Seit der geschichtlichen Zeitenwende 1990 erlebt das Konzept des Totalitarismus eine erstaunliche Renaissance im wissenschaftlichen Diskurs und in der breiten Öffentlichkeit. Was früher oft nur als antikommunistischer, rein ideologisch motivierter Kampfbegriff der Rechten betrachtet wurde, ist inzwischen wie selbstverständlich in die politische Alltagssprache eingedrungen und in Fachkreisen wird offen und sachlich über totalitäre Elemente in den beiden großen ideologischen Systemen des 20. Jahrhunderts- dem Kommunismus und dem Nationalsozialismus- diskutiert. Im Zuge dieses Paradigmawechsels in weiten Teilen der politischen Wissenschaft ist auch Hannah Arendts Konzept der totalen Herrschaft wieder ins Blickfeld des allgemeinen Interesses gerückt, das 1951 unter dem Titel The Originis of Totalitarism (dt. Übersetzung: "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft") veröffentlicht wurde. In diesem berühmt gewordenen Werk, das auf eigenwillige Weise Philosophie und Geschichtsschreibung miteinander verband, entwickelte die gelernte Philosophin und politische Denkerin aus Leidenschaft erstmals anhand ihrer Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen und stalinistischen Herrschaftssystem den Typus der totalen Herrschaft. Ihre Konzeption wurde zum Klassiker innerhalb der Totalitarismusforschung und bildet heute vielfach die Grundlage für weitergehende Analysen.
Diese Arbeit präsentiert nun eine kurze, aber hinreichend präzise Analyse der Totalitarismustheorie von Hannah Arendt und betont dabei ihre besondere Bedeutung sowohl für ihr Leben als auch für ihr weiteres Werk. Hierfür wird im ersten Teil kurz auf die Lebensgeschichte Hannah Arendts eingegangen werden, die durch die Erfahrung des Nationalsozialismus entscheidend geprägt wurde. Der zweite Teil widmet sich den Voraussetzungen und den wesentlichen Charakteristika der totalen Herrschaft. Im letzten Abschnitt wird der Einfluss ihrer Analyse auf ihr weiteres politisches Denken am Beispiel ihres Politikbegriffs kurz dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographische Annäherungen zu Hannah Arendts „Elemente und Urspünge totaler Herrschaft“
- Hannah Arendts Analyse der totalen Herrschaft im Rahmen ihres politischen Denkens
- Vorbemerkungen zum Gesamtwerk
- Der Weltverlust des Individuums in der Massengesellschaft als wesentliche Bedingung für das Entstehen der totalen Herrschaft
- Die charakteristischen Merkmale und Prinzipien der totalen Herrschaft
- Der Massencharakter der totalen Herrschaft
- Totalitäre Ideologie als Herstellung einer fiktiven Gegenwelt
- Totalitäre Organisationsformen
- Terror als das eigentliche Wesen totaler Herrschaft
- Arendts Politikbegriff als Antwort auf die Analyse der totalen Herrschaft
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Hannah Arendts Konzeption der totalen Herrschaft, wie sie in ihrem Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ entwickelt wurde. Die Arbeit beleuchtet die besondere Bedeutung dieser Konzeption sowohl für Arendts Leben als auch für ihr weiteres Werk.
- Hannah Arendts biografische Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und ihre Auswirkungen auf ihre Analyse der totalen Herrschaft
- Die wesentlichen Charakteristika der totalen Herrschaft nach Hannah Arendt, einschließlich ihrer Voraussetzungen und Prinzipien
- Der Einfluss von Arendts Analyse der totalen Herrschaft auf ihr weiteres politisches Denken, insbesondere auf ihren Politikbegriff
- Die Relevanz von Arendts Konzeption der totalen Herrschaft für das Verständnis der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts
- Der Stellenwert von Arendts Werk in der aktuellen Debatte über Totalitarismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Biographie Hannah Arendts und beleuchtet, wie ihre Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus ihr politisches Denken prägten. Kapitel zwei beleuchtet Arendts Analyse der totalen Herrschaft im Kontext ihres Gesamtwerks, insbesondere im Hinblick auf ihre Kritik an der Massengesellschaft und der modernen politischen Ordnung. Es werden die charakteristischen Merkmale der totalen Herrschaft wie Massencharakter, totalitäre Ideologie, Organisationsformen und Terror dargestellt. Kapitel drei untersucht, wie Arendts Politikbegriff auf ihre Analyse der totalen Herrschaft reagiert und welche alternativen Modelle des Politischen sie vorschlägt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Totalitarismus, Hannah Arendt, politische Philosophie, Massengesellschaft, Ideologie, Terror, Politikbegriff, Nationalsozialismus, Stalinismus.
- Arbeit zitieren
- Christoph Marx (Autor:in), 1998, Analyse der Totalitarismustheorie von Hannah Arendt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14663