle, die eine flexible Gestaltung des Arbeitsortes ermöglichen, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insbesondere die Erfahrungen während der Corona-Pandemie haben diesen Trend verstärkt, indem sie die Notwendigkeit und die technologischen Möglichkeiten für mobiles Arbeiten aufgezeigt haben. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Arbeit die Frage aufgeworfen, inwieweit mobiles Arbeiten seine Grenzen an den nationalen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland findet.
Die steigende Normalisierung des mobilen Arbeitens, unterstützt durch gesetzliche Regelungen und technologische Innovationen, hat dazu geführt, dass Arbeitnehmer vermehrt außerhalb ihrer Betriebsstätten tätig sind. Eine Umfrage von Avantgarde Experts aus dem Jahr 2022 zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl von Beschäftigten eine Anwesenheitspflicht im Unternehmen nicht mehr als selbstverständlich erachtet. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der wachsenden Akzeptanz von Workations wider, insbesondere bei jüngeren Arbeitnehmern, die die Möglichkeit schätzen, ihre Arbeit von attraktiven Orten aus zu erledigen.
Jedoch bringt mobiles Arbeiten aus dem EU-Ausland für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Vielzahl rechtlicher Fragestellungen und potenzielle Risiken mit sich. Von der Einreise in das jeweilige Land bis hin zu arbeitsrechtlichen, sozialversicherungsrechtlichen und steuerrechtlichen Implikationen ergeben sich zahlreiche Herausforderungen. Diese Arbeit zielt darauf ab, diese rechtlichen Aspekte zu untersuchen und ihre Auswirkungen auf die Möglichkeiten und Grenzen des mobilen Arbeitens aus dem Ausland heraus zu beleuchten.
Insbesondere soll diskutiert werden, inwieweit Arbeitgeber durch diese rechtlichen Rahmenbedingungen eingeschränkt werden, wenn sie ihren Arbeitnehmern mobiles Arbeiten aus dem Ausland ermöglichen möchten. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Grundfreiheiten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wie die Arbeitnehmerfreizügigkeit und die Dienstleistungsfreiheit nach dem EU-Recht, durch diese rechtlichen Hürden beeinträchtigt werden. Bevor jedoch auf diese Grundfreiheiten eingegangen wird, werden zunächst die Konzepte des mobilen Arbeitens sowie die rechtlichen Implikationen im EU-Ausland eingehend untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- I. Ausgangssituation
- II. Zielsetzung und Vorgehensweise
- B. Hauptteil
- I. Grundlegendes zum mobilen Arbeiten
- 1. Definition und Abgrenzung zu alternativen Arbeitsformen
- 2. Rechtlicher Anspruch des Arbeitnehmers
- 3. Entsendung vs. Mobiles Arbeiten aus dem Ausland („Workation“)
- II. Rechtliche Implikationen der mobilen Arbeit im EU-Ausland
- 1. Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis
- 2. Auswirkung auf arbeitsrechtliche Regelungen
- a) Anwendbares Recht
- aa) Ohne Rechtswahl
- bb) Mit Rechtswahl
- b) Gerichtsstand
- c) Arbeitsbedingungen
- d) Datenschutz
- e) Meldepflichten
- 3. Auswirkung auf sozialversicherungsrechtliche Regelungen
- a) Geltungsbereich der VO (EG) 883/2004
- b) Territorialprinzip
- c) Ausnahme bei Entsendungen
- d) Ausnahme bei regelmäßiger Tätigkeit im Ausland
- e) Ausnahmevereinbarungen
- f) A1- Bescheinigungen
- 4. Auswirkungen auf steuerrechtliche Regelungen
- a) Verpflichtung zum Lohnsteuerabzug
- aa) Lohnsteuerabzug dem Grunde nach
- bb) Lohnsteuerabzug der Höhe nach
- (1) Steuerliche Ansässigkeit
- (2) Zuordnung von Besteuerungsrechten am Arbeitslohn
- (3) Aufteilung von Arbeitslohn
- b) Begründung einer Betriebsstätte
- III. Vereinbarkeit der rechtlichen Implikationen durch mobiles Arbeiten im EU-Ausland mit der Dienstleistungsfreiheit als europäische Grundfreiheit
- 1. Anwendbarkeit der Dienstleistungsfreiheit
- a) Unmittelbare Anwendbarkeit
- b) Kein vorrangiges Sekundärrecht
- 2. Schutzbereich der Dienstleistungsfreiheit
- a) Persönlicher Schutzbereich
- b) Sachlicher Schutzbereich
- aa) Dienstleistung
- bb) keine Subsidiarität
- cc) keine Bereichsausnahme
- c) Räumlicher Schutzbereich
- 3. Eingriff in den Schutzbereich
- a) Vorliegen einer Diskriminierung
- aa) Offene Diskriminierung
- bb) Verdeckte Diskriminierung
- b) Vorliegen einer Beschränkung
- 4. Rechtfertigung des Eingriffs
- a) Geschriebene (vertragliche) Rechtfertigungsgründe
- b) Ungeschriebene Rechtfertigungsgründe
- C. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den rechtlichen Implikationen des mobilen Arbeitens im EU-Ausland und untersucht die Vereinbarkeit dieser Implikationen mit der Dienstleistungsfreiheit als europäische Grundfreiheit. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Auswirkungen des mobilen Arbeitens auf Arbeits-, Sozialversicherungs- und Steuerrecht.
- Definition und Abgrenzung des mobilen Arbeitens
- Rechtliche Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten im EU-Ausland
- Auswirkungen auf Arbeits-, Sozialversicherungs- und Steuerrecht
- Vereinbarkeit mit der Dienstleistungsfreiheit
- Fazit und Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des mobilen Arbeitens im EU-Ausland ein und erläutert die Relevanz des Themas in der heutigen Zeit. Es werden die Zielsetzung der Arbeit sowie die Vorgehensweise zur Analyse der Thematik dargestellt.
Der Hauptteil befasst sich zunächst mit den grundlegenden Aspekten des mobilen Arbeitens, einschließlich der Definition und Abgrenzung zu alternativen Arbeitsformen sowie des rechtlichen Anspruchs des Arbeitnehmers. Anschließend werden die rechtlichen Implikationen der mobilen Arbeit im EU-Ausland detailliert analysiert, wobei die Auswirkungen auf Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnis, Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht und Steuerrecht betrachtet werden. Der Fokus liegt dabei auf der Anwendung der Dienstleistungsfreiheit im Kontext des mobilen Arbeitens und der Prüfung von möglichen Einschränkungen.
Schlüsselwörter
Mobiles Arbeiten, EU-Ausland, Dienstleistungsfreiheit, Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht, Steuerrecht, Rechtliche Implikationen, Rechtliche Rahmenbedingungen, Vereinbarkeit, Europäische Grundfreiheit, Workation, Entsendung, Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnis, Datenschutz, Meldepflichten.
- Quote paper
- M.A. Marcel Madus (Author), 2023, Mobiles Arbeiten im EU-Ausland. Rechtliche Anforderungen und Risiken für (deutsche) Arbeitgeber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1465450