(...)Der Schwerpunkt dieser Arbeit bezieht sich auf das Symptom der "offenen Selbstverletzung", wobei sich die betroffenen mit Hilfe von Rasierklingen, Messern, Glasscherben, Skalpellen etc. in die Haut ritzen oder schneiden.(...)
(...)Die Aufgabe dieser Arbeit liegt darin, darzulegen, welches Ausmaß das Selbstverletzende Verhalten mit seinen Funktionen besitzt und welche Rolle das nähere soziale Umfeld dabei einnimmt. Hierbei bediene ich mich der Erhebungsmethode des narrativen Interviews.(...)
(...)Um das noch sehr wenig erforschte Gebiet des Selbstverletzenden Verhaltens zu erkunden und vor allem den Kontakt zu den Betroffenen aufzunehmen, musste ich mich auf noch unergründete Pfade im Internet begeben. Dieses Medium habe ich gewählt, da mir von psychiatrischer Seite gesagt wurde, dass es leider sehr schwierig bis unmöglich sei in Kliniken einen persönlichen Kontakt zu den Betroffenen aufzunehmen. Des Weiteren scheiterte ein Versuch, geeignete Interviewpartnerinnen über eine Anzeige zu finden, kläglich. Folglich habe ich mich dann für die noch ungewöhnliche Form eines Internetinterviews entschieden.(...)
(...)Die Auswahl der Betroffenen erfolgte nach dem Zufallsprinzip, indem ich sie entweder in diversen Internet-Foren oder auf ihrer eigenen Homepage anschrieb. Hierbei ging ich bestimmten Auswahlkriterien nach. Die Betroffenen sollten weiblich sein und nicht älter als 25 Jahre.(...)
(...)Im Zeitraum Oktober 2006 bis April 2007 konnte ich mit zwölf betroffenen jungen Frauen Interviews durchführen. Das Durchschnittsalter der Frauen betrug zum Zeitpunkt des Interviews rund 18 Jahre.(...)
(...)Mit Hilfe des narrativen Interviews wollte ich erreichen, dass die befragten Betroffenen mir u.a. die Funktionen ihres Selbstverletzenden Verhaltens deutlich machen. Außerdem war mein Ziel, einen Einblick in das Leben der Betroffenen zu erhalten, welche Auslöser es für das jeweilige Verhalten gegeben hat und welche Einflüsse das nähere soziale Umfeld wie Eltern, Freunde, Lehrer und Ärzte auf das Verhalten nimmt. Hiermit wollte ich Basisdaten auf den Grund gehen: Welche Funktinen hat das Selbstverletzende Verhalten für die Betroffenen? Liegt dieses Verhalten unter Umständen früheren, überwältigenden Erfahrungen zu Grunde? Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Betroffenen und den Einstellungen des näheren sozialen Umfeldes gegenüber diesen Verhaltensweisen? Und welche Funktionen können sie hervorrufen?(...)
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 0.1 Einführung in die Thematik
- 0.2 Motivation und Zielsetzung
- 0.3 Aufbau der Arbeit
- 1. Grundlagen
- 1.1 Begriffsbestimmung
- 1.2 Definitionen
- 1.3 Symptomatik und Erscheinungsform
- 1.3.1 Komplexität der Symptomatik
- 1.3.2 Übersicht der Erscheinungsformen
- 1.3.3 Offene Selbstverletzung
- 1.3.4 Heimliche Selbstverletzung (artifizielle Krankheiten)
- 1.3.4.1 Artifizielle Krankheit im engeren Sinne
- 1.3.4.2 Das Münchhausen - Syndrom
- 1.3.4.3 Das Münchhausen – by - proxy - Syndrom bei Kindern
- 1.3.5 Selbstverletzung in Wechselwirkung mit anderen psychischen Störungen
- 1.4 Diagnostik
- 1.4.1 Persönlichkeitsstörungen
- 1.4.2 Borderline – Persönlichkeitsstörung
- 1.4.3 Narzisstische - Persönlichkeitsstörung
- 1.4.4 Diagnostische Überschneidung
- 1.5 Epidemiologie
- 1.6 Ursachen und Hintergründe
- 1.6.1 Erklärungsansätze
- 1.6.2 Auslöser
- 1.6.2.1 Vernachlässigung
- 1.6.2.2 Körperliche Misshandlung
- 1.6.2.3 Sexueller Missbrauch
- 1.6.2.4 Persönlichkeitsstruktur
- 1.7 Motive, Ablauf und Erleben
- 1.7.1 Funktionen
- 1.7.2 Spannungsbogen
- 1.7.3 Endorphine - körpereigene Schmerzmittel und Glückshormone
- 2. Untersuchungsdesign
- 2.1 Fragestellung der Untersuchung
- 2.2 Methodische Einordnung der Untersuchung und Problematik
- 2.2.1 Beschreibung der angewandten Erhebungsmethode - das narrative Interview
- 2.2.2 Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten
- 2.2.2.1 Die Befragungspersonen
- 2.2.2.2 Das Interview
- 2.2.3 Vorgehensweise bei der Auswertung der gewonnenen Daten
- 2.2.4 Kritische Auseinandersetzung mit der Erhebung
- 3. Präsentation der Untersuchungsergebnisse: Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten
- 3.1 Funktionen
- 3.1.1 Intrapsychische Funktionen
- 3.1.1.1 Spannungsabbau (Ventil)
- 3.1.1.2 Mittel gegen Gefühlsarmut und Leblosigkeit
- 3.1.1.3 Suchtmittel
- 3.1.1.4 Antidepressivum
- 3.1.1.5 Selbstbestrafung
- 3.1.1.6 Ablenkung von Erinnerungen
- 3.1.2 Interpsychische Funktionen
- 3.1.2.1 Kommunikationsmittel (Hilfeschrei)
- 3.1.1 Intrapsychische Funktionen
- 3.2 Personenbedingte Faktoren
- 3.2.1 Angst (-störungen)
- 3.2.2 Negatives Selbstkonzept
- 3.2.3 Depression
- 3.3 Kindheitsbelastende Faktoren
- 3.3.1 Trennung und Scheidung der Eltern
- 3.3.2 Tod eines Elternteiles
- 3.3.3 Sexueller Missbrauch
- 3.3.4 Vernachlässigung
- 3.1 Funktionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema Selbstverletzendem Verhalten junger Frauen aus sozialpsychologischer Sicht. Sie hat zum Ziel, die Funktionen und die Dynamik dieser Verhaltensweise zu erforschen und in den Kontext der Lebenserfahrungen und -umstände der Betroffenen zu stellen.
- Analyse der verschiedenen Formen und Ursachen von Selbstverletzendem Verhalten
- Erforschung der psychischen und sozialen Faktoren, die Selbstverletzendes Verhalten begünstigen
- Untersuchung der Funktionen, die Selbstverletzendes Verhalten für die Betroffenen erfüllt
- Rekonstruktion der Lebensgeschichten und der individuellen Erfahrungen der Betroffenen
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Unterstützung von Betroffenen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Einführung in die Thematik Selbstverletzendes Verhalten. Sie beleuchtet die verschiedenen Facetten dieses komplexen Phänomens und stellt wichtige Begrifflichkeiten und Definitionen vor. Es werden die häufigsten Erscheinungsformen und Symptome beschrieben, sowie die diagnostischen Kriterien und die epidemiologische Situation beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich den Ursachen und Hintergründen des Selbstverletzenden Verhaltens. Es werden verschiedene Erklärungsansätze vorgestellt und die Rolle von auslösenden Faktoren wie Vernachlässigung, Missbrauch und persönlichen Belastungssituationen beleuchtet.
Im dritten Kapitel werden die Motive, der Ablauf und die subjektiven Erfahrungen von Selbstverletzendem Verhalten untersucht. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Funktionen gelegt, die dieses Verhalten für die Betroffenen erfüllt.
Das vierte Kapitel beschreibt das Untersuchungsdesign der Diplomarbeit. Es wird die Methodik des narrativen Interviews erläutert und die Vorgehensweise bei der Datenerhebung und -auswertung dargestellt.
Das fünfte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung. Es werden die Funktionen von Selbstverletzendem Verhalten im Hinblick auf die intrapsychischen und interpsychischen Aspekte betrachtet. Darüber hinaus werden die personengebundenen Faktoren wie Angst, Depression und ein negatives Selbstbild beleuchtet.
Abschließend werden in Kapitel 6 die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst und in den Kontext der bisherigen Forschungsergebnisse eingebettet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Selbstverletzendes Verhalten, junge Frauen, sozialpsychologische Sicht, Funktionen, Dynamik, Lebenserfahrungen, Lebensumstände, psychische Faktoren, soziale Faktoren, narrative Interviews, qualitative Forschung.
- Arbeit zitieren
- David Krause (Autor:in), 2007, "Tief sitzt mein Schmerz" - Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten junger Frauen aus sozialpsychologischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146546