Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union am 1. Jänner 1995 haben sich auch für die Dachverbände der österreichischen Sozialpartner neue Herausforderungen ergeben. Die EU stellt heute eine weitere, wichtige Interaktionsebene für Akteure der österreichischen Sozialpartnerschaft dar. Der so genannte „Soziale Dialog“ auf europäischer Ebene zeigt allerdings gewichtige Unterschiede zum hierzulande praktizierten Modell des Korporatismus, insbesondere was Form und Reichweite der Einbeziehung organisierter Interessen in den politischen Willenbildungs- und Entscheidungsprozess betrifft. Überhaupt, auf Unionsebene spielten korporatistische Muster bisher nur eine geringe Rolle - das galt primär für die tripartistische Form der Kooperation, sprich die Interaktion der Sozialpartner mit den europäischen Institutionen. Aber lässt sich aus heutiger Sicht, aufgrund der für die Sozialpartner so vielversprechenden Lissabon-Strategie und dem Vertrag von Lissabon, wo die Sozialpartner erstmals explizit genannt werden, ein Trend zu gesteigerten korporatistischen Kooperationsmustern auf europäischer Ebene erkennen?
Diese Arbeit soll einerseits Informationen über die EU als neue Aktionsebene für die österreichischen Sozialpartner geben, welche gleichermaßen einen größeren Gestaltungsraum als auch bedeutende Einschränkungen mit sich bringt. Anderseits wird das Hineinwachsen nationaler Segmente in die europäische Struktur beleuchtet. Im Kapitel 2 sollen allgemeine Informationen über den Sozialen Dialog und die europäische Sozialpartnerschaft gegeben werden, während das darauffolgende Kapitel über die Integration der österreichischen Sozialpartner auf europäischer Ebene informiert. Weiters soll im Kapitel 4 ein Schwerpunkt auf die Auswirkungen, Probleme und die Zukunft der österreichischen Sozialpartnerschaft auf europäischer Ebene gesetzt werden. Ein Versuch eines spekulativen Ausblicks auf die Veränderungen der europäischen Sozialpartnerschaft gemäß der Lissabon-Strategie und dem Vertrag von Lissabon wird die Arbeit beenden (Kapitel 5).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Institutionelle Einbindung und politische Partizipation der Sozialpartner auf EU-Ebene
- Der Soziale Dialog
- Teilnehmer des Sozialen Dialogs
- Praxis des Sozialen Dialogs
- Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss
- Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft Österreichs auf die Sozialpartner
- Interessenverbände und EU-Beitritt
- Die Einbindung der österreichischen Sozialpartner in EU-Angelegenheiten
- Die Einbindung der österreichischen Sozialpartner in die europäischen Dachverbände
- Österreichischer Korporatismus unter den Bedingungen des europäischen Mehrebenensystems
- Einflüsse im klassischen korporatistischen Politikfeld der Sozialpolitik
- Einflüsse auf die Politiksegmentierung
- Veränderungen der Kräfteverhältnisse zwischen Arbeit und Kapital
- Die Zukunft der europäischen Sozialpartnerschaft
- Strukturelle Schwächen des Sozialen Dialogs
- Die Lissabon-Strategie
- Sozialpartnerschaft nach dem Vertrag von Lissabon
- Der Reformvertrag und die Sozialunion
- Zusammenfassende Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den Auswirkungen des EU-Beitritts Österreichs auf die österreichischen Sozialpartner und analysiert die Entwicklungen des Sozialen Dialogs auf europäischer Ebene. Die Arbeit untersucht, wie sich die Einbindung der österreichischen Sozialpartner in EU-Angelegenheiten auf die österreichische Sozialpartnerschaft auswirkt und welche Herausforderungen und Chancen sich durch die Lissabon-Strategie und den Vertrag von Lissabon ergeben.
- Der Soziale Dialog auf europäischer Ebene und seine Unterschiede zum österreichischen Korporatismusmodell
- Die Integration der österreichischen Sozialpartner in die europäische Sozialpartnerschaft
- Die Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft auf die österreichische Sozialpartnerschaft
- Die Rolle der Lissabon-Strategie und des Vertrags von Lissabon für die Zukunft der europäischen Sozialpartnerschaft
- Die Veränderungen der Kräfteverhältnisse zwischen Arbeit und Kapital im europäischen Mehrebenensystem
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt die Relevanz des EU-Beitritts für die österreichischen Sozialpartner dar. Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede zwischen dem österreichischen Korporatismusmodell und dem „Sozialen Dialog“ auf europäischer Ebene und skizziert die Themenschwerpunkte der Arbeit.
- Institutionelle Einbindung und politische Partizipation der Sozialpartner auf EU-Ebene: Dieses Kapitel bietet allgemeine Informationen über den Sozialen Dialog und die europäische Sozialpartnerschaft. Es behandelt die rechtlichen Grundlagen des Sozialen Dialogs, die Teilnehmer und die Praxis der Zusammenarbeit. Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss wird als eine zentrale Institution des Sozialen Dialogs vorgestellt.
- Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft Österreichs auf die Sozialpartner: Dieses Kapitel analysiert die Integration der österreichischen Sozialpartner in die europäische Ebene. Es beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich durch die EU-Mitgliedschaft für die Interessenverbände ergeben. Das Kapitel behandelt die Einbindung der österreichischen Sozialpartner in EU-Angelegenheiten und die Rolle der europäischen Dachverbände.
- Österreichischer Korporatismus unter den Bedingungen des europäischen Mehrebenensystems: Dieses Kapitel fokussiert auf die Auswirkungen des europäischen Mehrebenensystems auf die österreichische Sozialpartnerschaft. Es untersucht die Einflüsse auf die Sozialpolitik und die Politiksegmentierung sowie die Veränderungen der Kräfteverhältnisse zwischen Arbeit und Kapital.
Schlüsselwörter
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit den Themen Korporatismus, Sozialpartnerschaft, Soziale Dialog, EU-Mitgliedschaft, Lissabon-Strategie, Vertrag von Lissabon, Interessenvertretung, Arbeitsrecht, Sozialpolitik, Mehrebenensystem, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, europäische Institutionen.
- Quote paper
- Gerhard Paleczny (Author), 2009, Korporatismus auf österreichischer und europäischer Ebene, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146562