Roosevelts "Eine-Welt-Konzeption" (1941-1945)


Seminararbeit, 2007

23 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort

II. Roosevelts „Eine-Welt-Konzeption“
1. Abkehr vom Neutralismus
2. Die USA im Zweiten Weltkrieg
2.1 Kriegseintritt
2.2 Mobilisierung der Kräfte
2.3 Die große Anti-Hitler-Koalition
2.3.1 Aufbau der Allianz
2.3.2 Zwischen Kooperation und machtpolitischen Gegensätzen
2.4 Nachkriegspolitik
2.4.1 Deutsche Frage
2.4.2 Schaffung eines weltweiten Sicherheitssystems

III. Vermächtnis Roosevelts

IV. Literaturverzeichnis

I. Vorwort

Diese Arbeit soll einen Beitrag zum Verständnis von „Roosevelts Eine-Welt-Konzeption“ leisten und somit die Außenpolitik des 32. US-amerikanischen Präsidenten, Franklin Delano Roosevelt, während des Zweiten Weltkrieges eingehend betrachten. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen, neben der amerikanischen Kriegsführung, Roosevelts Bemühungen um eine Nachkriegsordnung, bei der er darauf setzte, dass der Führer der Sowjetunion – Joseph Stalin – mit ihm eine Welt der friedlichen, freien Nationen schaffen wollte. Ein tragischer Trugschluss, wie sich herausstellen sollte. „Roosevelt hat bis kurz vor seinem Tod, vielleicht sogar bis zu seinem Tod gehofft, einen Mittelweg zwischen illusionsloser Anpassung an machtpolitische Realitäten und Grundsatztreue zu finden.“ (Junker 1979: 141)

„Die Wende in der amerikanischen Außenpolitik vom doktrinären Neutralismus zu einer Konzeption der kollektiven Sicherheit war ein überaus langwieriger und komplizierter Proze[ss], und Roosevelt selbst war dabei durchaus nicht der weitblickende und zielstrebige Führer, als den ihn die Legende gerne hinstellt.“ (Angermann 1973: 186)

Mit seiner Atlantikcharta, die Roosevelt zusammen mit Churchill im August 1941 verkündete und der sogar die UdSSR – zumindest formal - beitraten, legte er den Grundstein für die späteren Vereinten Nationen. Damit waren bereits die Ziele für eine neue Weltordnung seitens Roosevelts deutlich abgesteckt.

Das Jahr 1941 kann wohl als eines der wichtigsten in der Geschichte der amerikanischen Außenpolitik festgehalten werden. Es dokumentiert den Eintritt der USA als Supermacht in die Weltpolitik – für Frieden, Sicherheit und Stabilität. Als außen- und sicherheitspolitisches Ziel der folgenden Jahre galt es, die drei Achsenmächte – Deutschland, Japan und Italien – zu besiegen, sowie an den diplomatischen Beziehungen zu Russlands kommunistischem Diktator zu arbeiten – mit dem Hinblick auf eine längerfristige Kooperation mit der Sowjetunion. Zweiteres jedoch sollte sich als wesentlich schwieriger erweisen als einst von Roosevelt erwartet. Während ihre Soldaten auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges kämpften und starben, lieferten sich die Führer auf amerikanischer und sowjetischer Seite ihre ganz persönlichen Duelle. So lenkten die Herren über Krieg und Frieden die größten Schlachten der Geschichte und das Schicksal von Hundertmillionen Menschen.

II. Roosevelts „Eine-Welt-Konzeption“

1. Abkehr vom Neutralismus

Obwohl Roosevelt nicht müde wurde, der Öffentlichkeit feierlich mitzuteilen, Amerikas Neutralität zu wahren und keinen Kriegseintritt anzusteuern, was er nicht zuletzt in seiner Wahlkampfrede am 30. Oktober 1940 deutlich betonte: „Ich habe es bereits vorher gesagt, aber ich werde es wieder und wieder und wieder sagen: Eure Jungs werden in keinen Krieg geschickt.“ (Bierling 2004: 81), war nach seiner dritten Wiederwahl dennoch ein aktiverer Kurs des US-Präsidenten zu erkennen. Spätestens mit der Einführung des Leih- und Pachtgesetzes (lend-lease act), welches dem britischen Königreich zusprach, sich Rüstungsgüter von den Amerikanern zu leihen unter der Prämisse, es nach dem Krieg wieder zurückzugeben, wurden kritische Stimmen unter seinen größtenteils isolationistischen Landsleuten lauter, die dem Präsidenten ein gezieltes Vorbereiten der USA auf einen Krieg gegen Hitler und dessen Verbündete vorwarfen. Roosevelt rechtfertige sich während einer Pressekonferenz vom 17. Dezember 1940 folgendermaßen: „Wenn das Haus des Nachbarn brenne, werde man nicht lange über die Kosten des Gartenschlauches verhandeln, sondern ihm diesen leihen und sich später zurückgeben oder ersetzen lassen“ (Angermann 1973: 197/198). Sein erklärtes Ziel war es, Amerika zum sogenannten „Arsenal der Demokratie“ (Bierling 2004: 82) zu erheben. „Die Unterstützung Großbritanniens mit amerikanischen Rüstungsgütern habe aber nur das eine Ziel, den Krieg von Amerika und seiner Bevölkerung fernzuhalten“ (Bierling 2004: 82). Wann Roosevelts einstige kriegsverneinende Überzeugung jedoch tatsächlich anfing umzukippen, kann lediglich gemutmaßt werden. Seine Entwicklung vom Internationalisten zum Interventionisten mag wohl schleichend, aber deutlich sichtbar für die Öffentlichkeit, stattgefunden haben. Aufgrund der drohenden Niederlage Englands und der Expansionspolitik Hitlers in Europa kann ein Vermeiden des Kriegseintrittes der USA bereits seit dem Frühjahr 1941 vom amerikanischen Volk gar nicht mehr als realistisch angesehen worden sein.

2. Die USA im Zweiten Weltkrieg

2.1 Kriegseintritt

Nachdem Roosevelt bereits mehrfach versucht hatte, kleinere Zwischenfälle zu See aufzuwerten, um die Anti-Kriegsstimmung des amerikanischen Volkes zu drehen, kann man durchaus behaupten, der japanische Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 kam ihm in gewisser Weise zu Hilfe. „Worauf der Präsident hingearbeitet hatte, war eingetreten: Die Vereinigten Staaten traten als Opfer eines Angriffs und in Verteidigung ihrer ureigenen (und nicht etwa britischer) Interessen dem Kreis der Nationen bei, die gegen die Achsenmächte kämpften“ (Schwabe 2007: 123). Ob er den Kriegseintritt auf diese Weise sogar heraufbeschworen hat – wie ihm einige seiner Kritiker im Nachhinein unterstellten – ist eher unwahrscheinlich, doch woran kein Zweifel besteht, ist die Tatsache, dass Roosevelt vom Angriff auf Pearl Harbor höchstens noch taktisch, lange aber nicht mehr strategisch überrascht gewesen sein konnte (Schwabe 2007: 123). Zwar erfolgte der japanische Angriff anders als von Roosevelt erwartet, geschweige denn gewollt, direkt auf amerikanisches Territorium, dennoch konnte man einen Militärschlag Japans gegen die amerikanische Regierung mithilfe der Kenntnis des japanischen diplomatischen Geheimcodes „Magic“ schon vorher prophezeien. Die Anti-Kriegsstimmung im amerikanischen Volk und im Kongress jedenfalls war wie weggeblasen und die Vereinigten Staaten standen geschlossen, wie nie zuvor in der amerikanischen Geschichte, hinter ihrem Präsidenten und somit hinter dem Eintritt der USA in den Krieg – selbstverständlich im Sinne der Verteidigung nationaler Interessen. „Fast über Nacht gab es niemanden mehr, der nicht davon überzeugt war, dass die Vereinigten Staaten für eine große und gerechte Sache kämpften“ (Junker 1979: 127). „Ein Datum, das in Schande fortleben wird“, nannte Roosevelt den 7. Dezember 1941 in seiner höchst wirkungsvollen Kriegsbotschaft vom folgenden Tag (Angermann 1973: 203). Auch was den Krieg in Europa – mit dem Hauptkriegsschauplatz Nazi-Deutschland - anging, wurde Roosevelt von der unangenehmen Aufgabe erlöst, Amerikas Eintritt in den Krieg zu verkünden. Dies nahm ihm kein geringerer als Hitler selbst mit seiner Kriegserklärung an die USA vom 11. Dezember 1941 ab (Schwabe 2007: 124). „Damit waren also der europäische und der asiatische Krieg zum Zweiten Weltkrieg zusammengewachsen“ (Angermann 1973: 204).

Obwohl Roosevelt seit dem 39. Lebensjahr aufgrund einer lähmenden Erkrankung an den Rollstuhl gefesselt war, hinderte ihn diese nie daran, mit größtem Enthusiasmus seine Politik zu betreiben. Doch mit „dem Kriegseintritt der USA stand der knapp 61jährige Präsident Franklin D. Roosevelt vor Aufgaben, die so sehr an seinen Kräften zehrten, dass sich ab 1944 für jedermann sichtbar ein körperlicher Verfall bemerkbar machte, obwohl sein Geist bis zu seinem Tod am 12. April 1945 intakt blieb.“ (Junker 2003: 73). Als er im November 1944 zum vierten Mal – wenn auch mit knapper Mehrheit – zum Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde (Schwabe 2007: 141), musste ihm bereits klar gewesen sein, dass er die komplette Amtsperiode nicht mehr durchhalten würde. Doch in der Öffentlichkeit ließ er sich nie etwas davon anmerken.

2.2 Mobilisierung der Kräfte

Nachdem sich die Japaner mit ihrem unmittelbaren Angriff auf amerikanisches Territorium sichtlich übernommen hatten, blieb den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten „genügend Zeit, um ihre gewaltige Produktionskapazität und ihre zahlenmäßige Überlegenheit voll ins Spiel bringen zu können“ (Angermann 2003: 239). Somit war es auch möglich, den Krieg im Pazifik erst einmal aufzuschieben, um sich zunächst auf den Hauptkriegsgegner Deutschland konzentrieren zu können. Dass dies zu Lasten Nationalchinas unter Staatschef Chiang Kai-shek geschah, welcher dringend Unterstützung der westlichen Alliierten im Krieg gegen Japan gebraucht hätte, war dabei zunächst zweitrangig. Zwar behielt Roosevelt stets im Hinterkopf, das nationalchinesische Regime am Leben erhalten zu müssen, um nicht den Weg für die chinesischen Kommunisten unter Mao Tse-tung zu ebnen, doch wollte er seine militärischen Kräfte nicht an einer Front im fernen Osten aufbrauchen. Anstelle von militärischer Unterstützung pflegte Roosevelt den nationalchinesischen Staatschef dagegen gerne mit der Aussicht auf eine Weltmachtstellung zu vertrösten.

Die Produktion von Rüstungsgütern war bereits zu Zeiten der Cash-and-carry-Klausel, sowie des Lend-lease acts deutlich angestiegen, doch nun lief sie auf Hochtouren. Die USA produzierten bald mehr Rüstungsgüter als die Volkswirtschaften aller anderen Kombattanten zusammen (Bierling 2004: 85). Die Kriegskosten von 1940 bis 1945 sind mit rund 288 Milliarden US-Dollar verzeichnet – mit Folgelasten geschätzt auf 664 Milliarden Dollar (Angermann 2003: 244). Auch die Mobilisierung des amerikanischen Volkes gelang Roosevelt überdurchschnittlich gut, sodass es dank des außerordentlichen finanziellen Aufwands, mit dem man derartig viele amerikanische Streitkräfte angemessen bewaffnen und ausrüsten konnte, verhältnismäßig wenige Verluste zu beklagen gab. Sie betrugen mit 405.399 Toten (davon 291.557 Gefallenen) und 670.846 Verwundeten (sowie etwa 124.000 Gefangenen) nur etwa 10 Prozent der Verluste der deutschen Wehrmacht (4 Millionen Tote) bzw. knapp 3 Prozent der Roten Armee (13,6 Millionen Tote) (Angermann 2003: 244). „Solche unerhörten Leistungen und Erfolge auf allen Gebieten von Wirtschaft, Wissenschaft und Technik waren nicht allein dem außerordentlichen Reichtum des Landes zu verdanken, sondern auch ungewöhnlichen Anstrengungen und der Tatsache, da[ss] es der Regierung gelang, die Leistungen wirkungsvoll zu planen und zu koordinieren, praktisch alle Gruppen der Bevölkerung für die Mitarbeit zu gewinnen und ihre berechtigten Ansprüche zufriedenzustellen.“ (Angermann 2003: 246) Entscheidend jedoch bei der Betrachtung der geringen Menschenverluste und materiellen Zerstörung ist auch die Tatsache, dass sich der Zweite Weltkrieg hauptsächlich im eurasischen Raum abspielte und Amerika deshalb gar nicht so stark wie etwa Russland, Japan oder Deutschland in Mitleidenschaft gezogen werden konnte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Roosevelts "Eine-Welt-Konzeption" (1941-1945)
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
2,0
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V146622
ISBN (eBook)
9783640556021
ISBN (Buch)
9783640555482
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Note wurde für das gesamte Seminar gegeben (Anwesenheit, Referat, Seminararbeit). Eine gesonderte Note für die Seminararbeit liegt nicht vor.
Schlagworte
Roosevelts, Eine-Welt-Konzeption
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Roosevelts "Eine-Welt-Konzeption" (1941-1945), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146622

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