Anne Löwenstein-Wertheim-Freudenberg - Die fliegende Prinzessin

Eine unvergessene britische Luftpionierin war Anne Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1864-1927), geborene Savile. Sie kam bei ihrem Versuch, in reiferem Alter als erste Frau über den Atlantischen Ozean zu fliegen, ums Leben. Etliche frühe Fliegerinnen wussten die finanzielle Unterstützung der Prinzessin bei wagemutigen Flügen sehr zu schätzen.

Lady Anne Savile kam am 25. Mai 1864 in Methley Park bei Leeds in Großbritannien zur Welt. Ihr Vater war John Charles George Savile, 4th Earl of Mexborough of Lifford, ihre Mutter Agnes Louisa Elizabeth Raphael. Anne wurde am 15. April 1897 die Ehefrau des deutschen Fürsten Ludwig Karl Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1864-1899). Anne Löwenstein-Wertheim war eine begeisterte Hobby-Pilotin, unternahm einige Langstreckenflüge und unterstützte ihr Leben lang großzügig finanziell Unternehmungen früher Fliegerinnen.

Nachdem dem amerikanischen Piloten Charles A. Lindbergh (1902-1974) im Mai 1927 als Erstem mit einem Flug von New York City (USA) nach Paris (Frankreich) die Überquerung des Atlantiks gelungen war, hatte die Prinzessin einen Traum: Sie wollte zwei Monate später als erste Frau den Atlantik über- fliegen. Als sie dieses kühne Vorhaben, verwirklichen wollte, war sie bereits 63 Jahre alt. Ihre Familie war davon nicht begeistert.

Zunächst wollte Anne Löwenstein-Wertheim selbst das Flugzeug über den Atlantik steuern, doch dann kamen ihr offenbar Bedenken über ihre fliegerischen Fähigkeiten. Kurzfristig engagierte sie zwei englische Piloten, nämlich Colonel Minchin und Captain Leslie Hamilton.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Musste im Oktober 1927 beim Atlantikflug notwassern: Ruth Elder (1902-1977)

Foto: Reproduktion eines Autogramms

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sie starb im Dezember 1927 beim Atlantikflug: Frances Wilson Grayson (um 1890-1927) Foto: Gallery of History, Las Vegas

Am 31. August 1927 starteten Anne Löwenstein-Wertheim und ihr zweiköpfiges Team in Upavon (England) mit einem einmotorigen Fokker-Eindecker zum Atlantikflug. Ihr Flugzeug trug den Namen des biblischen Erzengels Raphael. Vor dem Abflug sagte die Fürstin zu Reportern, sie sei stolz und gerührt, die erste Frau zu sein, die eine Atlantiküberquerung versuche.

Das Wetter am letzten Augusttag 1927 war gut. Lange blickten die zur Verabschiedung der Prinzessin und der beiden Piloten in Upavon erschienenen Menschen dem langsam in Richtung Westen entschwindenden Flugzeug nach. Niemand ahnte wohl, dass es kein Wiedersehen geben würde.

Bald nach dem geglückten Start in Upavon kam kein Lebenszeichen mehr von der Prinzessin und ihrer zweiköpfigen Mannschaft. Kein Schiff empfing einen Notruf. Alle Nachforschungen in den Weiten des Atlantiks verliefen erfolglos. Ab dem 2. September 1927 galt Anne Löwenstein-Wertheim über dem Atlantik als verschollen. Weder ihr Leichnam, noch der eines ihrer Piloten, wurde gefunden.

Die dreiköpfige Besatzung des Eindeckers „Raphael“ hatte ein ähnliches Schicksal wie 19 andere Flieger/innen erlitten, die 1927 in den Fluten des Atlantiks den Tod fanden. Zu denen, die beim Atlantikflug ihr Leben verloren, gehörte die amerikanische Pilotin Frances Wilson Grayson (um 1890–1927). In der Presse löste das spurlose Verschwinden der „Raphael“ eine leidenschaftliche Diskussion über den Sinn oder Unsinn solcher Rekordflüge aus.

Die erste Frau, der später der Flug über den Atlantik geglückt ist, war die amerikanische Pilotin Amelia Earhart (1897–1937). Sie flog am 20. Mai 1932 in 14 Stunden 56 Minuten von Harbor Grace in Neufundland bis fast nach Londonderry in Nord irland. Damit war sie der erste Mensch, der zweimal in der Luft den Atlantik überquert hatte: einmal als Passagier (1928) und einmal als Pilotin (1932).

[...]